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Kalter Schlaf - Roman

Kalter Schlaf - Roman

Titel: Kalter Schlaf - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A J Cross
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Trinken müde. Nicht zu viel Alkohol. Dafür umso mehr Bewegung. Ihr war klar, dass sie mit diesen Schuhen unmöglich bis zum Bahnhof hätte gehen können. Sie drehte den Kopf zur Seite und fuhr mit der Handfläche über den glatten Sitzbezug. Leder. Ein bisschen ausgefallen für ein …
    »Netter Abend?« Seine Stimme erschreckte sie, und sie hob den Kopf.
    »Was?«
    Gereiztheit durchzuckte ihn wie ein schmerzhafter Stich. Er hatte mehr von ihr erwartet. Beherrschte denn keine von ihnen auch nur die einfachsten Umgangsformen? »Ich habe gefragt, ob Sie sich heute Abend gut amüsiert haben.« Er sprach jedes Wort übertrieben deutlich aus, aber sie verstand seinen Sarkasmus nicht.
    »Oh, ja … danke.«
    Wieder begegnete sie seinem Blick im Rückspiegel – und sah sofort weg, betrachtete unbehaglich die vorbeihuschenden Geschäfte, Restaurants und Pubs.
    »Hatten Sie heute Abend viel zu tun?«, fragte sie mit junger, fast noch kindlicher Stimme, um das Schweigen zu brechen. Sie sah sich nochmals im Wageninneren um.
    »Nicht so schlimm. Nicht halb so viel, wie ich hoffentlich später zu tun haben werde.« Er erwärmte sich allmählich für seine Rolle. »Dann geht’s heim … zur Frau – und den Kindern, Tasse Tee und ins Bett.« Er beobachtete sie im Spiegel, um zu sehen, wie seine Worte wirkten. Sie schien entspannt zu sein.
    »Hab mir gedacht, dass Sie Kinder haben«, bestätigte sie nickend.
    Er betrachtete sie mit gespieltem Erstaunen. »Sie sind wohl Hellseherin, Schätzchen?« Er lächelte ihr im Spiegel zu. Hübscher Effekt! Auf solche Dinge verstand er sich.
    »O nein«, sagte sie ernsthaft. »Ich meine das kleine Spielzeug, das Sie da haben.«
    Sein Blick fiel auf die Ablage über dem Instrumentenbrett. Sie sah Lachfältchen in seinen Augenwinkeln, als sie sich in die Lederpolster zurücklehnte. Das Auto rollte fast lautlos durch die Nacht seinem Ziel entgegen. Nach einem Blick auf die Uhr sah er kurz in den Fußraum vor dem Beifahrersitz. Dort stand eine Sporttasche mit seinem »Werkzeug«.
    »Cleveres Mädchen«, murmelte er.
    Außerhalb ihres Blickfelds bogen seine Mundwinkel sich nach unten, während er sie weiterhin beobachtete und mit kaum sichtbaren Lippenbewegungen ein Wort flüsterte:
    »Habichdich.«

36
    Joe erschien am Freitagmorgen in Kates Haus, lässig in einem weißen kurzärmligen Hemd, schwarzen Jeans und Bikerstiefeln statt seinen braunen Fryes. Nachdem er von Phyllis, die ihn kritisch musterte, hereingelassen worden war, ging er zu Kate und Maisie in die Küche. Beide waren noch im Pyjama.
    Maisie saß am Küchentisch und starrte stirnrunzelnd in ihre Müslischale. Joe, der auf den üblichen Gruß verzichtete, sah von ihr zu Kate. Maisie schob die Schale weg und verließ wortlos den Raum.
    Joe wartete. Kate seufzte, während sie Maisie nachsah, die nach oben verschwand. »Kevin hatte angeboten, sie übers Wochenende zu nehmen. Vor einer halben Stunde hat er angerufen, um zu sagen, dass es leider nicht geht.«
    »Ah«, sagte Joe nur.
    Kate saß mit aufgestützten Armen da, schaute noch immer in die Richtung, in die ihre Tochter verschwunden war. Mitleid mit Maisie war nur ein Teil dessen, was sie empfand. Der Rest war tiefe Enttäuschung über Kevin, obwohl sie seinen Egoismus, seine sprunghafte Art und seine Unzuverlässigkeit seit vielen Jahren kannte. Sie ließ den Kopf hängen, fuhr sich mit den Fingern durchs Haar. Als Joe nichts sagte, sah sie zu ihm auf.
    »Was ist passiert?«
    Er setzte sich ihr gegenüber. »In der Rose Road ist eine Anzeige eingegangen. Eine junge Frau wird vermisst«, antwortete er.
    Kate starrte ihn an. »Was? Du meinst ein Mädchen von hier – wie in unseren Fällen?«
    Er nickte knapp, ohne sie aus den Augen zu lassen. »Sie hat Ähnlichkeit mit Molly und Janine. Alter … Größe … Haarfarbe. Sie heißt Jody Westbrooke.«
    Kate war aufgesprungen. »Wann?«, fragte sie mit vor Entsetzen geweiteten Augen.
    »Ihre Mutter hat sie in den frühen Morgenstunden als vermisst gemeldet. Sie hatte auf ihre Tochter gewartet, die von einem Treffen mit Freundinnen nicht heimgekommen ist.«
    Sie starrte ihn an, hatte eine Hand auf den Mund gepresst. Dann fragte sie: »Was passiert in der Rose Road? Wer leitet die Ermittlungen? Sind wir …«
    »Gander hat mich gebeten, die Oberen wegen der offensichtlichen Übereinstimmungen mit unseren Fällen zu informieren. Er will, dass sie von Anfang an einbezogen werden – falls es einen Zusammenhang gibt. Aber für Jody

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