Kalte Wut
Schlamm gefüllten Graben am Straßenrand.
Dann nahm er ein Taschentuch, bückte sich und hob das Messer an der Klinge auf. Er hielt es hoch, als Winter sich in eine aufrechte Position mühte. Winter starrte durch seine beschlagene Brille hindurch auf Mariers verschwommenen Umriß.
»Ich brauche einen Arzt …«
»Rufen Sie den Nationalen Gesundheitsdienst an. Ihr Autoschlüssel liegt in dem Graben dort. Das Messer nehme ich mit, mit Ihren Fingerabdrücken auf dem Griff, für den Fall, daß wir Beweise gegen Sie brauchen. Schönen Gruß an Martin …«
8
»Bei Ebbe verwandelt sich dieser Priel in einen gefährlichen Morast«, bemerkte Newman, als sie vom Parkplatz herunterfuhren.
»Passen Sie nur auf, daß Sie mit der verführerischen Lisa Trent nicht in einen gefährlichen Morast geraten«, spottete Paula.
»Wobei mir etwas einfällt«, erwiderte Newman. »Könnten Sie, wenn wir zu dieser Telefonzelle in der Nähe des Berkeley Arms kommen, Monica noch einmal anrufen? Wenn Sie wollen, kann ich es auch selbst tun …«
»Sagen Sie mir nur, was Sie wollen«, sagte Paula.
»Ich möchte, daß Monica versucht, etwas über Lisa Trent herauszubekommen. Wir haben nur wenige Anhaltspunkte, aber wir kennen die Art von Firma, für die sie arbeitet.«
»Für Monica wird das reichen. Sie wird genau wissen, an wen sie sich wenden muß, um in diese Welt einzudringen. Und ich dachte, Sie wären völlig hingerissen von ihr.«
»Sie sieht gut aus«, gab Newman zu. »Und durchaus möglich, daß sie all das, was zu sein sie vorgab, tatsächlich ist. Aber daß sie so kurz nach unserer Ankunft in dem Bistro erschien, ist ein merkwürdiger Zufall.«
»Der Gedanke ist mir auch gekommen«, bemerkte Tweed vom Fond des Mercedes aus. »Und ein weiterer merkwürdiger Zufall ist, daß sie angeblich in der gleichen Branche tätig ist, in der auch Jean gearbeitet hat. Seltsam, daß sie den Namen Reed & Roebuck nicht kannte.«
»Es sei denn«, vermutete Paula, »sie kennt ihn und weiß, daß Jean für sie gearbeitet hat und was mit ihr passiert ist. Vielleicht wollte sie nicht in die Sache hineingezogen werden, indem sie über diese Firma redete.«
»Ich glaube«, sagte Tweed mit tiefer Genugtuung, »daß jetzt weitere Glieder der Kette zum Vorschein kommen. Der Gegner weiß, daß wir auf der Bildfläche erschienen sind.«
»Auf jeden Fall wird er es wissen, wenn Marier mit diesem Winter fertig ist«, sagte Newman. »War das ein kluger Schritt?«
»Es war ein wohldurchdachter Schritt«, teilte Tweed ihm mit.
»Diese Kerle, wer immer sie sein mögen, bleiben gern in Deckung. Nehmen Sie nur die beiden völlig unterschiedlichen Beschreibungen, die wir von diesem Gulliver bekommen haben, der angeblich Cleaver Hall verwaltet. Im Berkeley Arms war ein kleiner, dicker Mann mit rundlichem Gesicht. Und jetzt, im Bistro, ist er so dürr wie eine Bohnenstange. Also – existiert Mr. Gulliver überhaupt? Wenn ja, wie sieht er in Wirklichkeit aus?
Und dann der geheimnisvolle Mann an der Spitze – er fliegt in einem kombinierten Land- und Wasserflugzeug durch die Gegend, das Fenster mit Spiegelglas hat, weshalb der Wirt im Bistro nicht hineinschauen konnte.«
Newman hatte an der Ausfahrt des Parkplatzes angehalten, wo er entweder nach links zum Priel oder nach rechts zum Berkeley Arms abbiegen konnte.
»Also wohin jetzt?« fragte er.
»Paula kann Monica später anrufen. Warten Sie einen Moment, während ich kurz mit Butler und Nield spreche.«
»Wir sollten ein Handy haben wie Lisa Trent«, erklärte Paula, als Tweed ausstieg.
»Die mag ich nicht«, sagte er. »Heutzutage können alle Anrufe abgehört werden …«
Nach einer sehr kurzen Unterhaltung mit Butler und Nield kehrte er in den Wagen zurück.
»Sie haben doch Ihre Filmkamera dabei?« erkundigte er sich bei Newman. »Gut. Biegen Sie links ab, umrunden Sie hinter Cleaver Hall den Priel und fahren Sie dann zurück, bis dicht an das Tor heran, aber parken Sie unterhalb der Mauer. Dann steigen Sie aus und filmen das Haus durch die Stäbe des Tors hindurch.
Butler und Nield sind in der Nähe, falls es zu Handgreiflichkeiten kommen sollte.«
»Welchen Sinn soll das haben?« fragte Newman, als er in Richtung Priel abbog.
»Ein Feuer anzünden – sie ein bißchen anräuchern. Wir gehen jetzt in die Offensive. Feuer frei aus allen Rohren …«
Tweed und Paula saßen in dem in der Deckung der Mauer geparkten Mercedes, dessen Kühler in Richtung Bosham und Chichester zeigte. Paula warf
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