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Kalter Mond

Kalter Mond

Titel: Kalter Mond Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Giles Blunt
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doch, wie zum Teufel die mitten in den Wald gekommen sind.«
    Delorme schlug nach einer Mücke und traf daneben. »Jedenfallsmuss sie jemand mitgebracht haben. Das Blöde ist nur, dass wir nicht wissen können, ob es der Mörder war oder irgendein harmloser Wanderer.«
    »Können Sie laut sagen, das gilt für dieses ganze Zeug. Aber all diese Pfeile und Tomahawks, die der Kerl an die Wand gekritzelt hat – ich denke, wir sollten da einen gewissen Kollegen indianischer Abstammung fragen.« Er wies mit dem Kinn auf den Höhleneingang.
    Delorme drehte sich um und sah Jerry Commanda, der, die Hände in die Hüften gestemmt, so vor dem Wasserfall stand, dass sich seine schlanke Gestalt wie eine Silhouette von dem weißen Vorhang abhob. In dem Getöse hatte Delorme ihn nicht gehört.
    »Wer hat denn den Löffel abgegeben?«, fragte er.
    »Wombat Guthrie«, sagte Delorme. »Sie kennen ihn?«
    Jerry nickte. »Wombat Guthrie ist ein übler Bursche gewesen, seit er im Sandkasten gespielt hat. Eigentlich erstaunlich, dass er so alt geworden ist. Haben Sie mich aus Reed’s Falls herbestellt, um mir das zu sagen?«
    »Ich hab Sie nicht herbestellt, das war Szelagy. Was ist denn in Reed’s Falls los?«
    »Drogen. Es sind immer Drogen. Ich wünschte mir, die Leute würden sich mal ein neues Laster einfallen lassen.«
    »Wissen Sie, dass Ihr Konterfei jetzt bei uns im Sitzungssaal prangt?«
    »Das kann nur das Aktfoto sein. Ich hab Kendall gebeten, das sein zu lassen. Jetzt komm ich mir so billig vor.«
    »Weshalb ich angerufen habe, Jerry«, sagte Szelagy und wies auf die Wand. »Wir können uns keinen Reim auf diese Hieroglyphen machen. Dachten, Sie könnten uns vielleicht helfen.«
    Jerry trat an die Wand und sah sich die Markierungen an. Er stand lange einfach nur da, die Hände wie ein Mathelehrer,der die Hausaufgaben eines Schülers kontrolliert, auf dem Rücken verschränkt. »Interessant«, sagte er. »Hochinteressant.«
    Szelagy blickte zwischen Delorme und Jerry hin und her und wartete auf mehr. Als nichts kam, sagte er: »Was ist hochinteressant? Und wieso?«
    Jerry ging in die Hocke, um sich einige der Zeichen am unteren Rand des Felsens genauer anzusehen. »Solche Petroglyphen habe ich seit …, na ja, ich kann mich nicht erinnern, wann ich so was das letzte Mal gesehen habe.«
    »Siehste, hab doch gewusst, dass es was Indianisches ist«, sagte Szelagy zu Delorme, und an Jerry gewandt: »Was heißt es denn? Können Sie das übersetzen? Das wär phantastisch.«
    »Denke schon.« Jerry wies auf die ersten drei Reihen Pfeile. »Sehen Sie die hier? Das ist ein Verweis auf den Ort. Und hier an dieser Stelle, da verweist er auf die Zeit. Ja, auf jeden Fall. Es heißt ›Treff Samstag, fünfzehn Uhr, im Tim Horton’s‹.«
    »Machen Sie, dass Sie wegkommen«, sagte Szelagy. »Das heißt es bestimmt nicht.«
    Jerry zuckte die Achseln. »Könnte auch Starbucks heißen, mein Hieroglyphisch ist ein bisschen eingerostet.«
    Delorme schüttelte den Kopf. »Na schön, Jerry, danke, dass Sie extra hergekommen sind.«
    »Oh«, sagte Szelagy. »Das sollte ein Witz sein. Sie wissen also nicht, was diese Hieroglyphen bedeuten?«
    »Nicht den Schimmer einer Ahnung«, sagte Jerry. »Ich weiß, das ist ein Schock für Sie, da es immerhin Pfeil und Bogen und so ’n Zeug enthält.«
    »Hören Sie, ich hab Sie nicht gerufen, bloß weil Sie Indianer sind«, sagte Szelagy. Sein Gesicht lief rot an. »Sondern weil Sie früher mal alles Mögliche über die Ureinwohner wussten. Ich erinner mich noch, wie Sie immer diese dickenSchinken über die Geschichte der alten Stämme mit sich rumgeschleppt haben.«
    »Jedenfalls sagen mir diese Zeichen nichts. So was hab ich noch nie gesehen. Bogen, Pfeile, Kriegsbeile – gibt es davon abgesehen irgendeinen Grund, anzunehmen, dass es überhaupt indianischen Ursprungs ist? Ich will nicht das Gegenteil behaupten, ich will nur sagen, dass ich es nicht weiß. Ojibwa ist es schon mal nicht, so viel kann ich sagen. Und vermutlich auch nichts von den zentralen oder östlichen Stämmen. Falls es allerdings irgendwo aus dem Westen oder aus den Staaten ist, dann kann ich nicht helfen.«
    »Und wer könnte uns helfen?«, fragte Delorme ruhig. »Ich meine, wenn es Ihr Fall wäre, wen würden Sie heranziehen?«
    »Sie könnten es mal mit unserer Abteilung für Verhaltensforschung in Orillia versuchen. Die sind mit dem ganzen Satanismus- und Geisterquatsch vertraut, auf den die Serienmörder so versessen sind. Fragen

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