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Kalter Schlaf - Roman

Kalter Schlaf - Roman

Titel: Kalter Schlaf - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A J Cross
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mit vielsagendem Schulterzucken.
    »Nun, das liegt alles schon viele Jahre zurück. Ich versuche, nicht allzu oft daran zu denken, wissen Sie? Was soll ich sagen? Ich kann ihn nicht detailliert beschreiben. Es war dunkel, und alles ist so schnell passiert. Als ich einen Spaziergang gemacht habe, hat er plötzlich vor mir gestanden und um Feuer für seine Zigarette gebeten. Er war kein älterer Mann. Er war jung. Ich habe ihn nicht gut gesehen, aber ich glaube, dass er helles Haar hatte.«
    »Wieso glauben Sie, dass er jung war, Amélie?«, fragte Kate.
    Die elegante Frau zuckte erneut mit den Schultern. »Nun, er war schlank und hatte lange Haare. Am Hinterkopf zusammengefasst, wissen Sie.« Ihre Hände deuteten an, was sie meinte. »Zu einem Pferdeschwanz. Aber das habe ich bereits einem Polizeibeamten erzählt.«
    »Welchem?«, fragte Kate rasch. »Unseres Wissens nach haben Sie nie eine Aussage gemacht.«
    Amélies Augen blitzten. »Oh, doch! Glauben Sie, ich hätte etwas so Empörendes nicht angezeigt? Nein! Ich war hier, in diesem Gebäude, um meine Aussage zu machen.«
    Während Kate und Bernie einen Blick wechselten, nahm Amélie ihre neben sich abgestellte, schwarze Handtasche auf den Schoß, machte sie auf und zog ein zusammengefaltetes Blatt Papier heraus. »Ich habe sie in Kopie mitgebracht.«
    Sie gab die Fotokopien Kate, die auf einen Blick sah, dass dies eine Zeugenaussage mit Datum und Uhrzeit war, die Amélie binnen weniger Tage nach dem Überfall zu Protokoll gegeben hatte. Unterschrieben war sie auch von dem Polizeibeamten, der ihre Aussage aufgenommen hatte. Bernie rieb sich das Kinn, während er sie aus dem Augenwinkel beobachtete. Amélie fiel offenbar auf, wie durcheinander sie waren.
    »Gibt’s irgendein Problem?«
    »Sie waren hier? Haben mit diesem Beamten gesprochen?«, fragte Kate und zeigte auf den Namen.
    »Ja.«
    »Können Sie uns schildern, wie die Befragung abgelaufen ist, Amélie?«
    »Die Befragung?« Die attraktive Frau ihnen gegenüber sah sichtlich verwirrt von einem zum anderen. »Lassen Sie mich nachdenken. Es war am späten Abend. Sehen Sie, die Uhrzeit steht hier. In dem Gebäude war es sehr ruhig, und ich weiß noch, dass ich darüber froh war, weil ich bei Lärm und Betrieb vielleicht keine Aussage hätte machen können. Verstehen Sie?«
    Die beiden nickten.
    »Sie hatten nichts dagegen, von einem Mann befragt zu werden?«, wollte Kate wissen.
    Amélie zuckte erneut vielsagend mit den Schultern. »Er hat mir erklärt, um diese Zeit habe keine Kollegin mehr Dienst … Ich wollte nicht weggehen und wiederkommen müssen, deshalb habe ich zugestimmt.«
    »Erzählen Sie uns von dem Beamten, mit dem Sie gesprochen haben. Woran Sie sich erinnern können.«
    Amélie sah von einem zum anderen. »Nun, er war ziemlich jung, schätzungsweise Mitte zwanzig. Aber das vermute ich nur, weil ich ihn kaum angesehen habe, verstehen Sie? Aber er war groß, ungefähr … stehen Sie bitte mal auf?« Bernie tat, wie geheißen. Amélie stand ebenfalls auf, war fast so groß wie Bernie. Sie nickte. »Ja, ungefähr so groß wie Sie, aber schlank, mit hell- bis mittelbraunem Haar.« Sie sah stirnrunzelnd auf ihre damalige Aussage hinunter. »Nein. Mehr fällt mir zu ihm nicht ein. Soweit ich mich erinnere, war er freundlich … oh, und er hat wie Sie keine Uniform getragen.«
    Sie bedankten sich bei Amélie für ihr Kommen. Bevor Bernie sie hinausbegleitete, erklärte sie sich damit einverstanden, ihnen die Fotokopie ihrer Aussage zu überlassen.
    Nach ihrer Rückkehr ins KUF -Büro studierte Kate das Protokoll aufmerksam. Was Amélie nicht bemerkt zu haben schien, war die Tatsache, dass es keinerlei Hinweis auf den Pferdeschwanz des Vergewaltigers enthielt. Kate las auch den Namen des Beamten, der die Aussage zu Protokoll genommen hatte. Dann kam Bernie. Sie lasen die Fotokopie nochmals und wechselten einen Blick.
    »Er hat uns neulich erklärt, keine der vier vergewaltigten Frauen habe sich die Mühe gemacht, als Zeugin auszusagen«, stellte Bernie fest.
    »Wo ist er?«
    »Müsste heute aus London zurückkommen.«
    Kate ging mit dem Protokoll in der Hand langsam ans Fenster, setzte sich in den Schatten der halb heruntergelassenen Jalousie und sah gerade noch, wie eine Limousine, von Reportern umgeben, langsam durch das Haupttor hinausrollte.
    »Furman fährt einen Mercedes, stimmt’s?«
    Bernie nickte.
    »Farbe?«
    »Ein sehr blasses Gold. Erst neulich hat er damit angegeben. Die Farbe heißt

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