Kalter Amok
Ich möchte nicht direkt auf sie losgehen, bevor wir genau wissen, was wir da tun.«
»Besuchen Sie lieber diesen Guimaraes«, sagte Dystal zu Haydon. »Und wir sollten uns vielleicht auch ein bißchen um dieses Importgeschäft von Longoria kümmern.«
Haydon kaute an der Innenseite seiner Unterlippe. »Ja. Ich muß Guimaraes besuchen und außerdem das Partyhaus noch einmal durchsuchen.« Er schüttelte den Kopf. »Wegen dieser Tollwut-Geschichte.«
»Denken wir darüber ein bißchen nach«, sagte Dystal und knurrte leise, als er sich zwischen den Schenkeln kratzte. »Wer kommt in Kontakt mit Tollwut? Wilde Tiere. Haustiere. Und wer kommt in Kontakt mit Haustieren und wilden Tieren? Veterinäre. Tierärzte. Das Personal im Tierpark.«
»Ach, praktisch jeder, der einen Pudel besitzt«, warf Mooney dazwischen.
»Stimmt«, räumte Dystal ein. »Aber wer kommt regelmäßig mit Tieren und Tollwut in Kontakt? Tierärzte.«
»Das Kundenbuch, das wir im roten Zimmer gefunden haben«, sagte Hirsch zu Haydon. »Wir könnten die Berufe überprüfen.«
»Gut. Es enthält zwar keine Familiennamen, aber die Telefonnummern. Wir könnten anrufen und durch irgendeinen Trick die entsprechenden Informationen bekommen. Könntest du damit anfangen, sobald du im Leichenhaus fertig bist, Leo?«
»Ich habe einen Freund, der zwei Bassets besitzt«, sagte Mooney. »Er ist ein Geizhals und bringt sie nicht zum Tierarzt. Er kauft das Tollwutserum in einer kleinen Apotheke in der Nähe seines Hauses und spritzt die Tiere selbst. Kann man vom Serum Tollwut bekommen?«
»Nach Auskunft von Van – ja. Unter Umständen.«
»Dann müßten wir praktisch alle Apotheken überprüfen, die das Zeug verkaufen. Nachsehen, wer es regelmäßig kauft. Vielleicht in größeren Mengen als üblich. Oder öfter als einmal im Jahr. Ein Hund braucht nur einmal jährlich geimpft werden.«
»Exzellent. Außerdem sollten wir jede Klinik, jede Notaufnahmestation und jedes Notkrankenhaus in der Stadt benachrichtigen und veranlassen, daß wir unverzüglich verständigt werden, sobald eine Person, die unter dem Verdacht steht, als Prostituierte zu arbeiten, dort wegen irgend etwas behandelt wird. Das gleiche gilt für das Sittendezernat, Ed. Sag deinen Leuten, sie sollen uns sofort benachrichtigen, wenn sie einer Prostituierten begegnen, die krank ist, auch wenn es aussieht wie eine Erkältung, ein Durchfall, oder was weiß ich. Schickt sie zum Arzt, bis man weiß, was ihr fehlt.«
Haydon wandte sich an Dystal. »Können Sie uns jemanden besorgen, der uns die Arbeit mit dem Tefonieren abnimmt? Da sind die Apotheken, die Krankenhäuser und Kliniken, die Torres’ im Telefonbuch. So etwas nimmt viel Zeit in Anspruch. Und sollen wir Longorias Haus bewachen lassen?«
»Ich glaube, an diesem Punkt können wir alle diese Maßnahmen rechtfertigen«, sagte der Lieutenant. Er hatte sein Taschenmesser herausgenommen und benützte die Innenseite seines rechten Stiefels als Abziehleder. »Füttert die Informationen in den Computer, so schnell wie möglich. Ich setze einen Bericht auf und lasse den Captain wissen, was da vor sich geht. Die Sache könnte uns aus der Hand gleiten, ehe wir es merken, und er würde Himmel und Hölle in Bewegung setzen, wenn es ihn unvermittelt trifft. Okay?«
»Stuart«, begann Mooney wieder und schaute auf die Fotos auf Dystals Schreibtisch, »ich möchte Kopien davon machen lassen. Es wäre vielleicht sinnvoll, ein paar der Mädchen noch einmal zu besuchen, mit denen ich schon gesprochen habe.«
»Fein. Du und Leo, ihr geht hinunter und besorgt euch von Murray, was ihr braucht – jetzt gleich. Und sag ihm, ich bin ihm dankbar für seine hervorragende Arbeit.«
»Braucht ihr noch etwas von mir, bevor ich gehe?« fragte Hirsch.
»Nein, momentan nicht.«
Die drei Kriminalbeamten schauten Dystal an, der sich noch immer in seinem Sessel flezte und mit dem Messer kleine Härchen von seinem Unterarm säbelte. Er blickte hoch und schüttelte den Kopf.
»Nein, mir fällt nichts mehr ein. Ich kümmere mich um die Überwachung des Hauses und besorge Leute fürs Telefonieren. Aber haltet mich auf dem laufenden, ja? In sämtlichen Dingen.«
Sie standen auf, um zu gehen.
»Eines noch«, sagte Dystal. »Roland Silva hat vor einer Stunde angerufen und berichtet, daß Walther im Streifenwagen auf einmal zu kotzen angefangen hat. Silva hat ihn sofort ins Ben Taub gefahren. Mehr weiß ich nicht darüber.«
»Du lieber Gott«, sagte
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