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Kalter Fels

Kalter Fels

Titel: Kalter Fels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Koenig
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sind.«
    »Was könnte falsch an ihnen sein?«, fragte Schwarzenbacher.
    »Ich habe angedeutet, worum es geht. In beiden Fällen handelt es sich um Beamte, die die Ermittlungen nicht geleitet, sondern nur assistierend begleitet haben. Gleichwohl könnten sie etwas zu sagen haben. Polizeihauptmeister Riml war in die Rofan-Ermittlung involviert. Er ist mittlerweile in Pension. Ich hatte das Gefühl, er würde Ihnen freimütig etwas erzählen – nur: Er hat nicht viel zu erzählen. Aber vielleicht kommen Sie da ja weiter. Und der andere …«
    Kröninger musste zweimal heftig niesen. Schwarzenbacher nahm den Hörer vom Ohr und hielt ihn ein Stück von sich weg.
    »Der andere ist ein gewisser Manfred Ipflinger. Junger Beamter noch. Verständlich, dass er in nichts hineingeraten möchte. Er war einbezogen in die Erstermittlungen in der Unfallsache Dahmann. Ein Deutscher, der im Kaisergebirge verunglückt ist. Zumindest war das die Lesart am Unfallort. Doch wie es scheint, brennt diesem Ipflinger etwas auf der Seele, etwas, das ihn mit seiner Loyalität gegenüber seiner Dienststelle in inneren Konflikt bringen könnte. Er wirkte auf mich etwas ängstlich, unsicher. Aber er ist bereit, mit Ihnen zu reden. Sie sollen ihn anrufen.«
    »Ich würde ihn lieber persönlich treffen«, sagte Schwarzenbacher.
    »Versuchen Sie es«, gab Kröninger zurück. Schwarzenbacher schrieb sich die Telefonnummern auf, die ihm der Staatsanwalt durchgab, und sagte: »Ich werde es versuchen. Vielen Dank. Ich melde mich wieder.«
    »Halt«, sagte Kröninger. »Warten Sie noch einen Moment. Ich muss Ihnen noch etwas sagen.«
    »Bitte«, sagte Schwarzenbacher. »Ich bin ganz Ohr.«
    »Das klingt jetzt vielleicht so, als würde ich meine Ermittlungen von damals schönreden wollen. Aber darum geht es nicht. Vielleicht haben Sie recht mit Ihren Verdächtigungen, mit Ihren Vermutungen, dass es sich nicht um Unglücksfälle gehandelt hat. Vielleicht haben Sie aber auch nicht recht. Ich will die Richtigkeit Ihrer Vermutungen gar nicht in Abrede stellen. Aber ich will, dass Sie sich nicht auf falsche Fährten verirren. Von den Fällen, die Sie mir genannt haben, könnte es sich meines Erachtens bei einem oder zweien um Morde handeln. Schlimm, dass wir damals nicht darauf gekommen sind. Doch ich glaube nicht an eine Serie. Bitte …«
    Der alt gewordene Jurist schniefte, Schwarzenbacher hielt den Hörer vorsorglich wieder weg, aber es kam kein Niesen mehr.
    »Was ich sagen will: Lassen Sie bitte bei allem kriminalistischen Eifer nie die Möglichkeit außen vor, dass es sich bei einigen dieser Fälle um nichts anderes als tragische Unglücksfälle handeln könnte.«
    »Ich bin mir dessen bewusst«, sagte Schwarzenbacher. »Aber genau das bereitet mir Kopfzerbrechen. Alles ist in der Schwebe, und doch sagt mir mein Gefühl, dass ich nicht völlig falschliege … Ich danke Ihnen jedenfalls, dass Sie mir geholfen haben. Ich weiß das sehr zu schätzen. Und ich werde Ihnen berichten, sobald ich mit den Beamten gesprochen habe.«
    »Viel Erfolg!«, sagte Kröninger.
    Diesen Ipflinger würde er als Ersten anrufen, dachte Schwarzenbacher, nachdem er aufgelegt hatte. Aber jetzt noch nicht. Jetzt brauchte er erst einmal eine Stunde Ruhe und Zeit, um nachdenken zu können. Er holte die CD »In this House, on this Morning« aus dem Regal, ein Konzept-Album von Wynton Marsalis und seinem Septett, und drehte die Anlage viel lauter auf, als seine Nachbarn das gerne hatten.
    Das ist für mich wahrscheinlich so ähnlich, dachte er, wie wenn den Bergsteigern weit oben der Wind um die Ohren pfeift. Wenn alles gut geht, bläst einem das den Kopf wieder frei.
    ***
     
    Ferdinand hatte viel riskiert, als er bei Tageslicht zu Marianne Grasberger gegangen war.
    Jetzt, wo sie tot war, erschlagen in ihrem Blut lag, das aus einer klaffenden Schädelwunde sickerte, wollte er das Risiko, gesehen und erkannt zu werden, kein zweites Mal eingehen.
    Sepperl kam herangetrottet, schaute sein totes Frauchen fragend an, sah genauso fragend zu Ferdinand. Doch da er keine wie auch immer geartete Antwort bekam, trollte er sich wieder.
    Ferdinand aß die restlichen Kekse aus der Schale. Aber selbst das Schlucken bereitete ihm Schmerzen in der Brust. Immerhin war er in der Lage gewesen, sich aufzurichten, hinzusetzen, seine Gedanken zu ordnen. Er öffnete seine Hose und schob sie langsam von den Beinen. Dort, wo sie ihn mit dem Messer getroffen hatte, klaffte eine tiefe Wunde. Es erstaunte ihn

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