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Kalter Schlaf - Roman

Kalter Schlaf - Roman

Titel: Kalter Schlaf - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A J Cross
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Bleiglasfenster und die wandhohen Bücherschränke und bewunderte zuletzt den reich geschnitzten Schreibtisch, den ihr Doktorvater ihr – wie sie ihm erzählt hatte – anlässlich seiner Emeritierung geschenkt hatte.
    In dem alten, bequemen Lehnstuhl sitzend, nickte er, als Kate ihm ein aufgeschlagenes Buch mit einem Zitat hinhielt, das sie für ihn gefunden hatte.
    »Dieser Raum gefällt mir«, sagte er, sah auf, um das Buch entgegenzunehmen, und vertiefte sich dann darin.
    Kate lächelte. In mancherlei Beziehung erschien ihr die Tutor-Student-Beziehung zwischen Julian und ihr selbst hier natürlicher. In der Rose Road fühlte sie sich oft durch den Wunsch, Julian vor einigen Realitäten der forensischen Arbeit zu beschützen, und das Bedürfnis abgelenkt, ihn wie jeden anderen Kollegen zu behandeln.
    Ohne aufzusehen, fuhr er fort: »Diese Stille. Hier ist’s echt … friedlich. Hier kann man denken.«
    Kate ging hinter den Schreibtisch zurück und nahm wieder Platz. Sie wartete, weil sie wusste, dass er irgendetwas auf dem Herzen hatte. Und sie wusste auch, dass es besser war, Julian nicht auszufragen, sondern geduldig abzuwarten, bis er das Thema anschnitt.
    »Kate? Glauben Sie, dass ich’s hier … schaffen könnte … kann? Ich meine, dass ich nach der Graduierung einen Job in Birmingham bekommen kann?«
    Sie betrachtete sein ernstes junges Gesicht. »Julian, ich denke, dass Sie an praktisch jedem Ort so ziemlich alles erreichen können, was Sie sich vornehmen.«
    Julian errötete und sah wieder in das Buch.
    Die beiden diskutierten noch einige Minuten, dann war das Tutorium beendet. Nachdem Kate einen Vermerk in seinem Studienplan gemacht hatte, packte Julian seine Bücher ein, bedankte sich bei ihr, ging zur Tür und blieb, die Hand auf der Klinke, noch mal stehen.
    »Übrigens war Maisie letzte Woche in unserer Statistikvorlesung. Wissen Sie, dass es in meinem Semester ein paar Studenten gibt, die sich Sachen von ihr erklären lassen? Sie ist echt clever, Kate.«
    Kate nickte. »Ja, das ist sie. Auf wissenschaftlichem Gebiet.«
    Manchmal allzu clever.
    Und keineswegs schon so erwachsen, wie sie selbst denkt.

34
    Einige Stunden später berichtete Celia Masefield in Kates Haus:
    »… und die Nonne in der Badewanne bedeckt ihre Brust mit beiden Händen und sagt zu dem Mann: ›Wie konnten Sie nur? Sie haben gesagt, Sie könnten nicht sehen!‹, und der Mann sagt: ›Nein. Ich habe Ihnen gesagt, dass ich der Blinde aus dem Dorf bin …‹ Moment mal! Ich weiß nicht, ob ich das richtig erzählt habe …« Kate, die mit einem Weinglas in der Hand auf dem Sofa lag, brach in Lachen aus, als die große Frau in einem der Sessel scheinbar sorgenvoll die Stirn runzelte. Im nächsten Augenblick lächelte sie Celia an. »Und was hast du in letzter Zeit getrieben?«
    Ihre Freundschaft hielt schon seit vielen Jahren, obwohl sie sich wegen ihrer vielen anderweitigen Verpflichtungen bestenfalls einmal im Monat trafen. Jemand, der Kate viel Zeit kostete, übernachtete heute bei Chelsey – auf Candices Vorschlag, dem Kate nur widerstrebend zugestimmt hatte. Die Sache mit den kleinen blauen Tabletten, die sie in Maisies Schlafzimmer gefunden hatte, war noch längst nicht ausdiskutiert.
    »Ich stecke bis über beide Ohren in Asozialem. Unterrichte die Theorie, da-di-da. Außerdem habe ich gerade ein Gutachten über einen Straftäter erstellt.«
    »Erspare mir die Details. Als ich vor ein paar Tagen angerufen habe, hat Maisie mir erzählt, dass du wieder in der Rose Road arbeitest.«
    Das bestätigte Kate mit einem Nicken.
    »Wie geht’s Old Blue Eyes?«, fragte Celia und zog dabei eine Augenbraue hoch.
    Kate lachte erneut. »Dem geht’s sehr gut.«
    »Das möchte ich wetten!«
    Kate schüttelte den Kopf. »Cee, deine Fantasie geht mit dir durch.«
    Ihre Freundin grinste. »Tatsächlich steht er auf meiner F-Liste ganz weit oben …«
    »Cee!«
    »Ich hab F wie in Freundschaft gemeint«, sagte sie in aller Unschuld.
    Kate musterte sie prüfend, während sie einen Schluck Wein trank.
    »Ja, natürlich.«
    »Nun, mich erinnert er ein bisschen an den jungen Jeff Bridges. Und er ist wieder da! Obwohl du dachtest, er würde wegbleiben.«
    »In der Rose Road hat es geheißen, er habe beschlossen, in Boston zu bleiben. Aber nun ist er für ein weiteres Jahr hier.« Kate spielte mit ihrem Weinglas. »Jedenfalls …« Sie verfiel in Schweigen.
    »Jedenfalls was?«
    Kate zuckte mit den Schultern. »Nichts. Er ist für ein weiteres

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