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Kalter Schlaf - Roman

Kalter Schlaf - Roman

Titel: Kalter Schlaf - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A J Cross
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Skelett durch das von Julian beschaffte Zahnschema offiziell identifiziert worden. Joe klebte eine Aufnahme der damals achtzehnjährigen Janine Walker neben Mollys Foto an die Glastafel. Kate studierte es. Glattes blondes Haar, etwas über schulterlang, distanzierter Blick, schwaches Lächeln, als habe der Fotograf eine nicht wirklich witzige Bemerkung gemacht.
    Kate erinnerte sich daran, für wie unwahrscheinlich sie George Colleys Täterschaft gehalten hatte. Und dies hier war eine weitere selbstbewusste, intelligente junge Frau. Colley wäre eine Meile weit gelaufen, wenn sie ihn nur einmal verächtlich angefunkelt hätte. Zwei Skelette aufgefunden, dazu ein Oberschenkelknochen. Kate dachte an Vanessa, Leah und Amy – drei junge Frauen, die nach Julians Recherchen ebenfalls als vermisst galten. Wie lange würde es noch dauern, bis sie in diesem Punkt Gewissheit hatten?
    Sie sah zu Bernie hinüber, der etwas vor sich hin murmelte. »Was machst du da?«
    »Ich schreibe meine Notizen über unseren Besuch bei Mollys Freundin für Julian ins Reine.« Er schüttelte irritiert den Kopf. »Sie hat uns von einem Kerl erzählt, der Molly in einem Coffeeshop schöne Augen gemacht hat, bevor sie verschwunden ist. Hat sie das den ersten Ermittlern erzählt? Nein, das hat sie nicht getan. In unserem Job kann man sich einfach nicht darauf verlassen, dass Zeugen einem alles erzählen.«
    »Vielleicht hat sie keine Verbindung zwischen Mollys Verschwinden und diesem Mann hergestellt, weil …«
    »Dazu braucht man wirklich kein Genie zu sein! Freundin erzählt von einem komischen Kerl. Freundin verschwindet anschließend spurlos. Da ist es doch logisch, dass man das erwähnt.«
    »Nein. Nicht unbedingt.«
    Bernie sah kurz von seinen Notizen auf, dann senkte er wieder den Kopf.
    »Also los, Klugscheißerin. Erklär’s mir.«
    Kate setzte sich auf die Tischkante und fasste ihr Haar mit einem Gummiband zu einem Pferdeschwanz zusammen. »Es wäre nicht ungewöhnlich, weißt du, diese Verbindung nicht herzustellen. Denk mal darüber nach. Die Sache mit dem komischen Kerl kann lange vor Mollys Verschwinden passiert sein. Ich wette, dass die Mädchen darüber gelacht haben. Dann verschwindet sie, was absolut tragisch ist und allen sehr nahegeht. Zwei zeitlich getrennte Ereignisse. Das erste ist anscheinend unbedeutend, eine heitere Episode. Das andere … nun, wie gesagt, tragisch. Mich überrascht es nicht, dass die beiden nie miteinander in Verbindung gebracht wurden.«
    »Ich wäre gern wie du, Doc. Durch nichts zu erschüttern«, sagte Bernie mürrisch.
    Joe nahm sein Jackett von der Stuhllehne und nickte Kate zu. »Fährst du mit zu den Walkers in Blakedown?«
    Kate sah unsicher zu ihm auf. »Ist’s ihnen recht, wenn wir kommen?«
    »Ich habe sie gestern Abend angerufen. Wir sind jederzeit willkommen.«
    Eine knappe halbe Stunde später trafen Kate und Joe vor dem Haus von Janines Eltern ein, nachdem sie an dem Fundort an der Umgehungsstraße vorbeigefahren waren. Sie sahen, dass es dort weitere Aktivitäten gab, aber keiner der beiden äußerte sich dazu.
    Joe parkte in der ruhigen Wohnstraße. Bevor sie an der Haustür klingelten, gingen Kate und er an die nächste Straßenecke. Wie in den Ermittlungsakten stand, sollte Janine Walker am Tag ihres Verschwindens um diese Ecke gebogen sein, war aber von einem Nachbarn, der nebenan in seinem Garten gearbeitet hatte, nicht gesehen worden. Joe begutachtete die Straße durch seine Rayban und schüttelte den Kopf.
    »Was?«, fragte Kate und sah zu ihm auf.
    »Wäre sie hier vorbeigekommen, hätte der Hobbygärtner sie doch sehen müssen. Erinnerst du dich an die Hausnummer dieses Nachbarn?«
    Kate warf einen Blick in ihr Notizbuch. »Vierundsechzig.«
    Sie gingen weiter, Seite an Seite durch ein stilles Wohnviertel. Dieser Vorort war offenbar eine der »Schlafstädte«, von denen Birmingham umgeben war. Vor ihnen am Randstein stand unübersehbar die gedrungene Säule eines leuchtend roten Briefkastens. Kate und Joe wechselten einen Blick. Janine hatte zwei Briefe einwerfen sollen, die aber vielleicht nie angekommen waren.
    Sie passierten die rote Säule und gingen bis zur Nummer 64: eine nicht weiter bemerkenswerte Doppelhaushälfte, die dem gärtnernden Nachbarn gehörte.
    Kate drehte sich in die Richtung um, aus der sie gekommen waren. Sie zeigte dorthin. »Sieh nur, Joe! Die Straße verläuft leicht bogenförmig.« Sie stellten erstaunt fest, dass der Briefkasten von hier aus nicht

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