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Kalter Schmerz

Kalter Schmerz

Titel: Kalter Schmerz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hanna Jameson
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warten zu müssen, aber zur Abwechslung kam sie diesmal nicht zu spät. Sie trug eine riesige Sonnenbrille und dieselben Schuhe, die sie beim letzten Mal nach mir geworfen hatte.
    »Kann da jemand besser zielen als ich?«, bemerkte sie und strich mit den Fingerspitzen über die Narbe auf meiner Stirn.
    »Die Mädels stehen Schlange, um mir Schuhe an den Kopf zu werfen.«
    »Das höre ich gerne.« Sie setzte sich hin und griff zu dem Rotwein, den ich für sie bestellt hatte. »Danke, Baby. Wir werden nicht beschattet, oder?«
    »Nein, Herrgott … Hör zu, ich weiß, dass du keinen Grund hast, mir zu glauben, aber ich bin kein Informant. Der Typ war mein Informant, ich habe ihn für Infos bezahlt, nicht andersrum. Meinst du, ich verdiene so schlecht, dass ich das nötig hätte?«
    Eine Weile betrachtete sie mich nur über den Glasrand hinweg, dann nahm sie ihre Sonnenbrille ab. Es sah nicht aus, als sei sie wütend oder würde das Gespräch abbrechen und gehen. Nein, sie lächelte mich an.
    »Sid hat gesagt, du wärst da gewesen. Also, er hat deinen Namen nicht genannt, aber ich habe mir gedacht, dass du es warst.«
    »Ich schwöre, dass ich Scott nichts getan hätte.«
    »Nein, das weiß ich. Sid nicht, deshalb war er ziemlich sauer … Aber bedeutet das, dass du etwas für mich hast?«
    Ich holte die DVD s aus der Jacke und schob sie über den Tisch.
    »Das sind alle«, sagte ich.
    »Ganz bestimmt?«
    »Absolut. Du brauchst mich nicht zu bezahlen. Nennen wir es einfach eine Entschuldigung, weil ich dumm genug war, mich überhaupt knipsen zu lassen.«
    »Du bist nicht der Einzige, der dumm genug war, sich knipsen zu lassen.« Lächelnd schob sie die DVD s in ihre Handtasche. »Danke. Ehrlich.«
    »Scott ist ein Schlauer.«
    »Ja, das stimmt.«
    »Liest er viel?«
    Sie zuckte mit den Schultern und trank einen Schluck Wein. »Weiß der Himmel. Vielleicht liegt es an den Wundern des Internets? Heutzutage können die Kids alles in Erfahrung bringen.«
    Ich dachte an die Bücherwände, Regal neben Regal, und wunderte mich, dass Edie das nicht wusste. Sidney hatte wahrscheinlich recht gehabt, es machte keinen Unterscheid, ob es um ihren Sohn oder ihr Auto ging. Das hatte ich damals schon gewusst, aber jetzt war es zu spät, ich konnte die DVD s nicht mehr zurücknehmen.
    »He, letzte Nacht ist was Komisches passiert«, sagte sie. »Da war ein Mädchen im Club und hat nach dir gefragt …«
    »Noch eins, das mit hochhackigen Schuhen nach mir werfen wollte?«
    »Nein, im Ernst, sie hieß Daisy. Seltsamer Name … So eine kleine Blonde.«
    Meine erste Reaktion war ein Lachen. »Daisy? Ehrlich?«
    »Ja, blond, spärlich bekleidet, ging in jede Kneipe im West End und fragte überall, wer einen Nic Caruana kennen würde, sie müsste mit dir sprechen. Sie sagte, sie würde dich schon seit zwei Tagen suchen.«
    »Ehrlich?«
    »Ja, sie lief von einem Laden zum anderen.« Edie hob die Augenbrauen. »Du hast doch nicht etwa ein armes Mädchen in Schwierigkeiten gebracht, oder?«
    »Was? Nein, nein, überhaupt nicht. Hat sie gesagt, um was es geht?«
    Das Bild ergab für mich keinen Sinn: Daisy zog von Kneipe zu Kneipe und quatschte jeden an, der ihr über den Weg lief, zwei Tage lang.
    Das Verhalten allerdings passte zu ihr. Verrückt genug war sie, starrsinnig genug.
    »Ich weiß nicht«, sagte Edie. »Du glaubst doch nicht, dass ich jemandem erzählen würde, dass ich dich persönlich kenne? Ich hab sie rausgeworfen.«
    »Verdammt …«
    »Also kennst du sie doch? Diese Daisy?«
    »Ja, ich …« Unbewusst war ich aufgestanden, ich zwang mich, wieder Platz zu nehmen. »Ja, ich kenne sie.«
    »Halte ich dich auf?«
    Ich grinste. »Bist du eifersüchtig?«
    »Die ist nicht von Natur aus blond.«
    Jetzt erhob ich mich wirklich. »Tut mir leid, ich würde gerne noch länger bleiben, aber es ist echt wichtig.«
    »Ich bin fasziniert.« Edie stand ebenfalls auf und gab mir die Hand. »Danke dafür, Nic. Und ich hoffe, sie ist es wert.«
    »Sie ist ein kleines Miststück mit ’ner großen Klappe«, sagte ich und schob mich um den Tisch herum zur Tür.
    »Sind das die besten Frauen nicht alle?«
    Ich wusste nicht, was sie wollte, doch als ich vor der inzwischen vertrauten Haustür stand, wurde mir klar, dass ich sowieso hatte wiederkommen wollen.
    Als Daisy die Tür öffnete, verdrehte sie die Augen und zerrte mich am Jackenärmel ins Haus. »Na, du hast dir aber schön Zeit gelassen. Ich hab scheißdicke Blasen an den Füßen!«
    Ich

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