Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Kalter Fels

Kalter Fels

Titel: Kalter Fels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Koenig
Vom Netzwerk:
klar.«
    »Mir geht es ähnlich«, sagte Strolz. »Ich hab dabei zwar nicht so viel durchgemacht wie du, aber es hat mir völlig gereicht. Es war das verdammt schlimmste Erlebnis, gefesselt in der Hütte zu liegen, zu wissen, ein Mensch war im Stockwerk darunter erschossen worden, und immer die Angst zu haben, dieses Arschloch könnte zurückkommen und auch mir eine Ladung Schrot in den Kopf oder den Rücken jagen …«
    »Hör auf«, sagte Marielle leise. »Hör bitte auf damit.«
    »Entschuldige«, sagte Strolz. »Bitte entschuldige.«
    »Schon gut. Aber du verstehst, dass ich nicht mehr allzu viel daran denken will.«
    »Nur zu gut verstehe ich das. Aber erzähl: Was machst du sonst eigentlich zurzeit?«
    Marielle erzählte vom Winter in den Calanques, von ein paar Skitouren, die sie unternommen hatte, vom Studium und dass sie jetzt mit Pablo zusammenwohnte, in der Pacherstraße …
    »Ja, genau, gegenüber vom Elektro Hausberger.«
    Sie erzählte nichts von ihren Aktivitäten mit Reuss und Schwarzenbacher, sagte nichts von mysteriösen Steinschlagopfern und erwähnte keine der unzähligen Fragen, die sich in diesem Zusammenhang stellten. Zwar spürte sie, dass Peter Strolz vielleicht da und dort behilflich sein könnte, Antworten zu liefern – er war ein äußerst erfahrener Bergführer und in allen Gebirgsgruppen Tirols wirklich daheim –, aber zugleich wäre es ihr komisch vorgekommen, nicht erinnert werden zu wollen an die Schattenwand und dennoch in kriminalistische Ermittlungen verstrickt zu sein.
    Sie fragte ihn nur um seine Meinung bezüglich Skitouren im tieferen Karwendelgebirge. Und er wies sie auf die Gefahr durch Grundlawinen hin und riet ihr ab.
    »Als Skitourengebiet habe ich das innere Karwendelgebirge nie gemocht. Lawinen sind einfach unberechenbar. Egal, wie viele Kurse man besucht hat und wie viele Fachbücher man dazu gelesen hat. Wenn du was Schönes machen willst, dann steig das Dammkar rauf, von Mittenwald aus, und fahr wieder runter. Tolle Abfahrt. Bin mir aber gar nicht sicher, ob noch genug Schnee drinliegt. Musst dich halt umhören.«
    Sie dankte ihm und erkundigte sich noch, ab wann es denn überhaupt ratsam sei, ins Karwendel zu gehen. Zum Beispiel zur Lamsenspitze. Weil sie da schon immer einmal raufwollte. »Ich meine gar nicht mit Ski, ruhig zu Fuß …«
    »Also, ich würde sagen, nicht vor Mitte/Ende Juni. Heuer war der Winter nicht gar so hart und ergiebig. Da gehe ich davon aus, dass es ab Mitte Juni gefahrlos möglich sein müsste.«
    Sie versprachen, demnächst wieder miteinander zu telefonieren und vielleicht auch mal einen Kaffee in der Stadt zu trinken.
    »Bist auch manchmal im Tivoli?«, fragte Strolz. Er meinte das Tiroler Kletterzentrum beim Stadion, wo auch die Spitzenleute des Landes – und davon gab es einige – in den Wintermonaten trainierten.
    »Nein«, sagte Marielle. »Da bin ich eher selten. Ich mag ja das Hallenklettern nicht so besonders. Ich brauch die Natur um mich herum. Den Wind, die Wärme, die Kälte, den Geruch von Wald, Fels oder Schnee. Wenn ich mal in die Halle gehe, dann meistens in den Pulverturm, draußen am Flughafen. Da bin ich noch am liebsten.«
    »Dann treffen wir uns doch mal im Pulverturm«, sagte Strolz. »Meld dich, wenn du jemand zum Klettern brauchst. Und wenn jetzt die Tage länger werden, könnten wir ja auch mal am Spätnachmittag an der Martinswand etwas machen. Nur am Wochenende, da geht kaum was bei mir. Da bin ich schon fast das ganze Jahr als Führer verplant.«
    »Okay«, sagte Marielle. »Ich melde mich.« Und sie meinte es so.
    * * *
     
    Damit hatte Schwarzenbacher nicht ernsthaft gerechnet: dass Kröninger, der Staatsanwalt im Ruhestand, sich melden würde. Den Besuch bei ihm hatte er, nicht zuletzt auch wegen des alkoholischen Nachspiels, in schlechter Erinnerung. Jedenfalls hatte er sich wenig Hoffnungen auf Unterstützung gemacht.
    »Ich habe Ihnen ja gesagt, Herr Kollege – es ist Ihnen doch recht, wenn ich Sie als Kollege bezeichne, beide a. D., aber beide immer noch im Dienst der Sache … Ich darf Ihr Schweigen als Zustimmung werten … Nun, ich habe ein wenig herumtelefoniert. Habe herausgefunden, wer damals die jeweiligen Ermittlungen geleitet hat …«
    Schwarzenbacher spürte Erregung in sich aufsteigen.
    »In der Sache am Achensee und der im Kaisergebirge bin ich fündig geworden. Was heißt fündig – ich kann Ihnen Ansprechpartner geben und dabei nur hoffen, dass es die richtigen für Sie

Weitere Kostenlose Bücher