Kalter Schlaf - Roman
ich Sie richtig verstehe, sind Sie praktisch in dem Augenblick angekommen, in dem der Täter …«
Jackson schüttelte den Kopf. »Hier war niemand.«
Gander betrachtete die drei Quadrate, dann starrte er Jackson stirnrunzelnd an. »Wie haben Sie die …«
Weil ihm plötzlich klar wurde, dass die Pathologin und alle Spurensicherer eingetroffen waren, sah er sich unter den Neuankömmlingen nach jemandem um, der ihm helfen konnte. Als er das Gesicht eines Mannes entdeckte, den er als zuverlässige Informationsquelle schätzte, winkte er ihn zu sich heran und wartete, bis er halblaut mit ihm reden konnte.
»Haben Sie die Telefonnummer von Kate Hanson, Creed?«
Harry wirkte überrascht, sprach jedoch ebenso leise wie Gander. »Nein, Sir, aber ich kann sie von der Zentrale bekommen.«
»Tun Sie das. Rufen Sie sie an. Sofort. Ich will die KUF hier haben.«
»Wird gemacht, Sir.« Creed hastete davon.
Gander betrachtete die drei Quadrate in dem Klarsichtbeutel. Jetzt begriff er, was Jackson ihm zu erklären versucht hatte, und wollte nur noch, dass ein bestimmtes Mitglied der KUF sich diese Dinger ansah.
49
Aufrecht im Bett sitzend, versuchte Kate zu begreifen, was geschehen war. Türklingel? Telefon? Ihr Funkwecker zeigte 2:58 Uhr an. Jeder Anruf um diese Zeit bedeutete schlechte Nachrichten.
Desorientiert tastete sie sich im Dunkel zur Schlafzimmertür, über den Treppenabsatz und die Treppe hinunter ans Telefon. Kevin? Celia?
»Kate?«
Sie brauchte einige Sekunden, um die Stimme des Anrufers zu erkennen.
»Harry?«
»Entschuldige, dass ich dich geweckt habe, Kate. Goosey wollte, dass ich mir von der Zentrale deine Nummer geben lasse und dich anrufe.«
Seine Stimme klang lebhaft, durch Stress scharf, als er Kate rasch schilderte, was in der Nähe des Dorfs Romsley ablief. »Das musst du sehen, Kate. Die Tote ist eine junge Frau. Warte nur, bis du sie siehst. Goosey will die KUF hier haben – aber vor allem dich. Am besten bringst du auch Julian mit. Dies könnte für seine berufliche Fortbildung wirklich wertvoll sein.«
Kate runzelte die Stirn, als sie das hörte. Harry und sie wussten, dass Julian wahrscheinlich keine berufliche Zukunft hatte, die gefördert werden konnte. Sie hatte ohnehin nicht vor, ihn hinzuzuziehen. Nach allem, was Harry erzählt hatte, war sie der Ansicht, Julian sei für diese Sache zu jung. Auf ihre Fragen hin beschrieb Harry ihr genau, wo der Fundort lag, und Kate beendete das Gespräch tief beunruhigt.
Oben an der Treppe erschien eine Gestalt mit strubbeligem Haar, die Kates Fitnessweste von Fit Couture zu einer rosa Pyjamahose trug.
»Mom?«
Kate lief die Treppe hinauf, streifte dabei schon ihre Pyjamajacke ab.
»Maisie, ich muss für kurze Zeit weg.« Sie stürmte in ihr Zimmer und fing an, Kleidungsstücke aus dem Schrank zu reißen, während Maisie ihr langsam folgte.
»Weg? Jetzt! Wohin? Warum?«
»Keine Zeit für Erklärungen, Maisie, aber hör mir bitte zu. Wenn ich wegfahre, gehst du wieder ins Bett und bleibst drin. Ich schließe die Haustür doppelt ab.« Sie tauchte im Kleiderschrank unter, warf Schuhe durcheinander, suchte ihre Laufschuhe. »Mach auf keinen Fall jemandem auf.«
»Als ob!« Maisie, die jetzt ganz wach war, beobachtete die hektische Aktivität ihrer Mutter. »Wenn ich dich so aufwecken würde, würdest du ausrasten!«
Kate ignorierte diesen Einwand und sprach hastig weiter: »Ich komme so schnell zurück, wie ich kann. Verdammt! Ich muss Joe anrufen, damit er Bernie verständigt.«
Maisie beobachtete, wie ihre Mutter ans Telefon hinunterlief. Dann trottete sie kopfschüttelnd über den Flur und hob unterwegs die Katze hoch, die mit leise bimmelndem Glöckchen aus einem der Gästezimmer aufgetaucht war.
»Komm mit, Muggsy. Wir lassen die Oldies ihr Ding machen. Was immer es ist.«
Nachdem Kate zu Maisie hineingeschaut hatte, um sie nochmals zu ermahnen, verließ sie das Haus und raste durch verlassene Wohnstraßen zu der vierspurigen Schnellstraße. Das Dorf Romsley erreichte sie in zwanzig Minuten. Harrys genaue Wegbeschreibung hätte sie nicht gebraucht. Am Fundort herrschte hektischer Betrieb, Polizeifahrzeuge mit eingeschalteten Blinkleuchten waren kreuz und quer geparkt, und die Spurensicherer hatten ein großes Zelt aufgebaut. Neugierige aus dem Wohngebiet am Rand des malerischen Dorfs hatten ihre Cottages oder Luxusvillen verlassen und standen fügsam – viele in Schlafanzügen unter Bademänteln – hinter einer hastig errichteten
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