Kalter Schlaf - Roman
es Ihnen wieder eingefallen war«, stellte er fest.
Wieder wirkte Cranham irritiert. »Ich bin geschäftlich zu eingespannt, um der Polizei mit unwichtigen Informationen nachzulaufen. Was hätten Sie damit denn anfangen können?«
»Das müssen Sie schon uns überlassen«, knurrte Bernie.
»Ich hatte keinen Kontakt mit dieser jungen Frau. Ich habe sie nicht gekannt. Ich bin nie mit ihr zusammengetroffen. Niemals. Sie war … ist … für mich irrelevant.«
Irrelevant . Dieser Misston störte Kate. Sie sah zu ihren Kollegen hinüber. Auch sie hatten ihn wahrgenommen.
Kate studierte Cranham, wie er am Tisch saß: die gestrafften Schultern, die entspannt vor ihm liegenden Hände, den leicht zur Seite geneigten Kopf, als er Bernie jetzt mit einem hochmütigen Blick bedachte. Darin erkannte sie auf Reichtum gegründetes Selbstbewusstsein und den Anspruch auf Vorzugsbehandlung. Sie schlug ihr Notizbuch auf und nahm das Foto von Molly James heraus, das sie von der Glastafel im KUF -Büro mitgenommen hatte.
»Mr. Cranham«, sagte sie ruhig, »sehen Sie sich bitte dieses Foto an?«
Er sah zu ihr hinüber, dann streckte er eine gepflegte Hand nach dem Foto aus, das sie ihm hinhielt. Er starrte sie kurz an, und Kate glaubte zu sehen, dass dabei etwas von seinem Hochmut abbröckelte, dann schob er ihr das Foto wieder über den Tisch.
»Ich erinnere mich, es in den Zeitungen gesehen zu haben, als sie verschwunden war. Sehr traurig. Aber ich habe sie nie persönlich gekannt.«
Kate nahm das Foto wieder an sich.
»Danke. Noch eine letzte Frage. Haben Sie jemals eine junge Frau namens Janine Walker gekannt?« Sie spürte Joes und Bernies Blick auf sich.
»Nein«, sagte er, ohne im Geringsten zu zögern.
Diesmal nickte Kate nur dankend.
John Cranham sah sie nacheinander an, dann stand er auf. »Wenn Sie keine weiteren Fragen haben, gehe ich jetzt. Es ist schon spät, und ich gerate in den Berufsverkehr. Sollten Sie mich noch mal sprechen wollen, werde ich dafür sorgen, dass mir keine weiteren Unannehmlichkeiten entstehen. Dann kommen Sie zu mir . Und ich äußere mich nur noch im Beisein meines Anwalts.«
Er ging zur Tür.
»Warum hat Ihre Familie zwanzigtausend Pfund Belohnung für zweckdienliche Hinweise ausgesetzt, wenn Molly James so ›irrelevant‹ für Sie war?«, fragte Joe den Hinausgehenden.
Cranham blieb stehen, machte kehrt und sah Bernie und Joe an. Kühl. Gelassen.
»Nennen Sie’s den Gemeinsinn meines Vaters. Die Bereitschaft meiner Familie, dem Gemeinwesen bei Bedarf beizustehen.« Er machte eine Pause. »Worauf die West Midlands Police in Zukunft nicht mehr bauen sollte.«
Mit dieser letzten boshaften Bemerkung verschwand er.
Im Büro der KUF war Bernie vor Wut einem Schlaganfall nahe.
»Komisch, wie er sich an manche Sachen erinnert und andere vergisst, oder? Ich behaupte, dass der alte Cranham die Belohnung ausgesetzt hatte, weil er glaubte, sein Sohn habe etwas mit Molly gehabt. Und für wen hält er sich überhaupt?«, fragte Bernie wütend. »Er und seine ›Sie-kommen-zu- mir‹ -Einstellung! Damit steht er ganz oben auf meiner Liste, dieser reiche Scheißkerl …«
Bernie schwieg einige Sekunden lang und starrte die Glastafel an. »Trotzdem ist die Sache nicht aussichtslos. Fairley und er interessieren uns weiterhin. Wir arbeiten jetzt daran, aus einem der beiden einen Verdächtigen zu machen. Derjenige, der diese Mädchen ermordet hat, muss verdammt gerissen sein. Sobald wir uns einen der beiden richtig vorknöpfen, wird er sich zu erkennen geben. Er wird sich zeigen. Dieser Täter ist nicht einfach ›irgendjemandes Mann, irgendjemandes Sohn‹.«
Kate sah ruckartig auf und starrte Bernie überrascht an. »Wer hat gesagt, dass er das ist?«
»Julian.«
29
Mittwochmittag erschien Furman im KUF -Büro. Seine Schläfenader pulsierte wieder. Kate sah sie an, während er Joe, Bernie und sie anfunkelte.
»Ich bin der Manager dieser Einheit, und als Manager sage ich« – er zeigte auf sich –, »was Sie drei« – er zeigte auf Kate und ihre Kollegen – »zu tun und zu lassen haben.«
Furman lief sichtlich erregt auf und ab, dann machte er ruckartig kehrt und wandte sich an Kate, während er ein Din-A4-Blatt schwenkte. »Was ist das?«, fragte er scharf.
Kate warf einen Blick darauf. »Ein Zeiterfassungsbogen«, sagte sie hilfsbereit.
Der Inspector lief rot an. »Das weiß ich. Aber ich will wissen, wieso Sie sich berechtigt fühlen, zwei Stunden und fünfzehn Minuten bei der
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