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Kalter Mond

Kalter Mond

Titel: Kalter Mond Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Giles Blunt
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können, was wir vor uns haben. Und selbst dann müssen sie, damit sie gerichtsverwertbar sind, erst mal schlüpfen. Auf diese Weise können Sie die Spezies eindeutig bestimmen. Aber Sie haben das dritte Larvenstadium, und Sie haben Raubkäfer, somit können Sie von ungefähr vierzehn Tagen seit dem Todeseintritt ausgehen.«
    »Können Sie das weiter eingrenzen?«
    »Kommen Sie nächste Woche wieder, meine Herren. Dann kann ich Ihnen schon einiges mehr dazu sagen.«
    Die Schwingtür des Labors schloss sich bereits hinter ihnen, als Arsenault plötzlich stehen blieb. »Tut mir leid«, sagte er. »Aber ich muss die Frage loswerden.«
    Bevor Cardinal ihn daran hindern konnte, riss Arsenault einen der Türflügel auf. »Hey, Doc. Ich muss Sie noch was fragen. Ein Gerücht, das ich gehört habe.«
    »Arsenault«, sagte Cardinal. »Lassen Sie das, verflucht noch mal.«
    »Und was wäre das für ein Gerücht, Detective?«
    Arsenault schien einen Moment zu überlegen. »Stimmt es, dass die Kriebelmücken im Mai immer vor dem Victoria Day auftauchen?«
    »In dieser Gegend? Das ist kein Gerücht, Detective. Das ist Tatsache.«
    »Also, dann, danke, dass Sie mir Klarheit verschafft haben, hat mich doch irgendwie beschäftigt.«
    »Sehr witzig«, sagte Cardinal, als sie draußen auf dem Parkplatz waren. »Mit der Nummer könnten Sie auftreten.«
    »Das muss ich Delorme erzählen«, sagte Arsenault. »Was Sie für ein Gesicht gemacht haben.«

12
     
    D elorme hatte andere Dinge im Kopf. Der Leichentransportdienst war gekommen und schon wieder gefahren (mit gebührendem Ausdruck des Abscheus und Entsetzens), und die sterblichen Überreste von Wombat Guthrie waren jetzt auf dem Weg zum Institut für Gerichtsmedizin in Toronto. Blieb ihr nur noch, das übrige Beweismaterial einzusammeln.
    Mit Hilfe von Ken Szelagy und Bob Collingwood fand sie Kaugummipapier, Folienfetzen, Zigarettenpackungen unterschiedlichen Alters und Zustands, eine verrostete Dr.- Pepper-Dose und zahllose Zigarettenkippen. Es fanden sich Überreste von Kleenex, der gelegentliche Schuhabdruck, eine Hand voll Glasperlen sowie eine Postkarte mit der Zitadelle von Quebec. Die hatte Delorme unter einem Felsen hervorgezogen.
    Auf der Rückseite stand auf Französisch in einer weiblichen Handschrift: »Lieber Robert, Quebec ist eine phantastische Stadt. Ich wünschte, du wärst bei mir. Du fehlst mir die ganze Zeit.«
    »Hey, Bob«, sagte Delorme zu Collingwood. »Ist die von Ihrer Freundin?« Sie hielt sie ihm unter die Nase. Collingwood, dessen Humor nach der Geburt in einem chirurgischen Eingriff entfernt worden war, schüttelte den Kopf.
    Delorme steckte die Postkarte in einen Beweismittelbeutel und beschriftete ihn.
    Wenig später entdeckte sie unter einem Busch ein Kondom. Nicht mal mit Latexhandschuhen würde sie das anfassen. Stattdessen bediente sie sich einer Zange der Spurensicherung. »Gehört vermutlich dem Kerl mit der Postkarte«, sagtesie. Collingwood sah einen Moment auf, bevor er sich wieder daranmachte, Erde zu sieben.
    »Collingwood, hat Ihnen schon mal jemand gesagt, dass Sie zu viel reden?« Delorme ließ das Kondom in einen Beweismittelbeutel fallen.
    Eine halbe Stunde verging, bis Collingwood sich zu der einsilbigen Bemerkung hinreißen ließ: »Haar.« Er hielt eine Pinzette in die Höhe; sonst konnte Delorme nichts erkennen.
    »Wie lang?«
    Er zuckte die Achseln. »Dreißig bis fünfunddreißig Zentimeter. Schwarz.«
    »Gut. Hoffen wir, dass wir das irgendwann auch mal mit einer Person abgleichen können.«
    Wieder verging eine halbe Stunde.
    »Diese Zeichnungen sagen Ihnen also nichts?«, sagte Szelagy. Ken Szelagy, der größte Mann im Dezernat, war gewöhnlich auch der gesprächigste. Heute allerdings hatte es ihm diese Höhlenwand mächtig angetan, und so war er für seine Verhältnisse ausgesprochen still. »Finden Sie all diese bizarren Vögel und Schlangen nicht ein bisschen unheimlich? Meinen Sie nicht, dass die was zu bedeuten haben?«
    »Doch, ich glaube schon, dass die was zu bedeuten haben«, sagte Delorme, »für den, der sie gezeichnet hat. Ich kann allerdings nichts damit anfangen, da ich mit Astrologie oder was weiß ich, was das sein soll, nichts anzufangen weiß, und solange wir nicht jemanden aufgetrieben haben, der was davon versteht, werde ich mich hüten, wild zu spekulieren.«
    »Was ist das?«
    Delorme steckte gerade Muschelstückchen in einen Beutel. »Sehen wie Muscheln aus.«
    »Und zwar ziemlich bunte. Da fragt sich

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