Kalter Hauch (Ladykrimi) (German Edition)
Getränke, an die illustren Gäste und das prachtvolle Abschlussfeuerwerk.
Danach hatte ich Ken und Miriam höchstens dreimal in London getroffen. Wir waren zwar verwandt, doch all das war doch eher eine flüchtige Angelegenheit, wobei man bedenken muss, dass unsere Familie sehr weitläufig ist und bisweilen Verwandte aus allmöglichen Ecken auftauchen, die man bisher gar nicht gekannt hatte. Doch Kendal jedenfalls kannte ich.
Selbstmord!
Für mich hat dieses Wort einen äußerst unangenehmen Beigeschmack. Dahinter verbergen sich meist Leid und ausweglose Verzweiflung. Ich würde daran nie denken. Wie groß muss wohl die Verzweiflung und Ausweglosigkeit in einem Menschen sein, dass er imstande ist, einen solchen Entschluss zu fassen?
Während ich wie gerädert da saß, hörte ich das Faxgerät leise rattern. Wenig später hielt ich die versprochene Skizze in den Händen. Highmoral-Castle lag in einem ziemlich unwirtlichen Teil an der Westküste. Es gab dort, meiner Erinnerung nach, ein paar unbewohnte Inseln. Aus meiner Schulzeit wusste ich, das man dort, wenn überhaupt, nur im Juli und August, im Meer baden konnte. Doch was sollte es. Ich hatte zugesagt und musste mein Versprechen einhalten. Auch wenn es mir, wie ich gestehen muss, dabei nicht sehr wohl zumute war.
*
Was Kendal gesagt hatte, stimmte. Ich war nicht abhängig. Aus meiner Begabung heraus, die in unserer Familie vielfach vererbt war, hatte ich mir eine kleine Manufaktur aufgebaut. Meine Keramiken waren ausnahmslos Unikate und waren geschätzt. Ich konnte von meiner Arbeit sehr gut leben. Das Haus, einen älteren Bau in ländlichem Stil, hatte mir meine Mutter hinterlassen. Ich liebte und pflegte es und wusste, dass ich es niemals aufgeben würde.
Also fiel es mir nicht schwer, mich für einige Tage freizumachen, zumal es in diesen Tagen keinen sehr dringenden Auftrag gab. Und wenn schon! Mancher schätzte sich glücklich, eine Morrison-Keramik sein eigen nennen zu dürfen, so dass es dem einen oder anderen nicht darauf ankam, auf ein gutes Stück von mir zu warten.
Doch meine Gedanken kreisten unentwegt um jene Peggy. Deutlich sah ich sie nun vor mir. Schlank und biegsam wie eine Birke. Das Haar rann ihr wie ein goldener Vorhang über die Schultern. In diesen herrlich blauen Augen war ein so lebensfrohes Lachen gewesen.
Selbstmord? Ich konnte es mir nicht vorstellen. Es war für mich so, als wollte man eine Gazelle in einen Elefanten verwandeln. Aber etwas musste geschehen sein. Nur was?
Ich rief Kendal an und sagte ihm, dass ich am darauffolgenden Tag fahren wollte. Weil mich alles so drängte, fragte ich nochmals, was sich denn genau ereignet hatte.
»Kate - bitte nicht am Telefon«, wies er mich ab. »Es ist alles schwer genug für uns. Du wirst verstehen, wenn du erst einmal hier bist.«
Nun, ich musste mich mit dieser dürren Auskunft zufriedengeben, obwohl sie geneigt war, in mir eine ungeheure Anspannung zu entfachen. Ich wusste nicht, was auf mich zukam. Ich kannte dieses Schloss nicht. Und Miriam, Kendals Frau, hatte ich nur ein paarmal gesehen. Die Kinder kannte ich überhaupt nicht. Und welchen Haushalt führte man dort? Auf einem Schloss, gegenüber dem wohl meine Lebensgewohnheiten eher bescheiden waren.
Mich befiel eine gewisse Furcht.
Ich kann sie nicht beschreiben. Der plötzliche Tod - eine unbekannte, fremde Welt. Eine Aufgabe, die ich nicht genau kannte und von der ich auch gar nicht wusste, ob ich sie bewältigen konnte. Alles in allem erzeugte eine Unsicherheit, die mich frösteln ließ. Fast bereute ich, mich so spontan auf diese Geschichte eingelassen zu haben. Aber ich bin - nicht ein Mann - sondern eine Frau von Wort. Und wenn ich zusage, dann halte ich meine Versprechen. Egal, was kommen mag.
An einem Donnerstag startete ich. Ich besaß nur einen Kleinwagen, groß genug für mich, denn wozu hätte ich eine Familienkutsche nötig gehabt? Das Nötigste war gepackt, und ich setzte mich mit feuchten Händen ans Steuer.
Besonders gut war das Wetter nicht. Aus dem nebligen Dunst nieselte es unentwegt. Ich schaltete das Radio an, weil mir das Wischergeräusch auf die Nerven fiel.
Dann hörte ich die Stimme eines Nachrichtensprechers: »Das Rätsel um den Tod von Peggy Lancester nimmt scheinbar kein Ende. Obwohl Scotland Yard ein Fremdverschulden ausschließt, hat Miriam Landsbury, die Schwester der Verstorbenen, eine Obduktion beantragt. Über die Gründe ist nichts bekannt. Und nun geht's weiter bei uns
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