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Kalter Schlaf - Roman

Kalter Schlaf - Roman

Titel: Kalter Schlaf - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A J Cross
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angesprochen. Ich habe nichts gesagt. Jetzt mache ich mir Sorgen, ob das nicht ein Freibrief für Julian ist, ganz ungeniert wie bisher …«
    Sie unterbrach ihn energisch. »Hör zu, Harry, das muss Gander erfahren!«
    Er schüttelte den Kopf. »Ich wette, dass Furman ihm gerade davon erzählt, Kate. Diese Sache ist vertraulich, aber ich halte es nur für fair, dich rechtzeitig zu informieren.« Harry sah sie an und seufzte. »Tut mir leid, dass ich der Überbringer schlechter Nachrichten sein muss, wo du ohnehin schon so viel um die Ohren hast. Und um Julian tut es mir auch leid. Als Spurensicherer ist er ein Naturtalent – was soll ich mehr dazu sagen? Traurig, wirklich traurig.«
    Kate beobachtete, wie Harry langsam vom Tisch aufstand. Er wirkte erschöpft, als er zur Tür schlich und nach draußen verschwand. Er wusste so gut wie sie, dass dies das Ende von Julians hoffnungsvoller Karriere war.
    Fünf Minuten später saß Kate noch immer am Tisch. Ihre eigene Position war kaum besser als die Julians. Wie hatte es nur dazu kommen können?
    Mit aufgestützten Ellbogen starrte sie blicklos vor sich hin. Maisies finanzielle Sicherheit und ihr eigener akademischer Ruf, ihre berufliche Zukunft standen vermutlich auf dem Spiel. Als wären ihre Gedanken nicht schon finster genug, verfinsterten sie sich noch mehr, als sie zu der Glastafel hinübersah und die Notizen studierte, die sie längst auswendig kannte. Er war irgendwo dort draußen. Er machte weiter. Okay, Furman würde seine gegen sie ausgesprochene Drohung vielleicht wahr machen. Vielleicht würde er das Department für ungelöste Fälle sogar auflösen. Oder andere Leute würden die Fälle übernehmen. Gute Leute. Leute aus der oberen Etage der Rose Road.
    Kate kniff die Augen zusammen, massierte mit den Fingerspitzen leicht ihre Schläfen.
    Was hatte Bernie neulich gesagt? Nichts ist vorbei, bevor die dicke Frau gesungen hat …
    Es war nicht vorbei.
    Noch nicht.

46
    Eine halbe Stunde später waren sie vollzählig im Büro der KUF versammelt. Über den Auftritt in Ganders Dienstzimmer war nicht mehr gesprochen worden, außer dass Joe bestätigt hatte, Gander habe sich geweigert, irgendetwas gegen Kate zu unternehmen. Zumindest nicht gleich. Und Kate hatte ihrerseits niemandem von der Sache mit Julian erzählt.
    In den letzten Minuten war es ungewöhnlich ruhig gewesen. Die Tageszeitungen waren gebracht worden. Bernie faltete die Birmingham Mail zusammen und warf sie auf den Tisch. Joe, der den Artikel in der Times schon überflogen hatte, wartete auf Kates Reaktion.
    »Du meine Güte …« Sie schlug sich mit der flachen Hand an die Stirn, dann las sie weiter. »Hier steht, dass der Täter ein brutaler Sadist ist – aber auch ein verzogenes Muttersöhnchen, das sexuell auf seine Schwester fixiert war.« Sie starrte Joe über die Zeitung hinweg mit großen Augen an. »Das hab ich nie gesagt! Und was hat mein Alter damit zu tun? Sogar ein Foto haben sie gebracht. Gott, wie ich aussehe!«, murmelte sie.
    »Hübsch siehst du aus, finde ich«, sagte Joe beruhigend.
    Kate erwiderte seinen Blick einige Sekunden lang, dann fragte sie: »Was steht in deiner drin, Bernie?«
    »Ungefähr das gleiche Zeug, bloß nicht so vornehm ausgedrückt.« Er blätterte in der Zeitung. »Sadist, gewalttätiger Ehemann, giert nach seiner Mutter, hasst seine Brüder, schläft mit seinen Schwestern … oh, und du bist ein rothaariges Biest, vor dem Sexualtäter zittern.«
    Kate beugte sich zu ihm hinüber und riss ihm die Zeitung aus der Hand.
    Bernie sprach weiter: »Na ja, so ungefähr steht’s drin. Ich hab nur die Ausschmückungen weggelassen. Sicherheitshalber haben sie auch das Wort ›Psycho‹ verwendet. Klingt ganz so, als hätte er ein eigenes Motel.«
    Kate warf die Zeitung angewidert auf den Tisch.
    Joe sah die beiden an. »Hey, was habt ihr bloß? So schlimm sind diese Storys nicht. Sie beschreiben ihn ziemlich richtig.«
    Kates Augenbrauen schossen hoch. »Nicht so schlimm? Damit ist unsere Absicht fehlgeschlagen. Sie besitzen keinerlei Finesse. Wir wollten, dass die Leute bei der Lektüre denken: ›Ah, wenn ich’s mir recht überlege, klingt das genau nach dem alten Soundso, den ich vor zehn, zwanzig Jahren gekannt habe.‹ Aber wer diese Storys liest, muss denken: ›Herrje, was fürn Wahnsinniger!‹ – und bringt ihn mit niemandem in Verbindung, den er mal gekannt hat.«
    Joe grinste sie an. »Herrje?«
    Trotz ihrer Nervosität und Empörung lächelnd, warf

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