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Kalter Schlaf - Roman

Kalter Schlaf - Roman

Titel: Kalter Schlaf - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A J Cross
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zu sehen war.
    »Hast du eine Idee, was sich hier abgespielt haben könnte?«, fragte sie.
    Der Lieutenant nickte. »Ja. Unabhängig von den Details, ist Janine Walkers Entführung sehr ruhig und kontrolliert verlaufen. Sie ist … einfach mitgegangen.« Er starrte seine Schuhspitzen an. »Vielleicht hat er sie betäubt. Vielleicht hatte er einen Elektroschocker oder einen Taser.«
    Sie gingen schweigend den gleichen Weg zurück bis zum Haus der Walkers: ein großzügiges, gepflegtes, von Blumenrabatten umgebenes Einzelhaus mit glänzend rot lackierter Haustür. Während Joe klingelte, sah Kate sich um und dachte an die Tragödie, die sich hinter dieser glänzenden Fassade verbarg. Sie wünschte sich, sie wäre nicht mitgekommen.
    Das Klingeln war kaum verhallt, als die Tür geöffnet wurde. Janine Walkers Eltern begrüßten sie, forderten sie zum Eintreten auf und führten sie in einen riesigen Wintergarten, der die rückwärtige Hausseite einnahm. Dort war es bei offenen Fenstern und herabgezogenen Jalousien angenehm kühl, während zwei große Deckenventilatoren die Blätter großer Palmen rascheln ließen. Aus verdeckten Lautsprechern drang leise Musik. Kate erkannte eine Orchesterfassung von »Eleanor Rigby«.
    Kate nahm in dem angebotenen Korbsessel Platz, konzentrierte sich auf die Walkers und studierte sie unauffällig, während sie alles taten, um Joe und sie willkommen zu heißen.
    »Möchten Sie einen Kaffee, Lieutenant, Dr. Hanson? Oder vielleicht etwas Kaltes? Einen Saft?«
    »Für mich gern Kaffee, Ma’am, danke«, sagte Joe lächelnd, und Kate schloss sich ihm an.
    Sie verfolgte die Konversation, die scheinbar unbekümmerte Freundlichkeit des Ehepaars Walker, und fand sie eigenartig beunruhigend im Vergleich zu ihrem kürzlichen Besuch bei Molly James’ Mutter.
    Mr. Walker schien Anfang sechzig zu sein und sah wie ein Mann aus, der sich viel im Freien aufhält. Er trug ein kurzärmliges weißes Hemd und sandfarbene Bermudashorts, die seine Sonnenbräune hervorhoben. Seine etwas jüngere Frau, auch sie sonnengebräunt, trug ein rosa Leinenkleid und hatte eine modische Kurzhaarfrisur. Ihre Ähnlichkeit mit dem Foto von Janine, das Kate kannte, war unübersehbar. Die Walkers wirkten nicht gerade glücklich, aber doch erleichtert. Und Kate verstand plötzlich, was die beiden bewegte: Sie waren völlig auf die neuen Ermittlungen des Departments für ungelöste Fälle wegen des Todes ihrer Tochter fixiert.
    Beim Kaffee sprach Mr. Walker über Janines Verschwinden und unterstrich ihre Bereitschaft, die Ermittlungen der KUF rückhaltlos zu unterstützen. Nach dem Kaffee lud er sie ein, in das aus dem ehemaligen Gästezimmer entstandene, kleine Büro mitzukommen, von dem aus sie ihre eigene Suche nach ihrer Tochter organisiert hatten.
    Kate und Joe folgten den Walkers in den ersten Stock hinauf. Oben fragte Kate, ob sie einen kurzen Blick in Janines Zimmer werfen dürfe. Mrs. Walker stimmte bereitwillig zu.
    Wieder mit dem Gefühl, ein unerwünschter Eindringling zu sein, öffnete Kate langsam die Tür von Janines Zimmer und trat ein. Das Fenster des großen Raums führte in den Garten hinaus. Als Kate zu den in einiger Entfernung zwischen Bäumen sichtbaren Hausdächern hinübersah, fiel ihr wieder die Straße ein, auf der sie zuvor mit Joe unterwegs gewesen war.
    Das sind die Dächer der Häuser an dieser Straße.
    In der ein Mann an dem Tag, an dem Janine verschwunden ist, im Garten gearbeitet hat.
    Sie ging mehrere Möglichkeiten durch, darunter auch die, das Fenster, an dem sie stand, könnte von den ersten Stockwerken dieser anderen Häuser zu sehen sein. Und damit auch Janines Zimmer. Sie begutachtete die Aussicht einige Sekunden lang, dann schüttelte sie den Kopf. Zu weit entfernt. Wenn sie kaum Details der Häuser dort drüben erkennen konnte, war es nur logisch, dass die Sicht in Gegenrichtung keineswegs besser war.
    In der Zimmermitte stehend, drehte Kate sich langsam um die eigene Achse und begutachtete die Einrichtung und Ausstattung. Ein moderner Raum mit einer cremeweißen und drei blassgelben Wänden. Ein warmer Raum, weil die Rückseite des Hauses in der Morgensonne lag. Graubeigefarbener Teppichboden. Keine Plüschtiere. Am Fußende des Betts lag ein großer Kelim, auf dem ein alter Schreibsekretär aus Tannenholz stand. Sie ging darauf zu, zögerte kurz und öffnete dann die Klappe. Bücher. Sie las die Titel. Fachbücher, auch ein paar Romane. Sie notierte sich einige Titel, dann schloss

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