Kalter Schlaf - Roman
bestimmte Bedürfnisse hat. Er wünscht sich seine Sexualpartnerinnen gefügig. Alle sexuellen Aktivitäten sollen unter seiner Kontrolle stehen. Eine Ehefrau oder Freundin würde ihn auf diesem Gebiet als fordernd und beherrschend, vielleicht sogar als gewalttätig erleben.
Bei seinen sexuellen Aktivitäten benutzt er Bondage und vermutlich Masken, die das Gesicht der Partnerin verdecken. Und er dürfte ziemlich sicher ein begeisterter Liebhaber von Pornografie sein.«
Die beiden Journalisten starrten Kate an und warteten, während sie überlegte, was sie bisher gesagt hatte – und was sie noch sagen wollte.
»Wir bitten alle, die solches Verhalten kennen oder erlebt haben und es mit einem Mann in Verbindung bringen können, der Mitte bis Ende der Neunzigerjahre in den Midlands gelebt hat, sich mit uns in Verbindung zu setzen.« Sie machte eine Pause. »Unsere Bitte um Unterstützung richtet sich auch an Freunde, Bekannte oder Arbeitskollegen, die er damals vielleicht gehabt hat – einfach an jeden, dem die Einstellung dieses Mannes Frauen gegenüber aufgefallen sein könnte. Kann irgendjemand eine Verknüpfung zwischen den von mir genannten Details und jemandem herstellen, den er in den letzten, sagen wir, fünfzehn Jahren gekannt hat?«
Sie sah zu Belding hinüber, der plötzlich innehielt. Der Journalist hob den Kopf. »Viel von dem, was Sie geschildert haben, könnten viele Leute für normal halten.«
Kate war im ersten Augenblick perplex. »Ich habe von gewalttätig gesprochen, und wenn Sie sich klarmachen, was …«
Sie verstummte, als sie sah, dass Beldings Bleistift sich noch immer nicht bewegte. Clever. Er wollte sie provozieren, damit sie von ihrem vorbereiteten Text abwich. Dies war schwieriger, als sie erwartet hatte. Sie sah zu Joe hinüber, der eine Augenbraue hochzog und ihr fast unmerklich zunickte, was sie als Aufmunterung auffasste.
»Das von mir beschriebene Verhalten müsste eine Sexualpartnerin als Unterdrückung empfinden. Das wären keine einvernehmlichen Aktivitäten.«
West nickte freundlich. »Möchten Sie ein paar Worte zu seinem Hintergrund sagen, Doktor? Als Kind misshandelt, irgendwas in dieser Art?«
»Nicht unbedingt«, antwortete Kate bewusst zurückhaltend. »Aber bei seiner Erziehung dürfte es Schwierigkeiten gegeben haben. Sein Verhalten weist darauf hin, dass er sich berechtigt fühlt, Frauen zu misshandeln. Ich vermute, dass er in seiner Beziehung zu weiblichen Wesen in seiner Familie große Verwirrungen erlebt hat. Vielleicht hatte er beispielsweise das Gefühl, im Schatten von Geschwistern zu stehen, die er für attraktiver oder intelligenter als sich selbst gehalten hat. Das alles sind Möglichkeiten, nicht mehr. Manche treffen vielleicht zu, andere wiederum nicht …«
Belding unterbrach sie. »Was wäre, wenn jemand, der Ihre Ausführungen in der Zeitung liest, das Gefühl hat, verwertbare Informationen zu besitzen, aber davor zurückschreckt, sich der Polizei zu offenbaren? Was würden Sie diesem Leser, dieser Leserin raten, Dr. Hanson?«
»Bitte tun Sie es. Bitte rufen Sie uns an. Wir garantieren jedem, der das Department für ungelöste Fälle anruft, dass alle Informationen streng vertraulich behandelt werden.« Kate zögerte kurz. »Vorerst tun wir, was wir können, aber wir brauchen die Hilfe der Öffentlichkeit. Wir appellieren an alle, die über Informationen verfügen, sich an uns zu wenden.«
Dann wieder Belding. »Wieso die Lücke zwischen Anfang des Jahrtausends und jetzt? Wo hat er gesteckt?«
Diese Frage beantwortete Joe. »Ob es wirklich eine Lücke gibt, wissen wir nicht. Möglicherweise hat er weitergemordet. Er könnte seine kriminellen Aktivitäten in eine andere Stadt verlegt haben. Wir suchen im Augenblick nach Fällen von Entführung und Mord, die ähnliche Verhaltensmuster aufweisen, um …«
West unterbrach ihn sofort. »Was für Verhaltensmuster?«
»Sorry, diese Informationen dürfen wir leider nicht herausgeben«, wehrte Joe gelassen ab. »Die von Ihnen angesprochene Unterbrechung seiner Straftaten kann alle möglichen Gründe haben. Vielleicht hat er in Haft gesessen. Oder ist mehrfach umgezogen, vielleicht sogar ausgewandert. Das wissen wir nicht. Um alle Möglichkeiten abzudecken, richtet sich unser Appell vor allem auch an Justizangestellte, Gefängnispersonal und Bewährungshelfer – rufen Sie uns an, wenn die heute gegebenen Informationen Sie an jemanden erinnern, mit dem Sie zusammengearbeitet haben oder mit dem Sie in
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