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Kalter Schlaf - Roman

Kalter Schlaf - Roman

Titel: Kalter Schlaf - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A J Cross
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schüttelte.
    »Nein. Er ist vor knapp drei Jahren gestorben.« Mr. Walker schien Kates nächste Frage vorauszuahnen. »Dabei war er noch nicht sehr alt. Keine siebzig. Ein Schlaganfall.«
    »Mr. Kingsley hat der Polizei damals nicht weiterhelfen können?«
    »Nein. Er hat darauf bestanden, Janine an dem bewussten Tag nicht gesehen zu haben. Er hat ausgesagt, er habe vielleicht ein Auto in der Nähe gehört, aber das konnte er nicht bestimmt sagen. Wir haben alle Nachbarn besucht, wissen Sie. Wir sind von Haus zu Haus gegangen, haben gefragt, ob jemand etwas gehört oder gesehen hat. Aber das war nicht der Fall. Viele Nachbarn waren bei der Arbeit, als Janine verschwunden ist, und weil Ferienzeit war, waren viele Familien auf Reisen. Unser Viertel ist ohnehin sehr ruhig.«
    Kate nickte. Dann fiel ihr etwas ein, worüber die Ermittlungsakten keine Auskunft gaben.
    »Mr. Walker, wir wissen, dass Janine an dem bewussten Tag eine kleine herzförmige Umhängetasche und zwei Briefe von Ihnen getragen hat, die sie für Sie einwerfen sollte. Sind diese Briefe …?«
    Das Ehepaar wechselte einen Blick, dann antwortete Mr. Walker: »Sie sind im Briefkasten gleich um die Ecke eingeworfen und am nächsten Tag zugestellt worden. Aber als die Polizei das überprüft hat, waren die Umschläge schon vernichtet, sodass daraus keine Schlüsse gezogen werden konnten. Die Ermittler haben sich den Briefkasten selbst angesehen, aber …« Er zuckte mit den Schultern.
    Mrs. Walker ergänzte: »Janines Tasche ist nie gefunden worden. Es hat keinen Hinweis darauf gegeben, dass sie in einem der hiesigen Geschäfte war. Haben Sie …«
    Kate und Joe schüttelten den Kopf, und Kate warf ihrem Kollegen einen bedeutungsvollen Blick zu. Nachdem die beiden Männer nach unten gegangen waren, folgte sie Mrs. Walker in Janines Zimmer, sah zu, wie sie die Tagesdecke glatt strich und die Vorhänge zuzog, und überlegte, wie sie das Thema anschneiden sollte, das sie beschäftigte.
    Während sie aus dem Fenster sah, fragte sie: »Was wollte Janine in Sheffield studieren?«
    »Unsere Kinder waren beide sehr sprachbegabt. Nick, unser Ältester, ist es natürlich weiterhin. Er arbeitet bei der Europäischen Kommission in Brüssel.«
    Kate nickte, während sie sich über den Mangel an brauchbaren Informationen über die Familie Walker in den vorhandenen Ermittlungsakten ärgerte. Das Material, das Bernie aus dem Keller geholt hatte, enthielt keinen Hinweis auf einen älteren Bruder. Ihr Zorn richtete sich wieder gegen Furman, der damals ziemlich schlampig gearbeitet zu haben schien, aber sie achtete darauf, sich nichts anmerken zu lassen, als sie weitersprach.
    »Würden Sie Janine als gut organisierte, junge Frau bezeichnen?« Als Mrs. Walker leicht die Stirn runzelte, fügte sie hinzu: »Der Terminplaner an der Wand. Termine und dergleichen, alle säuberlich eingetragen.«
    Mrs. Walkers Miene hellte sich auf. »Ja, das stimmt. Sie war immer sehr ordentlich. Ganz anders als Nick! Aber wir können nicht erwarten, dass unsere Kinder gleich sind, nicht wahr?«
    Ihre nächste Mitteilung wirkte auf Kate wie ein Schlag vor die Stirn.
    »Sie haben bestimmt ihr Tagebuch gesehen. Er hat es mitgenommen – der Leiter der damaligen Ermittlungen. Janine hat es jeden Abend vor dem Zubettgehen geführt. Ich hab’s natürlich nie gelesen, aber ich glaube, dass sie diese Aufzeichnungen für nützlich gehalten hat.«
    Für Kate war dies die erste Erwähnung eines Tagebuchs. In der KUF war nie von einem gesprochen worden. In Gedanken war sie wieder in der Rose Road. In der Schachtel, die Bernie heraufgebracht hatte, hatte kein Tagebuch gelegen, das wusste sie. Kein Tagebuch, dem Janine vielleicht anvertraut hatte, mit wem …
    Mrs. Walker redete weiter: »Janine war eine moderne junge Frau. Unabhängig. Selbstständig. Sie hatte nur selten das Bedürfnis, unseren Rat einzuholen. Sie hat ihre Entscheidungen selbst getroffen – und dabei haben ihre niedergeschriebenen Gedanken ihr geholfen, glaube ich. Ich denke, dass sie wegen ihrer Unabhängigkeit und ihrer analytischen Fähigkeiten die Art von Job bekommen hätte, die sie anstrebte.« Kate nickte, als Mrs. Walker fortfuhr: »Sie wollte bei den Vereinten Nationen arbeiten. Sie hatte Amerika im Visier.«
    Kate nickte nochmals. Das passte zu der Literatur über die USA , die sie in dem Schreibsekretär gesehen hatte. Janine hatte anscheinend auch politische Interessen gehabt.
    Auf diesen Gedanken folgte sofort ein anderer.

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