Kalter Schlaf - Roman
Verkäuferin bei Rackhams«, sagte Mrs. Luckman, die noch den früheren Namen des Kaufhauses benutzte. »Aber dort wollte sie nicht weitermachen.« Ihre Konzentration ließ nach, als sie aus dem Fenster sah.
Bernie beugte sich nach vorn. »Hören Sie, meine Liebe, hatte Ihre Tochter vielleicht irgendwelche Schwierigkeiten? Sie wissen schon – mit Männern?«
Mrs. Luckman schüttelte den Kopf. »Nein. Das hätte Suzie mir erzählt. Sie war ein hübsches Mädchen. Hätte jede Menge Verehrer haben können. Aber sie wollte etwas aus ihrem Leben machen, bevor sie sich mit jemandem einließ und sesshaft wurde. Über andere Leute hat sie nur geredet, wenn sie von Kunden aus dem Kaufhaus erzählte. Ihre ›Stammkunden‹, so hat sie sie genannt. Frauen jeden Alters. Und ein paar Männer.«
Kate sah zu Bernie hinüber, der langsam nickte.
»Was hat sie über die Männer erzählt, meine Liebe?« Bernies Frage schien keinen Eindruck auf Mrs. Luckman zu machen. Ihr Blick blieb vage. Er beugte sich erneut nach vorn und fragte übertrieben deutlich: »Hat Suzie irgendeinen Mann mit Namen erwähnt?«
Mrs. Luckman hatte sichtlich Mühe, sich zu konzentrieren. »Nein, ich glaube nicht. Sie hat damals viele Leute kennengelernt und hat erzählt, dass sie Sachen für ihre Frauen kaufen. Die Männer.«
»Hat sie einen bestimmten Mann erwähnt?«, fragte Bernie weiter.
Ein Kopfschütteln, dann wieder merkliche Unsicherheit. »Warum? Wozu?« Das klang leicht gereizt.
Kates Blick wanderte durch das kleine Wohnzimmer und registrierte die dünne Staubschicht, den Nippes und die gerahmten Fotos. Auf dem Sideboard stand eine Porträtaufnahme einer jungen Frau.
»Ist das ein Foto von Suzie, Mrs. Luckman?«
Die ältere Frau drehte sich halb danach um. »Ja, das ist Suzie.«
Sie stand auf, um das Foto zu holen, und gab es der Besucherin. Kate betrachtete die sehr attraktive junge Frau, ihr ebenmäßiges ovales Gesicht und das schulterlange blonde Haar, das von einem schwarzen Samtband zusammengehalten wurde. Sie sah auch die cremeweiße Bluse und die dünne goldene Halskette, und sie spürte Bernies Anspannung, als er diese Einzelheiten bemerkte.
»Mrs. Luckman, dürfte ich das Foto für ein paar Tage mitnehmen?«, fragte sie. Als die Angesprochene nicht reagierte, fügte sie hinzu: »Wir bringen es auch bestimmt zurück.«
Nach kurzer Pause nickte die ältere Frau langsam.
Kate sah von der Aufnahme zu Suzies Mutter hinüber. Sie bezweifelte, dass sie auf ihre nächste Frage eine vernünftige Antwort bekommen würde, aber sie musste es trotzdem versuchen.
»Nachdem Suzie sich in London eingelebt hatte, ist sie da noch regelmäßig heimgekommen?«
»Nein. Sie hat mich einfach angerufen und ihren Besuch fürs Wochenende angekündigt. Manchmal ist sie auch unangemeldet gekommen. Sie hatte ihren Schlüssel.«
Als sie aufstanden, um zu gehen, wandte Bernie sich an die ältere Frau.
»Hübsche Gegend hier. Sind die Nachbarn in Ordnung, Mrs. Luckman?«
Suzies Mutter schüttelte leicht den Kopf. »Ach, sie sind ganz nett, aber alle jung. Den ganzen Tag nicht da, weil sie arbeiten.«
Jetzt wollte Kate die Befragung fortsetzen. »Mrs. Luckman, können Sie sich erinnern, ob Suzie jemals zu einer Polizeistation in Harborne gegangen ist?«
Sie spürte Bernies missbilligenden Blick auf sich. Wahrscheinlich fand er, sie setze die arme Frau zu sehr unter Druck.
Suzies Mutter nickte etwas lebhafter. »Ja, das kann ich. Sie ist zu der großen gegangen. Sie hat gesagt, sie wolle anderen Frauen helfen, denen das Gleiche wie ihr zugestoßen war, als sie … vergewaltigt worden war. Sie wollte etwas Gutes tun. Und sie wollte sich über den Eintritt in den Polizeidienst informieren.«
Sie verließen das Haus und gingen zu Bernies Wagen zurück.
»Da hast du’s, Doc. Sie hat nie eine protokollierte Aussage gemacht.«
Kate schüttelte den Kopf. »Die Erinnerungen ihrer Mutter sind so lückenhaft, dass wir das nicht ohne Weiteres annehmen dürfen. Im Gegenteil scheint festzustehen, dass Suzie in der Rose Road war.«
Bernie gab keine Antwort. Stattdessen zog er sein Handy heraus, wählte eine Nummer und wartete.
»Wen rufst du an?«
»Das Bereitschaftsteam des Sozialdiensts. Ich will fragen, ob das Team von Mrs. L. weiß. Sonst muss sie schleunigst auf die Betreuungsliste gesetzt werden. Wie die Ermittlungen jetzt laufen, wird sie in nächster Zeit ohnehin Unterstützung brauchen. Und ich rufe den Dienst in ein paar Tagen noch mal an, um zu
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