Kalter Hauch (Ladykrimi) (German Edition)
möglicherweise Miriam?«, fragte sich Ken. »Man sollte es herausfinden.«
»Das dürfte schwierig sein«, sagte ich. »Sollte Miriam etwas damit zu tun haben, würde ihr jede Nachforschung hinterbracht werden. Und ich kann mir nicht denken, dass so etwas euer Verhältnis nachhaltig verbessern würde.«
»Du hast recht, Kate«, pflichtete mir Ken bei. »Auf diesem Weg kommen wir nicht weiter. Doch fällt mir ein, dass Peggy immer wieder mal etwas von Papieren erwähnte, die wichtig waren. Peggy muss sie irgendwo in ihren Räumen aufbewahrt haben.«
»Papiere?«
»Himmel, ich weiß nicht, worum es ging. Aber es hatte irgendetwas mit Geld zu tun. Um eine beträchtliche Summe, die Peggy bereits vor dem Tod ihres Vaters von ihm erhalten hatte.«
Ich schüttelte den Kopf. »Die Sache wird immer verworrener«, murmelte ich und überlegte ernsthaft, ob ich nicht tatsächlich gleich abreisen sollte. Doch Kendal schien wohl meinen Gedanken erraten zu haben.
»Bitte, Kate«, sagte er. »Bleib noch ein paar Tage. Ich fürchte ...«
Seine Befürchtungen sprach er nicht aus. Und ich fragte nicht danach. Ich wollte nicht in ihn drängen, denn ich spürte deutlich seine Ohnmacht und seine Zweifel.
*
Der Gedanke an diese ominösen Papiere ließ mir einfach keine Ruhe. Vielleicht lag dort die Lösung des Rätsels verborgen? Oder es tat sich wenigstens eine neue Spur auf. Ich verfiel auf die wahnsinnige Idee, nach diesen Papieren zu suchen. Es konnte ein Ordner sein, eine Mappe oder vielleicht nur ein Kuvert. Möglicherweise auch ein Tagebuch?
War Miriam deshalb bereits zweimal in Peggys Zimmer gewesen, falls es Miriam tatsächlich gewesen war? Beim ersten Mal sagte sie mir, sie habe Papiere vergessen. Die brauchte sie aber kaum zum Diner in London.
Tatsächlich erschien mir alles unheimlich rätselhaft. Und es sollte noch rätselhafter werden. In der folgenden Nacht machte ich mich auf den Weg zu Peggys Räumen. Vorher wartete ich ab, bis ich sicher war, dass alles zu Bett gegangen und auch vom Personal niemand mehr auf den Beinen war. Ich hatte mir eine Taschenlampe besorgt, die ich einzusetzen gedachte.
Das alte Schloss war unheimlich still. Und doch kam es mir vor, als würde der Boden unter jedem meiner Schritte knarren, so behutsam ich auch einen Fuß vor den anderen setzen mochte. Mir schien es, als würden mich tausend Augen belauern, obwohl das natürlich blanker Unsinn war.
Schließlich erreichte ich den Flur, auf dem Peggys Räume lagen. Ich knipste die Lampe an und ließ den Lichtkegel über den Boden gleiten. Dann schnupperte ich. Deutlich lag der Duft eines bestimmten Parfüms in der Luft. Er schien stark und frisch. Es war unzweifelhaft Miriams Parfüm!
Sollte sie jetzt wieder hier sein? Sie oder diese mysteriöse Doppelgängerin? Mir wurde heiß und kalt. Vor Anspannung bekam ich feuchte Handflächen. Die Lampe schien mir förmlich in der Hand zu kleben. Behutsam schlich ich weiter, versuchte sogar meinen Atem etwas zu unterdrücken, denn unwillkürlich ging dieser heftiger und hastiger. Dann sah ich etwas, das Zweifel ausräumte und meine Annahme bestätigte. Ich sah nämlich Lichtblitze hinter der nur angelehnten Tür des Salons. Ich musste ergründen, wer sich in diesen Räumen aufhielt.
Also schaltete ich die Taschenlampe aus und stieß die Tür behutsam auf. Inständig hoffte ich, dass sie nicht knarrte, wie es die meisten Türen im Schloss taten. Sie knarrte nicht.
Bei dem Licht, das ich gesehen hatte, musste es sich ebenfalls um eine Taschenlampe handeln. Der Kegel geisterte durch den Raum, wanderte die Reihen der Bücherregale ab, glitt dann zu dem kleinen Damenschreibtisch.
Ich erkannte eine Gestalt. Um Miriam konnte es sich nicht handeln. Sie war wesentlich größer. An der Art, wie sich diese dunkle Gestalt bewegte, erkannte ich, dass es sich um eine Frau handeln musste.
Wahrer Löwenmut erwachte in mir. Möglicherweise handelte es sich um eine gewöhnliche Einbrecherin oder um eine Person aus dem Personal, die vielleicht versuchte, ein paar der ziemlich wertvollen Nippessachen zu ergattern, die unberührt und ungenutzt in Peggys Räumen standen.
Meine Hand tastete zum Lichtschalter. Die Deckenleuchte flammte auf. In diesem Augenblick fuhr die Gestalt herum.
»Milly!«, rief ich erstaunt und erschrocken zugleich, als ich Miriams ehemalige Zofe erkannte. »Milly, was tun Sie hier?«
»Oh, Miss, ich ...«
»Habe ich es mir doch so vorgestellt!«, stieß ich hervor. »Sie
Weitere Kostenlose Bücher