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Kalter Schmerz

Kalter Schmerz

Titel: Kalter Schmerz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hanna Jameson
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starrte sie an. »Hast du mich wirklich zwei Tage lang gesucht?«
    »Tja …« Daisy zuckte mit den Schultern. »Du hast doch West End gesagt, oder? Ich dachte, irgendwann müsstest du ja mal was trinken gehen, aber weißt du was? Kein Arsch da kennt dich. Du hast mir doch keinen falschen Namen genannt, oder?«
    »Nein, tut mir leid, es ist halt so, dass sie das sagen sollen.«
    »Ha! Der große Geheimnisvolle, am Arsch!« Sie boxte mir gegen den Arm und schwankte leicht, als sie vor mir her ins Wohnzimmer ging und eine der vielen halb ausgetrunkenen Flaschen hochhob, die überall herumstanden. »Jetzt soll ich wohl beeindruckt sein, was? Willst du was trinken? Ich habe … Cider und … Cider, mit Wodka.«
    »Es ist Mittag.«
    »Wie du willst. Hab nichts Braunes mehr, tja. Nervt.«
    Mit einer geübten Bewegung ließ sie sich zu Boden fallen, hockte sich im Schneidersitz hin und zündete sich eine Zigarette an. Sie trug ein übergroßes weißes Hemd mit einem Gürtel und rote Stulpen über den Waden.
    »Warum hast du mich gesucht?«
    Sie lachte in sich hinein, schob sich das Haar aus den Augen,nahm noch einen Zug. »Du glaubst, ich mach Witze, aber ich bin wirklich alle Straßen rauf und runter gelaufen, hab alle möglichen Leute angequatscht, bin in die Kneipen gegangen und hab die Kellner gefragt … Eigentlich dämlich von mir, ich meine, wir sind hier schließlich in London.«
    »Aber du hast mich gefunden.« Ich bückte mich, wollte ihr in die Augen sehen. »He, warum hast du mich gesucht?«
    »Ich bin nicht blöd«, sagte sie, griff wieder zu ihrem Cider und aschte ab. »Ich weiß, dass die meisten das denken, weil ich mich so anziehe und weil ich das College nicht zu Ende gemacht hab und so, aber ich sag dir eins: Ich bin verdammt noch mal nicht blöd. Verstanden?«
    Ich wartete darauf, dass sie aufhörte zu trinken, und setzte mich zu ihr auf den Boden. Sie hatte Ringe unter den Augen, ihre Haut war fleckig vom Alkohol.
    »Du glaubst, dass Kyle und Matt sie umgebracht haben, nicht? Ich meine, ich weiß auch, dass du das nicht gesagt hast, aber deshalb interessierst du dich so für sie, stimmt’s?«
    »Ja.«
    Sie zog ein Gesicht und konzentrierte sich zu stark auf den nächsten Zug. »Bist du sicher?«
    »Absolut. Matt hat sie getötet. Kyle war sein Komplize, hat beim Vertuschen geholfen.«
    Daisy nickte, ziemlich heftig, nickte eine Weile vor sich hin. Es war beeindruckend, wie gut sie es aufnahm, aber sie war mir nie wie jemand vorgekommen, der schnell weinte.
    »Und Meds?«, fragte sie.
    »Ich schätze, Matt kam dahinter, dass er mit mir gesprochen hatte.«
    »Scheiße … Ging es darum, dass sie das Kind hatte wegmachen lassen?«
    »Offensichtlich. Na ja, Matt hat’s getan, und ich denke, das war der Grund.«
    Sie nestelte an einer der Stulpen. »Ich hab ihr echt zugeredet deswegen, so nach dem Motto: Lass es wegmachen, Mädel, du bist noch zu jung. Sie war total durch den Wind … Ich weiß nicht, ob sie es vielleicht behalten hätte, wenn wir nicht so superhart draufgewesen wären.«
    »Es ist nicht deine Schuld.«
    »Tja, wer weiß?«
    »Nein, Daisy, schau mich an! Ist es nicht.«
    Ihr Blick ging von meinem Gesicht zum Kaminsims hinter mir, huschte über die aufgestellten Figuren.
    »Ich weiß, wo sie sind«, sagte sie. »Kyle kam letztens vorbei. Er hat keine Ahnung, dass ich mit dir gesprochen habe, er hat nur was abgeholt.« Sie griff in die Brusttasche ihres Hemdes und reichte mir einen gelben Haftzettel. »Sobald er weg war, habe ich mir seine Adresse aufgeschrieben, sonst hätte ich sie vergessen. Ich muss ihm seine Kohle vorbeibringen, wenn die Drogen vertickt sind.«
    Ich nahm den Haftzettel und sah zu, wie sie ihre Zigarette im Aschenbecher ausdrückte, nicht ausgeraucht. Ich stellte mir vor, wie Daisy mit einem Namen und einer Adresse auf einem Haftzettel durchs West End lief und nichts als Hohn und Spott erntete. Ich wusste nicht, was ich von ihr halten sollte – ob sie bewundernswert war oder einfach nur total bescheuert.
    »Wow, danke, das ist …«
    »Du bringst sie aber nicht in den Knast, oder? Privat ermittler …«
    Ich wollte lügen, aber wusste, dass sie es mir nicht abkaufen würde. »Nein. Nein, ich verhafte niemanden.«
    Sie nickte wieder.
    »Das stört dich doch nicht, oder?«, fragte ich.
    »Hätte es dir nicht erzählt, wenn’s mich stören würde, schätze ich. Ist bloß ein komischer Gedanke. Meds tot, Emma auch,und jetzt … Also, alle umbringen, macht das letztendlich

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