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Kalter Schlaf - Roman

Kalter Schlaf - Roman

Titel: Kalter Schlaf - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A J Cross
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Janine war eine intelligente junge Frau, die sich für internationale Politik interessierte. Und dieser Mann, den sie kennengelernt hatte, hatte behauptet, eine Geheimausbildung zu durchlaufen?
    Erzähle den Leuten etwas Unglaubliches, dann glauben sie es nicht.
    Erzähle den Leuten etwas Unglaubliches über irgendwas, für das sie sich bereits interessieren …
    Wie dieser Milliardenbetrüger in Amerika, der reichen, intelligenten Leuten weismachte, er könne ihr ohnehin schon bedeutendes Vermögen vervielfachen. Ein Versprechen, das zu gut gewesen war, um wahr zu sein – und das einige von ihnen bettelarm zurückgelassen hatte.
    Alles Teil des Schwindels.
    Kate ging durch die Küche und machte die Lichter aus. Auf dem Weg durch die Diele und die Treppe hinauf war sie tief in Gedanken versunken.
    Was hatte Janine gewollt? Einen Liebhaber mit Einfluss und politischen Verbindungen?
    Und Molly James?
    Sie erreichte ihr Bad und beschloss, rasch in die Wanne zu steigen. Sie betrachtete ihr Spiegelbild in dem großen Wandspiegel.
    Was Molly gewollt hatte, wusste sie.
    Ein bisschen Geld verdienen.

35
    Der Wagen fuhr in flottem Tempo auf der aus der Stadt hinausführenden, mehrspurigen Schnellstraße durch die Nacht. Sein Fahrer überholte mit über siebzig Meilen eine Gruppe anderer Autos, bevor ihm einfiel, dass auf diesem Straßenstück oft geblitzt wurde. Er ließ die Tachonadel auf vierzig zurückfallen. Heutzutage konnte man sich nirgends mehr bewegen, ohne durch Vorschriften, Gesetze und übereifrige Polizei behindert zu werden.
    Er warf einen Blick in den Rückspiegel, betrachtete kurz seine Augen. Sie brannten schlimm und sahen noch schlimmer aus. Als hätte er seit Tagen nicht mehr geschlafen, was auch stimmte. Heißer Zorn durchflutete ihn. Bis vor wenigen Wochen hatte er ein geregeltes Leben geführt, in dessen Mittelpunkt seine Arbeit stand. Überwiegend. Es hatte einige unorthodoxe Aktionen gegeben, aber nur gelegentlich. Wenn der Drang übermächtig wurde. Auf diese Weise war er unter dem Radar geblieben. Indem er geduldig gewesen war und alle Regelmäßigkeit vermieden hatte.
    Dem Drang widerstehen. Bis er sich nicht mehr zurückhalten ließ. Das war Selbstbeherrschung.
    In diesen letzten Tagen hatte er zu spüren begonnen, wie die Situation seiner Kontrolle entglitt. Ja, er hatte diese eine im Visier – und eine andere, die er für sich das »Latte Girl« nannte. In beiden Fällen war er gut und in dem ihm gemäßen Tempo vorangekommen.
    Erneut aufwallender Zorn bewirkte, dass seine Gesichtshaut sich spannte und die Kiefermuskeln sich verkrampften, als er an die unaufhörlichen Stimmen dachte, die vor einiger Zeit angefangen hatten. Trotz ihres faden Geplappers hatte er es geschafft, wie bisher seine Arbeit zu tun, obwohl er nicht wusste, wie ihm das gelungen war. Innerlich kochte er. Es war ihre Schuld, dass er sich jetzt hier befand. Hier sein musste. Als die dummen, plappernden, geistlosen Stimmen angefangen hatten, hatte er sie zunächst ignoriert. Aber sie waren unbeirrbar gewesen. Hatten ihn dazu gezwungen, nochmals zu durchleben, was er vor Jahren getan hatte, und sich den genauen Ablauf durch den Kopf gehen zu lassen, bis er glaubte, in einen Mahlstrom gestürzt zu sein. Erinnerungen. Hunger. Jetzt drängten sie ihm diese Eile auf. Dies war nichts, was er selbst wollte. Sie waren schuld daran, dass er hier unterwegs war.
    Um seinen Zorn in den Griff zu bekommen, umfasste er das Lenkrad etwas lockerer, während die Scheinwerfer entgegenkommender Autos den Ring an seinem Mittelfinger aufblitzen ließen. Er atmete tief durch, den Blick auf die Fahrbahn gerichtet. Er musste sich beruhigen. Angst und innere Zwänge führten zu Fehlern. Das wusste jeder, der die einschlägige Literatur kannte. Er begann, mit sich selbst zu diskutieren. Vielleicht wurde es Zeit? Er kannte sie schon ziemlich gut. Er runzelte die Stirn. Es sollte wirklich seine Entscheidung sein, wann er handeln wollte.
    In Gedanken war er wieder beim gestrigen Abend, als er die Sachen aus dem Rucksack geholt und sein Gesicht in den Kleidungsstücken vergraben hatte. Dann hatte er die Finger sanft über glattes Leder gleiten lassen und die von Münzen stammenden, kleinen Erhebungen ertastet. Vielleicht war dies doch seine Entscheidung. Er war für sie bereit. Er kannte sie gut genug.
    Er fuhr wieder etwas schneller, und der Fahrtrhythmus bewirkte in seinem Kopf einen sich beschleunigenden Takt: zu-früh, zu-früh, zu-früh, der seine

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