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Kalte Wut

Kalte Wut

Titel: Kalte Wut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colin Forbes
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sein.«
    »Das hört sich an, als wären Sie Ärztin«, sagte Newman, wobei er sich mit einem breiten Lächeln vorlehnte.
    »Das wäre nichts für mich. Dazu gehört Verstand und die Fähigkeit, wie eine Verrückte zu lernen …«
    Zieh keine Schau ab, dachte Paula bissig. Du bist ziemlich intelligent und deiner selbst teuflisch sicher.
    »… nein, ich betreibe Recherchen für eine Firma von Finanzberatern«, fuhr Lisa Trent fort. »Bitte, nennen Sie mich Lisa. Ich fühle mich ziemlich einsam hier draußen. Nicht gerade wie in einem Altersheim, aber viel fehlt nicht daran.«
    »Hört sich nach einem höchst ungewöhnlichen Beruf an«, erwiderte Newman. Er erinnerte sich, daß Jean Cardon eine ähnliche Funktion gehabt hatte. »Was genau haben Sie zu tun?«
    fuhr er fort.
    »Ich bekomme den Namen einer Firma, über die sich jemand Sorgen macht. Ich erforsche ihre Aktivitäten – versuche, mit ihren wichtigsten Leuten in Kontakt zu kommen, damit ich einen Bericht über sie schreiben kann. Um es unverblümt auszudrücken:
    Ich halte Ausschau nach Gaunern. Außerdem lese ich Bilanzen, unter der Annahme, daß sie die Zahlen manipuliert haben. Oh, verdammt …«
    Ihr Handy piepte. Sie sagte: »Entschuldigen Sie mich. Ich werde es kurz machen.«
    Ihr Anteil an dem Gespräch war eine Folge von »Ja« und »Nein«. Einmal bat sie den Anrufer, etwas zu wiederholen, um sicherzugehen, worauf er hinauswollte. »Einverstanden«, beendete sie das Gespräch.
    »Tut mir leid«, sagte sie zu allen. »Können Sie das glauben? Da bin ich nun hergekommen, um der ganzen Hektik zu entfliehen – ich bin im Millstream Hotel abgestiegen –, und jetzt muß ich noch heute nachmittag nach London zurückfahren. Und da steht mir ein einsames Abendessen bevor.«
    »Wie wäre es, wenn Sie mit mir essen würden?« fragte Newman. »Wir könnten in Browns Hotel in der Albemarle Street gehen – sofern Sie nicht etwas vorziehen, wo mehr Betrieb herrscht.«
    »Browns? Wundervoll.« Lisa wendete den Blick zur Decke, als schaute sie in den Himmel. »Ich war schon zu dem berühmten Tee dort, aber noch nie zum Abendessen. Der Speisesaal wirkt so behaglich.«
    »Paßt Ihnen sieben Uhr? Ich werde im Foyer am Albemarle Street-Eingang auf Sie warten.«
    »Abgemacht.«
    Lisa beugte sich vor und reichte Newman die Hand. Dann sah sie Tweed an und verzog das Gesicht.
    »Es sieht so aus, als hätte ich die Unterhaltung an mich gerissen. Hoffentlich bin ich Ihnen nicht allzu lästig gefallen.«
    »Ich glaube, ich beneide Bob um seine Gesellschaft beim Essen«, sagte Tweed galant.
    Lisa preßte die vollen roten Lippen zusammen. Sie warf einen Blick auf die Uhr, leerte ihr Glas Weißwein, schob ihren Stuhl zurück. Tweed sprach ohne jede Vorwarnung.
    »Kennen Sie eine Firma, die Reed & Roebuck heißt? Sie arbeitet in derselben Branche wie Sie.« Lisa schüttelte den Kopf.
    Tweed nickte.
    Lisa runzelte die Stirn und warf einen Blick auf Paula, die sie von der Seite her musterte. Lisa Trent war ein sehr erfreulicher Anblick, das mußte sogar sie zugeben.
    »Tut mir leid, aber ich muß jetzt los. Packen, und dann auf dem schnellsten Weg zurück in den Streß der großen Stadt.«
    »Also dann bis heute abend um sieben bei Brown’s«, sagte Newman, der aufgestanden war, als Lisa sich zum Aufbruch fertigmachte.
    Beim Verlassen des Bistros bewegte sie sich mit langen Schritten und strahlte Energie und
joie de vivre
aus. Tweed wartete ein paar Minuten, dann trat er an das auf die Terrasse hinausgehende Fenster. Der Sturm hatte nachgelassen, und die Flut lief ab und ließ sumpfige, grasbewachsene Inseln zurück. Er kehrte an den Tisch zurück und teilte es den anderen mit.
    »Wenn das so ist«, sagte Marier, »werde ich die Herrschaften jetzt verlassen. Vielleicht habe ich das Glück, unserem Freund Winter zu begegnen …«
    Marier wartete in seinem Sierra auf halber Höhe der zu dem Priel hinunterführenden Anhöhe und beobachtete, hinter das Lenkrad geduckt, den Eingang zu Cleaver Hall, ein riesiges, hohes, schmiedeeisernes Doppeltor. Er richtete sein Fernglas auf das geschlossene Tor. Dahinter sah er Wachmänner, die mit gefährlich aussehenden Hunden über das Gelände patrouillierten.
    »Ihr habt etwas zu verbergen, Leute«, sagte er zu sich selbst.
    Ein paar Minuten später sah er, daß einer der Torflügel langsam aufschwang, ohne daß jemand ihn bewegte. Offenbar wurde das Tor elektronisch gesteuert. Winter, in dieser Entfernung eine winzige Gestalt, ging hinaus zu

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