Kalter Schlaf - Roman
Universität.
33
Bernie hielt den Hörer des KUF -Telefons in einer Hand und hörte der Stimme an seinem Ohr zu. Julian konzentrierte sich auf seinen Bildschirm. Kate ging rasch zu dem Safe hinüber, zog die Tür auf und nahm Janines Tagebuch heraus. Als sie damit an den Tisch zurückkam, beendete Bernie sein Telefongespräch mit ein paar kurzen Worten, und Joe kam mit einer Caffè-Nero-Tragetasche von draußen herein.
Kate wartete, bis Joe den Raum durchquert und sich neben sie gesetzt hatte. Dann berichtete sie ihm, was sie während seiner einstündigen Abwesenheit gemacht hatten. »Wir haben so viele Kartons wie nur möglich nach den damaligen Aussagen von Kenton-Smith, der französischen Studentin und Suzie Luckman durchsucht. Wir haben sogar Tracey Thomas dazugenommen. Nichts.«
Joe nickte und bot ihr ein Törtchen aus der blauen Tragetasche an. Sie schüttelte dankend den Kopf.
Bernie sah zu ihr hinüber. »Immerhin gibt’s einen Lichtblick, Doc. Ich konnte auch keine Telefonnummern rauskriegen, aber Julian war am Computer erfolgreicher und hat immerhin zwei für uns ermittelt. Die Nummern von Kenton-Smith und Luckman.«
Julian sah von seiner Arbeit auf.
»Es gibt eine separate Datenbank mit den Privatnummern von Verbrechensopfern, die man …«
»Klingt wie eine Datenbank, die streng vertraulich und nicht allgemein zugänglich ist«, murmelte Joe und schob die blaue Tragetasche zu Bernie hin.
Bernie griff danach und runzelte die Stirn. »Davon haben Sie kein Wort gesagt, Devenish!«
»Ich habe das Passwort umgangen, weil Sie verlangt haben, dass ich alles Menschenmögliche tue, um die Nummern zu beschaffen!«
Kate sah ungeduldig von einem zum anderen. »Hört schon auf, ihr beiden! Wir haben diese Informationen gebraucht. Manchmal müssen Vorschriften eben … unbeachtet bleiben. Außerdem lässt sich das nicht mehr ändern.«
»Ratschläge zur Karriereplanung von unserem Doc, Devenish. Halten Sie sich daran, dann ist Ihre Karriere bei der Polizei vorbei, bevor sie richtig angefangen hat«, murmelte Bernie.
»Hören Sie nicht auf ihn!«, wies Kate ihn an, als Julian unsicher lächelte.
»Okay, was haben wir also?«, fragte Joe.
»Zwei aktuelle Telefonnummern«, antwortete Bernie. »Eine von Luckmans Mutter. Die habe ich bisher nicht erreicht. Die andere von dieser Kenton-Smith. Ich habe gerade mit ihrer Schwester gesprochen. Kenton-Smith arbeitet in London. Kommt am späten Freitagabend nach Birmingham zurück und bleibt bis Dienstagmorgen bei ihrer Schwester. Die Schwester wohnt in Edgbaston in der F-F-F-Far-Qua-Har Road«, fügte er mit gespitzten Lippen affektiert hinzu.
»Todschicke Gegend«, kommentierte Joe, der die Farquahar Road als eine von Luxusvillen in parkartigen Grundstücken gesäumte Straße kannte.
Kate sah zu, wie Bernie Kaffee schlürfte und ein halbes Törtchen mit einem Biss vertilgte, während Kuchenkrümel über seine Hemdbrust rieselten.
»Ich habe vereinbart, dass ich kommenden Montag mit Kenton-Smith reden kann. Wollte Gott, alle unsere Zeugen wären so kooperativ«, nuschelte er mit vollem Mund.
Kate runzelte die Stirn. »Bernie, dafür wird eine Frau gebraucht.«
Er machte plötzlich wieder sein grimmiges Bulldoggengesicht. »Was hast du jetzt schon wieder? Diese Frau ist gebildet. Einem freundschaftlichen Gespräch gewachsen. Das hat ihre Schwester bestätigt.«
»Ich komme mit«, entschied Kate. »Und die Fragen stelle ich. Kenton-Smith ist ein Vergewaltigungsopfer.«
Bernie verdrehte die Augen. »Du meinst also, dass ich bei Frauen nicht den richtigen Ton treffen kann, stimmt’s?« Er funkelte Kate an. »Hör zu, Doc, was ihr damals zugestoßen ist, liegt jetzt … wie lange zurück? Außerdem hat es bei uns im Lauf der Jahre massenhaft Schulungen gegeben. Ich weiß, was ich sagen darf und was nicht. Der ganze politisch korrekte Scheiß von schwesterlicher Empathie geht mir gewaltig auf den …«
»Ich komme mit, wenn du sie besuchst! Ich führe das Gespräch!«
Bernie wirkte ernstlich gekränkt. »Daran ändert sich also nichts.«
Kate griff nach ihrer Umhängetasche und wandte sich an Julian. »Soll ich Sie zur Universität mitnehmen?«
Er sah zu ihr auf. »Danke, aber ich bin mit dem Rad da.«
Sie nickte, sah kurz zu Joe hinüber, der die Informationen über Kenton-Smith durchlas, und verließ das KUF -Büro wegen eines Tutoriums in der Universität.
Später sah Julian sich in Kates Arbeitszimmer in der Universität um, betrachtete die
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