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Kalter Amok

Titel: Kalter Amok Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David L. Lindsay
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meist nur mit einem Kerl, und ihre Kunden haben das Gefühl, als kauften sie sich eine geheime Nacht bei einem schicken Mannequin oder Fotomodell. Also ein exklusives Erlebnis für den Freier. Eine wirklich tolle Sache, sozusagen.«
    Er grinste, aber die anderen blieben ernst.
    »Das stimmt nicht ganz mit dem überein, was Maureen sagte«, fuhr Haydon fort.
    »Wieso?«
    »Sie hat gesagt, daß dort von Zeit zu Zeit andere Mädchen gewohnt haben. Der Callgirl-Typ, den du beschreibst, steht im Widerspruch zu den Mädchen, die dort Schlafgäste gewesen sind. Damit hat Maureen sicher nicht das Beste gemeint, was der ›Sonnengürtel‹ bieten kann. Außerdem hat sie gesagt, daß sie sie nicht kennt. Ist denn nicht anzunehmen, daß sie alle besseren Callgirls kennt?«
    »Vielleicht, vielleicht auch nicht. Sie würde sie kennen, wenn sie aus Houston stammten.«
    »In dem Bericht über dein Gespräch mit ihr ist mir aufgefallen, daß sie nervös geworden ist, nachdem du sie gebeten hast, sie möchte dir Einzelheiten über diese Mädchen berichten.«
    »Ja, das stimmt. Sie war von da an ziemlich verschlossen.«
    »Vielleicht ging es dabei gar nicht um die Identität dieser Mädchen. Vielleicht wurde sie nur deshalb nervös, weil sie damit einer ganz anderen Art von Frauen in die Nähe rückte.« Haydon drehte sich um und nahm den Hörer von Dystals Telefon ab. Er wählte eine Nebenstelle im Haus und wartete.
    »Hier Detective Haydon vom Morddezernat. Murray wollte für mich ein paar Vergrößerungen herstellen. Sie müßten inzwischen fertig sein. Können Sie sie raufschicken in Lieutenant Dystals Büro? Danke.«
    Haydon gab keinerlei Erklärungen ab, sondern starrte wieder auf den Boden. Er wartete. Dystal war das angenehm, und seine Stiefelspitze begann im Takt eines Westernsongs zu wippen, den niemand außer ihm hören konnte. Hirsch sah etwas in seinen Notizen nach, und Mooney knetete seinen Magen.
    Eine stämmige Frau in Uniform klopfte an das Fenster des Büroabteils und kam mit einem dicken, großen Umschlag herein. Haydon stand auf, nahm den Umschlag entgegen, bestätigte den Empfang und dankte der Frau. Sie verschwand und hinterließ einen deutlichen, beinahe sichtbaren Geruch nach Körperpuder und Lippenstift.
    Haydon nahm die Gummibänder von der Umschlagklappe und zog das Bündel Fotos heraus. Die monochromatischen Bilder sahen im Format achtzehn mal vierundzwanzig noch bizarrer aus. Haydon betrachtete eines nach dem anderen sehr eingehend und gab es dann weiter. Es war, als hätten sie es mit völlig anderen Bildern zu tun. Jetzt sah man plötzlich Objekte und Personen, die einem beim Betrachten der kleineren Abzüge gar nicht aufgefallen waren. Die Fotos waren nach ihren Farben geordnet: je vier in rot, gelb und blau. Jedes Foto hatte eine Nummer auf einem Aufkleber in der rechten oberen Ecke. Jede Farbgruppe war von eins bis vier durchnummeriert. Am Ende des Stapels kamen die Vergrößerungen von Gesichtern und bemerkenswerten Details. Auch sie waren beziffert, aber nicht mit Zahlen, sondern mit Buchstaben. Und es waren keine gleichmäßigen Stapel in den drei Farben, weil einige der Fotos mehr Details lieferten als andere; dennoch hatte man sie nach Farben geordnet.
    An der ersten Ausschnittsvergrößerung hing eine Notiz. »Das Korn hielt besser, als ich gedacht habe, daher habe ich für die Vergrößerungen auch das Format achtzehn-vierundzwanzig gewählt. Übrigens erledige ich keine Eilaufträge mehr für Sie, wenn Sie sie dann doch nicht zur vereinbarten Zeit abholen. RM.«
    Haydon betrachtete die Ausschnitte genauer als die Gruppenfotos. Es gab sehr wenige vollständige und erkennbare Männerköpfe, aber die Frauen waren oft von vorne oder unverdeckt im Profil getroffen worden. Seltsamerweise bildete Sandy Kielman eine Ausnahme. Ihr Gesicht war nur halbverdeckt auf dem einen Foto im blauen Zimmer zu erkennen, wo Mooney sie identifiziert hatte. Aber es gab noch eine Ausnahme, und Murray hatte sie nicht übersehen: ein Mädchen mit einer dunkleren Haut als die der Kielman; ihr Körper war äußerst anmutig, selbst in den wildesten Verrenkungen des Geschlechtsverkehrs, die in den Archivfotos des Sittendezernats oft häßlich aussahen, so hübsch sie in gestellten Film- und Pornofotoszenen wirken mochten.
    Da ihr Gesicht nie zu sehen war, hatte sich Murray auf ihren Körper konzentriert und einige Detailvergrößerungen geliefert. Vor allem ein Detail tauchte gleich dreimal auf: ein amöbenförmiger Fleck in

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