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Kalter Hauch (Ladykrimi) (German Edition)

Kalter Hauch (Ladykrimi) (German Edition)

Titel: Kalter Hauch (Ladykrimi) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Dean
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Ganz still war es darin eigentlich nie. Doch im Laufe meiner Anwesenheit hatte ich mich daran gewöhnt. Es war zum Verzweifeln. Vielleicht waren die Papiere bereits aufgefunden und vernichtet worden. Mein Forscherdrang aber ließ mich nicht aufgeben. Doch er ließ mich auch die Zeit und alle Vorsicht vergessen.
    Und dann! Aus einem dicken Buch fiel ein Umschlag. Er schien mehrere Blätter zu enthalten. Ich stellte das Buch zurück, ging zu dem kleinen Damensekretär und öffnete fieberhaft diesen Umschlag. Murmelnd las ich, und es fiel mir beinahe wie Schuppen von den Augen. Nicht um Zwillinge, sondern um Drillinge hatte es sich seinerzeit gehandelt. Peggy, Miriam und eine gewisse Silvie. Ich fand noch eine Erklärung von Lord Lancester, aus der hervorging, dass die zuletzt geborene Silvie offenbar durch Sauerstoffmangel einen Hirnschaden erlitten hatte und dass sie nach einem längeren Aufenthalt in einem Heim für geistig Behinderte in das James-Sanatorium verbracht worden war.
    Danach war sie in die Obhut von Dr. James Colliman gekommen. Über alles war der Deckmantel des Schweigens gebreitet worden. Die Lancesters hatten es sich leisten können, dass Silvie »verstorben« war.
    Die entsprechende Urkunde war von Dr. James Colliman ausgestellt. Gewiss hatte man ihm eine hohe Summe an Schweigegeld bezahlt, damit er diese Manipulation durchgeführt hatte.
    Den Rest konnte ich mir denken. Peggy musste von dieser Schwester erfahren haben. Vielleicht hatte sie die Collimans sogar mit ihrem Wissen erpresst? Als dann Silvie - wie auch immer - tatsächlich starb, verfiel Peggy auf die Idee, ihre Schwester Miriam auf diese Weise auszuschalten. Dabei musste sie sich nicht einmal die Finger richtig schmutzig machen, denn Mrs. Colliman stand ihr wohl hierbei zur Seite.
    Als Peggy besaß sie kaum noch etwas. Wie bekannt war, konnte sie keine Kinder bekommen. Also war es ihr Traum, das Vermögen zu bekommen und obendrein den Mann, den sie schon seit Langem liebte, nämlich Kendal. Ein ganz gemeiner Betrug! Sie hätte Miriam wohl ebenfalls sterben lassen können, musste jedoch Skrupel gehabt haben ...
    Jäh flammte das Licht auf. Mit einem Aufschrei des Entsetzens fuhr ich herum. Da stand sie. In ihren Augen blitzte es. Ich stopfte die Papiere rasch in den Ausschnitt meiner Bluse.
    »Nun weißt du es ja«, sagte Peggy. Es klang so, als habe sie in diesem Augenblick meinen Tod beschlossen. Zum ersten Mal bekam ich so richtig Angst.
    »Ja, ich weiß es«, gab ich zu. »Du bist Peggy, und in deinem angeblichen Sarg liegt eure Schwester Silvie, die du wahrscheinlich umgebracht hast ...«
    »Nein!«, rief Peggy schrill. »Nein, das habe ich nicht. Sie starb an einer Überdosis Tabletten, die sie gehortet und in ihrem Wahn eingenommen hatte. Die Colliman hat mich informiert. Miriam war in London. Versteh doch, ich war am Ende gewesen. Laut Miriam sollte ich in der Woche darauf das Schloss verlassen. Mir war nichts geblieben.«
    »Und dann ist dir diese Idee gekommen?«
    »Es war ganz leicht. Man hat die tote Silvie ins Schloss gebracht und in mein Bett gelegt. Ich kehrte als Miriam zurück. Niemand hat Verdacht geschöpft. Außer später du. Es war ein Fehler von Kendal, dich kommen zu lassen.«
    »Du solltest jetzt reinen Tisch machen. Ich bin sicher, Miriam wird dir vergeben!«
    Peggy lachte wild und unwirklich auf.
    »Ich brauche keine Verzeihung!«, stieß sie schrill und beinahe hysterisch hervor. »Was ich habe, lasse ich mir nicht nehmen. Wohin habt ihr Miriam gebracht? O ja, ich weiß, dass du und Hornsbury sie aus dem Sanatorium geholt habt. Man wird eine Fahndung einleiten und die arme Irre wieder dorthin zurückbringen, wo sie hingehört.«
    »Das wird man nicht!«
    »Man wird doch, meine Liebe. Es tut mir leid, wenn ich jetzt drastisch werden muss. Du hast mich in eine ausweglose Lage gebracht.«
    Dann sah ich den kleinen Revolver in ihrer Hand. Ganz ruhig war sie, diese Hand, und ich war wie versteinert. Langsam kam sie auf mich zu.
    »Unser Vater hat dafür gesorgt, dass es keine weiteren Urkunden gibt. Offiziell ist Silvie tot. Dass sie in einem Irrenhaus weiterleben durfte, ist kein Verbrechen. Unsere Familie hat viel Geld dafür bezahlt.«
    »Für einen Betrug!«
    Peggy lachte schrill. »Wer kann das jetzt noch beweisen? Mag ja sein, dass sich die Todesurkunde als gefälscht erweist. Die Colliman wird das sicherlich sogar bestätigen. Silvie ist aus dem Irrenhaus entkommen. Und dorthin wird man sie zurückbringen. Und

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