Kalter Schlaf - Roman
Beine.
»Nett, dass du dich zurückmeldest. Komm, wir gehen rein.« Sie ging in Richtung Haus, sah sich noch mal um. Der Kater saß auf dem Rasen.
Kate winkte ihn müde seufzend zu sich heran. »Los, komm schon! Mach keine Zicken.« Mugger blieb unbeweglich sitzen; nur die gelben Augen bewegten sich – von Kate zum Haus hinüber und wieder zurück.
Sie betrachtete den kleinen Kater stirnrunzelnd. Was hatte er nur? »Okay, wie du willst. Aber glaub bloß nicht, dass ich dich um ein Uhr nachts reinlasse!« Sie ging einige Schritte weiter, trat in die Küche, schob die Fenstertür zu und verriegelte sie. Als sie erneut nach Mugger sah, hatte er sich noch immer nicht bewegt. Sie schüttelte den Kopf. Verrückte Katze.
Als Kate sich umdrehte, erschreckte sie ein lautes Surren, sodass sie zusammenfuhr und etwas Wein auf die italienischen Fliesen verschüttete. »Verdammt«, murmelte sie, holte Küchenpapier, um aufzuwischen, und starrte die Kaffeemaschine mit Mahlwerk, die sie nur selten benützte, vorwurfsvoll an. Die Maschine reagierte mit einem weiteren Surren.
Kate machte das Licht aus, durchquerte die Diele, stieg die Treppe hinauf und schaltete unterwegs alle Lampen aus. Als sie den oberen Treppenabsatz erreichte, hörte sie ein leises Knarren und sah, wie Maisies Tür sich langsam schloss.
Die verdammten Türen in diesem alten Kasten.
Sie öffnete leise die Tür zum Zimmer ihrer Tochter und schaute hinein. Weil Maisie nach Kevins Absage fürs Wochenende so aus der Fassung gewesen war, hatte Kate sie nicht weiter nach ihrem Fund von neulich ausgefragt. Sie musste herausbekommen, wem die Tabletten gehörten, aber sie war zuversichtlich, dass sie nicht Maisies waren.
Kate trat ans Bett und blickte auf ihre schlafende Tochter, bewunderte ihre roten Locken auf dem Kopfkissen. Obwohl die Nacht warm war, schloss sie das Fenster und zog den Vorhang zu. Sie blieb einen Augenblick stehen, um auf Maisies rhythmische Atemzüge zu horchen, dann kehrte sie ans Bett zurück, um ihr schlafendes Kind erneut zu betrachten. Das bald ein Teenager sein würde. Bald eine junge Frau. Sie fuhr ihr sanft über das dichte Haar.
Beeile dich nicht zu sehr. Lass dir Zeit.
Sie schluckte.
Ein Glas Wein ist genug für dich, altes Mädchen.
Kate legte ein Buch in die Tür, damit Maisie genug Luft bekam, verließ leise den Raum und ging ins Bad weiter.
42
Am Dienstagmorgen um acht Uhr kam Kate mit fliegendem Morgenmantel aus gelber Seide in die Küche gestürmt, setzte den Teekessel auf und hastete wieder in die Diele hinaus.
»Maisie? Maisie! Aufstehen! Wir haben verschlafen!«
Sie lief in die Küche zurück, brühte Tee auf, goss Orangensaft ein und machte Toast. Als sie Mugger, dessen Pfotenspuren am Glas zu erkennen waren, auf der Terrasse sah, zog sie die Schiebetür auf, und der Kater kam hereingeflitzt.
»Was hast du jetzt wieder?«
Maisie kam im Halbschlaf in die Küche geschlendert. »Rede nicht mit der Katze, Mom. Das klingt, als wärst du eine alte Frau.«
»Morgen, mein Sonnenschein.«
In kaum einer halben Stunde hatte Kate, nach einem hastigen Frühstück mit Maisie, geduscht, Make-up aufgelegt und trug eine dunkelblaue Seidenbluse zu einer schlanken schwarzen Leinenhose. Sie schlüpfte in schwarze Wildledersandalen mit Keilabsatz und machte sich daran, ihr Haar mit einem Samtband zusammenzufassen. Noch feucht.
»Verflixt noch mal!« Sie beugte sich nach vorn und griff nach dem Föhn. Das Handy in ihrer Tasche vibrierte. Der Anrufer war Bernie.
»Hey, Doc, wollte dich nur daran erinnern, dass du heute den Haupteingang vergessen kannst. Du solltest den Auflauf von Medienleuten sehen! Sieh zu, dass du dich hinten reinschleichst. Anscheinend haben sie den Blödsinn, den Furman verzapft hat, keine Sekunde lang geglaubt.«
Eine halbe Stunde später hatte Kate Maisie vor der Schule abgesetzt und fuhr auf den Hintereingang des Gebäudes an der Rose Road zu. Sie wurde langsamer, sah an geparkten Wagen vorbei nach vorn. Auch dort lauerten Reporter. Hinter ihr wurde gehupt. Zu spät. Zurücksetzen konnte sie nicht mehr. Sie fuhr langsam weiter und bog von der Fahrbahn zum rückwärtigen Tor ab.
Sofort tauchten vier oder fünf Reporter – zwei davon hatten die Kameras auf sie gerichtet – vor ihrem Wagen auf. Kate war vor Entsetzen wie gelähmt. Sie ließ den Fuß zunächst auf der Bremse, weil sie fürchtete, sie könnte jemanden anfahren, hupte mehrmals und kroch dann vorwärts. Die Reporter machten ihr widerstrebend
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