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Kalter Schmerz

Kalter Schmerz

Titel: Kalter Schmerz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hanna Jameson
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gewesen ist, das ist die Sache.« Er dachte eine Weile nach, dann sagte er: »Und ich sehe kein Ende. Ich kann mir keinen Tag in der Zukunft vorstellen, an dem ich ›drüber weg‹ sein werde.«
    »Es wird irgendwann leichter, sagen die Leute.« Ich schnaubte verächtlich. »Aber ich verstehe, was du meinst. Wahrscheinlich reden sie eh Scheiße, ehrlich gesagt.«
    »Glaube aber, dass ich mich hiernach besser fühle.«
    »Wir beide.«
    »Danke dafür.«
    »Das ist mein Job.«
    Ich begann, die Nummern der Reihenhäuser abzulesen, genoss die Vorstellung, wie sie glotzen würden. Als ich Nummer 54 entdeckte, fuhr ich an den Straßenrand und hielt an. Pat neben mir stieß Luft aus.
    »Wie heißen die noch mal?«
    »Matt und Kyle.« Ich stieg aus und wies auf den Kofferraum. »Brauchst du irgendwas?«
    »Vielleicht später.« Er grinste mich an. »Fürs Erste komme ich mit der Grundausstattung klar.«
    »Dann übernimmst du das Erdgeschoss. Ich laufe direkt nach oben, nur für den Fall.«
    Ich ging zur Haustür, ein nicht sehr stabiles rotes Teil mit einem Schloss, das eher für Gartenschuppen gedacht war. Pat schirmte mich vor der Straße ab, ich holte meine Waffe mit dem Schalldämpfer raus und zerschoss das Schloss.
    Ich warf mich mit der Schulter gegen die Tür, stolperte in den Flur und stürzte sofort eine schmale Treppe hinauf. Pat hörte ich gar nicht hinter mir reinkommen, mein Blick war auf den ersten Stock gerichtet. Es war die geläufigste Fluchtmethode, durch ein Fenster im ersten Stock in den Garten zu springen.
    Ich sah weiße Wände, Löcher im Putz, eine Schlafzimmertür, die zugeschlagen wurde. Ich raste hin und trat sie auf, direkt in Kyles Gesicht.
    Er fiel rücklings auf den Teppich, aus der gebrochenen Nase lief Blut auf die Brust.
    »Bitte! Bitte nicht schießen!«, rief er.
    Er hatte keine Waffe in der Hand.
    Ich setzte einen Schuss in den Boden neben seinen Kopf, damit er liegen blieb, und hörte, wie Pat die Treppe hochkam.
    »Nichts?«, rief ich.
    »Unten ist keiner.«
    »Wo ist Matt?«, schrie ich Kyle an, riss ihn an den Haaren hoch und drückte ihm die Pistole auf die Stirn.
    »Ich weiß es nicht! Er ist nicht hier!«
    Ich warf Pat einen kurzen Blick zu. Er schüttelte den Kopf.
    »Verdammt!«
    Ich ließ Kyle los, wollte gegen die Wand treten, entdeckte ein kleines Bücherregal und warf es um. Dann setzte ich mich ans Fußende des Bettes, bebend vor Wut, dachte an Matts Gesicht, an seine selbstgefällige, verlogene Fresse …
    »Wer ist das?«, fragte Pat. Er zielte mit der Waffe auf Kyles Kopf.
    »Kyle.« Ich sah auf. »Kyle, das ist Pat Dyer.«
    Kyles Augen wurden groß, er versuchte wegzukrabbeln, auf mich zu. »Scheiße … Scheiße, nein. Bitte, ich hab sie nicht umgebracht, ich wollte nicht, dass das …«
    Pat schoss Kyle in die Hand, das Blut spritzte mir ins Gesicht. Die Kugel hatte die Handfläche durchschlagen und war im Fußboden steckengeblieben. Kyle schrie los, so laut, dass ich mich bücken und ihm den Mund zuhalten musste.
    »Im Kofferraum«, rief ich Pat zu, während ich Kyle so gut es ging festhielt. »Isolierband!«
    Pat starrte Kyle eine Weile an, als hätte er mich nicht verstanden, dann drehte er sich um und ging nach unten.
    »Wo ist Matt?«, zischte ich.
    Als ich die Hand von seinem Mund löste, schrie er einfach weiter. Ich zwang ihn, wieder zu schweigen, und brüllte ihn an.
    »Wo ist Matt?«
    »Ich … weiß nicht. Im Norden … Ich weiß … o Gott …«
    Ich ließ ihn vor sich hin heulen, bis Pat mit dem Isolierband und einer Lötlampe kam. Als Kyle ihn sah, zappelte er heftiger, schlug mit seiner zerschossenen linken Hand wild um sich und spritzte mich mit Blut voll. Ich stand auf und kickte ihn nach vorn auf den Teppich. In den wenigen Sekunden, die ihm blieben, bevor Pat ihm das Band über den Mund klebte, brachte er heraus: »Nein, ich war’s nicht! Ich war’s nicht !«
    Der Gedanke, dass Kyle nicht derjenige gewesen war, der sie erschossen hatte, war mir im Auto auch kurz gekommen, abermit dem Vertuschen hatte er sich nicht gerade einen Gefallen getan.
    Pat höhnte: »Du hast es so gut wie getan.«
    Kyles Wangen waren eingefallen. Ich konnte nicht anders, als ihn auf den Knien zwischen Emmas Beinen zu sehen, die Waffe im Genick, die Hose um die Knöchel, Tränen im Gesicht …
    Diese Einzelheiten hatte ich Pat nicht erzählt.
    Hinter dem Knebel kam ein grässlich röchelndes Geräusch hervor, als Pat Kyles Handgelenke auf dem Rücken fesselte. Ich ließ

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