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Kalter Schlaf - Roman

Kalter Schlaf - Roman

Titel: Kalter Schlaf - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A J Cross
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Die Walkers waren bereit gewesen, das Tagebuch ihrer Tochter mehrere Jahre lang der Polizei zu überlassen, weil sie zweifellos hofften, es werde den Ermittlern irgendwann nützen. Nachdem Janine nun aufgefunden worden war, würden sie es zurückhaben wollen. Was konnte sie sagen, wenn einer der beiden es verlangte?
    Heute. Sofort.
    Sie verdrängte diese Frage und sagte: »Mrs. Walker, mir ist aufgefallen, dass Ihr Mann im Gespräch mit meinem Kollegen ›ist‹ oder ›war‹ sagt, wenn er von Janine spricht, während Sie immer ›war‹ sagen.«
    Die ältere Frau nickte. »Das ist sehr gut beobachtet.« Sie fuhr mit dem Zeigefinger leicht über die Computertastatur. »Wir wussten beide, dass Janine längst aufgespürt worden wäre, wenn sie noch am Leben wäre. Ich habe mich damit etwas leichter abgefunden. Jetzt wissen Paul und ich, dass sie nie mehr heimkommt. Zumindest nicht auf die Weise, wie wir gehofft haben. Aber jetzt können wir anfangen, Pläne zu schmieden.«
    Sie sah zu Kate hinüber, dann starrte sie wieder die Tastatur an. »Sie ist nun schon so viele Jahre fort … Als wir dies alles angefangen haben, waren wir der Überzeugung, jeder PR -Aufwand sei nützlich, wenn er dazu beitrüge, die Erinnerung an Janine wachzuhalten. Jetzt hat unsere Zielsetzung sich geändert, Dr. Hanson.« Ihr Blick streifte Kate erneut. »Unsere Familie möchte Janine zurückholen, ihr kurzes Leben feiern und würdig von ihr Abschied nehmen.«
    Kate, die an Janines sterbliche Überreste dachte, die sie auf Connies Untersuchungstisch gesehen hatte, versuchte, etwas Passendes zu sagen, fand aber keine Worte.
    Mrs. Walker bedachte sie mit einem schwachen Lächeln. »Das ist in Ordnung, wissen Sie«, sagte sie leise. »Endlich zu wissen, dass Janine nicht mehr lebt, ist irgendwie erleichternd.« Sie machte eine Pause, betrachtete wieder den Computer. »Wenige Monate vor ihrem Verschwinden hat Janine ihre eigene E-Mail-Adresse bekommen. Sie existiert noch immer. Das Internet war uns damals noch ein völliges Rätsel. Wir haben dann rasch lernen müssen, uns darin zu bewegen.« Keine Spur von Verbitterung. »Noch jetzt gehe ich manchmal ins Büro und schreibe ihr eine kleine Nachricht. Meistens nur ein paar Zeilen, um zu erzählen, was wir gemacht haben, wie der Tag war … dass wir sie lieben.« Sie suchte wieder Kates Blick. »Ich klicke ›senden‹ an und fühle mich ein paar Sekunden lang mit Janine verbunden. Ich schicke ihr Nachrichten, weil sie dort draußen ist. Das ist sie doch, Dr. Hanson? Und sie wird bald wieder zu Hause sein.«
    Kate nickte stumm. Sie spürte einen Kloß im Hals, der sie am Sprechen hinderte. Um sich abzulenken, betrachtete sie das gerahmte Foto auf dem Schreibtisch. Es zeigte Janine mit einem kleinen weißen Terrier.
    Mrs. Walker sah ihren Blick, griff nach dem Foto und strich mit den Fingerspitzen darüber. »Ah, Josh! Die beiden waren unzertrennlich, wenn Janine nichts Wichtiges zu tun hatte.«
    Sie stellte das gerahmte Foto behutsam an seinen Platz zurück. »Wissen Sie, als er im Jahr 2004 gestorben ist, hatten wir das Gefühl, nun sei der letzte physische Kontakt zu Janine abgerissen. Für mich war das einer der schlimmsten Momente, so unglaublich das klingen mag.«
    Das glaubte Kate ihr. Sie verstand, was Janines Mutter meinte.
    Dann kam, was sie befürchtet hatte.
    »Wir möchten in nächster Zeit ihr Tagebuch zurückhaben. Wir haben vor einigen Jahren darum gebeten, aber als wir es nicht bekommen haben, waren wir der Ansicht, die Polizei solle es für eventuelle neue Ermittlungen behalten. Angesichts der veränderten Situation hätten wir es gern wieder, sobald Sie damit fertig sind.«
    »Ja, natürlich.« Mehr brachte Kate vor Verlegenheit nicht heraus. Sie fühlte sich als eine Komplizin Furmans bei seiner Vernachlässigung dieser Familie.
    Bevor sie das Zimmer verließen, wollte Mrs. Walker die Kleiderschranktür zudrücken. Sie leistete Widerstand. Janines Mutter öffnete die Tür ganz, und Kate sah im Schrank einige Kleidungsstücke hängen – offenbar ungetragen, einige noch mit Preisschildern. Während die ältere Frau den Ärmel eines Sweatshirts von der Tür wegschob, sagte sie zu Kate: »Janines neue Sachen. Für die Universität. Ihre andere Kleidung haben wir nicht mehr, aber diese Sachen konnten wir nicht weggeben. Sie sind ein Symbol für die Zukunftshoffnungen unseres Mädchens.« Sie schloss nüchtern: »Da steht uns eine weitere Entscheidung bevor, denke ich.«
    Als Kate

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