Kalter Hauch (Ladykrimi) (German Edition)
nicht sicher, ob ich Ronald darüber informieren sollte.
Jedenfalls sprach ich mit ihm. Wir wanderten durch den Park von Hornsbury. Er war sehr viel gepflegter als der von Highmoral. Vielleicht wirkte er auch nur so auf mich, da er erst in sehr viel späterer Zeit angelegt worden war, in der sich der Stil von Gartenanlage gewandelt hatte.
Ich erzählte Ronald von meiner Vermutung, dass Miriam in Wahrheit vielleicht nicht Miriam war.
»Ich kann es nicht beurteilen«, meinte Ronald. »Ich habe Miriam kurz vor Peggys Tod das letzte Mal gesehen. Gemocht hat sie mich nie. Unsere Kontakte beruhten wohl eher auf gesellschaftlichen Zwängen. Die sind mit Peggys Tod erloschen.«
»Aber halten Sie das für möglich?«
»Ich weiß nicht«, sagte er. »Eigentlich kaum.«
Ich platzte damit heraus, dass ich Miriam beim Sanatorium gesehen hatte. Und ich sagte, dass Peggy früher öfters dort gewesen war, was ich ja von Kendal wusste.
»Dann gibt es eine Verbindung«, stellte Ronald fest. »Eine Verbindung der Familie Lancester mit diesem Sanatorium. Ich muss dazu sagen, dass Gerüchte darüber umgehen, einflussreiche Familien des Landes würden ihre - sagen wir -peinlichen Mitglieder in Sant James abstellen. Aber ich frage mich, ob es in der Familie Lancester solche peinlichen Mitglieder gab? Die Schwestern Lancester waren die Glanzpunkte auf allen Veranstaltungen, auf Partys, sogar bei Hof. Immer untadelig und unangetastet. Was hatten also - wenn überhaupt - die Lancesters zu verbergen?«
»Das ist es, was ich mich frage«, sagte ich,
»Sie sollten mir alles sagen«, meinte Ronald. Er nahm meine Hand. Ich sah ihm in die Augen. Ein wohliger Schauer überrieselte mich. »Oder vertrauen Sie mir etwa nicht?«
»Doch - doch - schon«, stammelte ich. »Aber ich ...«
»Ich halte es für durchaus gefährlich, ein solches Geheimnis zu ergründen. Sie würden sich, vergessen Sie es bitte nicht, mit einer der mächtigsten Familien des Landes anlegen. Und Miriam, oder wer immer sie sein mag, zur Feindin zu haben, stelle ich mir nicht gerade fein vor. Also ...?«
Zögernd berichtete ich ihm von Millys nächtlichem Besuch im Schloss, von ihrem geheimnisvollen Auftauchen und Verschwinden, von Miriams Wutausbrüchen und von alldem, was mich so durcheinander brachte.
»Dann sollten wir diese Milly aufsuchen«, sagte er entschlossen.
»Ich weiß nicht so recht«, meinte ich dazu. »Sie vertraut mir. Was ist, wenn ich plötzlich eine weitere Person hinzuziehe? Sie könnte misstrauisch reagieren, und ich würde gar nichts mehr erfahren.«
»Sie wollen also allein hingehen, Kate?«
»Ich denke, es ist das beste«, antwortete ich entschlossen. »Ich glaube nicht, dass ich durch dieses Treffen in Gefahr gerate. Im Übrigen bin ich kein besonders ängstlicher Mensch.«
Er lächelte amüsiert. »Das habe ich bereits bemerkt«, kommentierte er. »Im Gegenteil. Sie sind eher – risikofreudig.«
»Sie nicht?«
»Das kommt darauf an.«
»Worauf?«
»Ob sich ein riskanter Einsatz für mich lohnt«, bemerkte er ziemlich nüchtern. Ich war mit einem Male sehr verstimmt. Für ihn lohnte sich bei dieser Geschichte nichts. Für mich eigentlich auch nicht. Ich würde so oder so keinen Gewinn haben. Doch mir ging es um die Wahrheit. Sie herauszufinden, war mein Einsatz bei diesem vielleicht doch riskanten Unternehmen.
»Ich fürchte, ich verschwende meine Zeit«, sagte ich schroff. »Ich hätte gar nicht mit Ihnen darüber sprechen sollen. Entweder es interessiert Sie nicht. Oder ...« Ich brach ab.
»Oder - was?« Ich spürte, dass mich seine Hand umklammerte. »Oder was? Sagen Sie es? Denken Sie, ich hätte Peggy gemeinsam mit Miriam beiseite geschafft? Was hätte ich davon gehabt?«
Ich blies die Luft aus und wischte über meine Stirn.
»Lassen Sie uns nicht streiten«, bat ich.
»Sie haben angefangen«, beharrte Ronald.
»Sind wir eigentlich Kinder oder erwachsene Menschen?«, fragte ich. »Sie selber sagten mir, dass mit Peggys plötzlichem Freitod etwas nicht gestimmt hatte. Ich bin ebenfalls dieser Annahme. Zugegeben, wir haben beide nichts davon, wenn wir die Wahrheit herausfinden. Aber sollen wir auf halbem Weg umkehren?«
»Nein!«
»Also«, sagte ich trotzig. »Ich werde mit Milly sprechen. Und zwar allein.«
»Dann möchte ich wenigstens in Ihrer Nähe sein.«
»So besorgt um mich?« Ich fand den Spott in meiner Stimme kindisch.
»O ja, ich bin wirklich besorgt«, gab er zu. »Weil ich ...«
»Was?«, wollte ich wissen,
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