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Kalter Schlaf - Roman

Kalter Schlaf - Roman

Titel: Kalter Schlaf - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A J Cross
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Schwindel zum jeweiligen Gegenüber passen muss, damit er erfolgreich ist.« Sie sah über den Tisch. »Julian hat recht. Sie sind überall anzutreffen, wo sie ihre eigenen Ziele verfolgen, Vorschriften und Gesetze für sich zurechtbiegen und allen anderen das Leben zur Hölle machen. Jeder hat schon mal mit einem Psychopathen zu tun gehabt, meistens im Beruf.«
    »Furman«, murmelte Joe.
    Kate studierte die Namen auf der Glastafel. »Der s e x uelle Psychopath stellt ein anderes Problem dar«, sagte sie nüchtern. »Weil er während der Zeit, in der er sich als normal ausgibt, was Gefühle und die Befolgung sozialer Konventionen betrifft, seine sexuell abartigen Wünsche befriedigt. Wobei er eine Spur der Verwüstung und traumatisierte Familien hinterlässt.«
    Bernie schüttelte den Kopf und hob einen Zeigefinger. »Erzähl uns nicht, dass er eine schwere Kindheit hatte, Doc. Das geht mir auf den … die Nerven. Kein Mensch ist mehr an irgendwas schuld. Alle haben irgendeinen ›Ismus‹ oder ein Syndrom oder haben im Holzschuppen etwas Unheimliches gesehen, als sie vier Jahre alt waren.« Er spürte Kates Blick auf sich und verschränkte die Arme, während er errötete. »Meine Eltern hatten nie Geld, als wir aufwuchsen, weil ein Haufen Kinder zu versorgen war. Aber wir haben niemals Leute betrogen oder irgendwas Grausames getan.« Er runzelte seine Augenbrauen. »Erzähl mir bitte nicht, dass er nichts dafür kann, okay?«
    »Das fiele mir nicht im Traum ein, Bernie«, antwortete Kate gelassen.
    Dann meldete sich plötzlich Julian wieder. »Wäre es also nützlich zu versuchen, so zu denken wie er, Kate?«
    »Für Sie immer noch Dr. Hanson! Und setzen Sie den Kessel noch mal auf. Von diesem Theoriegeschwafel kriege ich Kopfschmerzen.«
    Kate nickte Julian zu. »Das könnten wir versuchen. Aber wie ich schon vorhin gesagt habe, besteht unsere beste Chance meiner Meinung nach darin, sein Verhalten, seine bisherigen Aktivitäten, sehr genau zu studieren.«
    Während dieser Diskussion war Furman lautlos an der offenen Tür des KUF -Büros erschienen. Kate, die ihn ignorierte, sah zu Bernie hinüber, der bedrückt wirkte, und vermutete, dass daran die Erwähnung kleiner Kinder schuld war.
    »Wie geht’s deiner Tochter Janice, Bernie?«
    »Bei ihr ist wieder was Kleines unterwegs. Nummer vier. Zu Weihnachten kommt sie mit ihnen rüber. Das wird schwierig, wenn sie alle allein versorgen muss, aber Janice sagt, dass ihr das nichts ausmacht.«
    Als Furman das hörte, bedachte er Bernie mit einem verächtlichen Blick. Darüber ärgerte Kate sich.
    »Janice ist wirklich erfolgreich, nicht wahr, Bernie?«, sagte sie, ohne Furman aus den Augen zu lassen.
    Bernie nickte. »Ja. Ich bin echt stolz auf sie, aber das weißt du ja. Ich meine, ich selbst hab nie viel Bildung mitgekriegt. Gemeinschaftsschule Adderly Street, anschließend Sekundarschule. Aber unsere Janice hat alles erreicht, was ihr möglich war.«
    Kate sah Furman, der nur mit halbem Ohr zuhörte, verächtlich grinsen. Was er nicht wusste, war die Tatsache, dass Bernie Watts’ Tochter wirklich alles erreicht hatte, was ihr möglich war. Sie hatte mit einem Stipendium in Oxford studiert, war Professorin an der Technischen Universität Hamburg und hatte einen deutschen Kollegen geheiratet.
    »Ja, sie ist ein gutes Mädchen. Am Balliol College hat’s ihr gut gefallen. Was sie erreicht hat, verdankt sie vor allem ihrer Mutter, als die noch gelebt hat.« Bernie verstummte. Furmans überhebliches Grinsen verschwand allmählich, als er ihnen genauer zuhörte. Jetzt musterte er einen nach dem anderen forschend, schien etwas sagen zu wollen, begnügte sich aber mit einem kalten Blick und verschwand wieder.
    Julian sah ihm nach, dann wandte er sich an seine älteren Kollegen. »Klasse! Jetzt glaubt er, dass wir ihn aufziehen wollten! Mann, ich bin erledigt.«
    »Was haben Sie diesmal, Devenish?«
    »Ist das nicht klar? Er hat geglaubt, Ihre Tochter sei eine …« Julian verstummte errötend.
    Bernie lehnte sich auf seinem Stuhl zurück und fixierte ihn mit schwachem Lächeln. »Ja? Wofür hat er meine Tochter gehalten? Spucken Sie’s aus.«
    »Jede Wette, dass er Ihre Tochter für eine Schmarotzerin gehalten hat«, sagte Julian hitzig. »Sozialwohnung, bezieht Stütze und so weiter. Aber als Nächstes hört er, wie Sie erzählen, dass sie in Oxford studiert hat … Ach, vergessen Sie’s!« Er warf seinen Stift auf den Tisch und sackte mürrisch auf seinem Platz

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