Kalter Schmerz

Titel: Kalter Schmerz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hanna Jameson

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wirklich so einen großen Unterschied? Wird ja nicht gerade besser dadurch. Bedeutet nur, dass alle tot sind.«
    »Ich tu bloß, wofür ich bezahlt werde.« Ich hoffte weiterhin, dass sie mich noch einmal ansehen würde, doch das tat sie nicht. »Derjenige, der bezahlt, muss sich besser fühlen.«
    »Ich denke« – noch ein Schluck Cider –, »du bist ein ganz schöner Haufen Scheiße. Aber was weiß ich schon, ja? Ich bin bloß jung und naiv und, tja, du hast jetzt seine Adresse, und ich habe dich zwei Tage lang gesucht, von daher …«
    Ich schaute auf die Adresse. Ich dachte an Clare, an Pat, an die Fotos.
    »Aber das ist Gerechtigkeit, oder? Das ist die reine Gerechtigkeit.«
    »Wahrscheinlich wäre ich einfach nur … einfach nur dumm. Tut mir leid, ich wüsste lieber nicht so viel über dich. Verstehst du das?«
    »Verstehe ich.« Ich stand auf. »Es war wirklich nicht deine Schuld. Matt ist sehr … Tja, es hätte mich nicht gewundert, wenn er es so oder so getan hätte, auch ohne dieses spezielle Motiv.«
    »Der Zug ist eh abgefahren. Ist sinnlos, sich den Kopf über was zu zerbrechen, das wir nicht wissen.« Sie streckte die Beine dahin aus, wo ich gesessen hatte.
    Ich holte meine Brieftasche hervor und bot ihr mehrere Geldscheine an.
    »Nee, schon gut.« Sie winkte ab. »Dann hätte ich das Gefühl, als würde ich dafür bezahlt oder so.«
    »Egal, nimm wenigstens meine Nummer, nur für den Fall.« Ich steckte die Brieftasche wieder weg, bereute das Angebot und gab ihr trotzdem eine Karte. »Das ist sehr wichtig. Es ist sehr wichtig für ihre Eltern, für mich.«
    »Geil. Würde mal sagen, das ist sehr gern geschehen.«
    Ich wusste nicht, warum es so wehtat, dass sie mir die Anerkennung verweigerte, warum es wehtat zu wissen, dass sie mich beim letzten Mal hatte wiedersehen wollen, und ich mir jetzt sicher war, dass sie das nicht wollte. Mit einem kurzen Blick zu den Vögeln hinüber ging ich zur Tür und machte sie hinter mir zu.
    Ich rief Pat an.

33
    Ich holte Pat in Westminster ab, und als er angeschnallt auf dem Beifahrersitz saß und damit die Wahrscheinlichkeit sank, dass er die Fassung verlieren würde, erzählte ich ihm alles.
    Da ich jetzt wusste, was er für seine Frau in Kauf nahm, konnte ich mich beinahe für ihn erwärmen. Er war immer noch abartig arrogant und triefte vor Selbstgefälligkeit, aber wofür er sich entschieden hatte, war mutig.
    »Schwanger«, sagte er. »Davon hat sie keinen Ton gesagt.«
    »Sie hatte einfach Angst, dass du sauer sein würdest.«
    »Verdammt richtig, da wäre ich sauer gewesen, ich hätte …« Er schüttelte den Kopf. »Aber ich hätte zu ihr gestanden, verstehst du?«
    »Es ist schwer, in ihrem Alter. Man hat das Gefühl, alle warten nur darauf, dass man es in den Sand setzt.«
    »Daran wirst du dich besser erinnern können als ich.« Pat zog eine Grimasse. »Clare wäre total an die Decke gegangen.«
    Die Heftigkeit ihrer Reaktion hatte mich erschüttert. Ich konnte mir nur ansatzweise vorstellen, was sie getan hätte, wenn Emma es ihr gebeichtet hätte.
    »Weißt du, sie war eine gute Mutter, wenn sie in der Spur war«, sagte er und drückte den Ellenbogen gegen das Fenster. »Em und sie haben sich über vieles gestritten, aber das lag einfach an ihrem unterschiedlichen Charakter. Sie wären nie gute Freundinnen geworden, wenn du weißt, was ich meine, aber sie war eine gute Mutter.«
    »Das bezweifele ich nicht.«
    »Ich möchte bloß nicht, dass du eine falsche Vorstellung von ihr bekommst, wegen ihres Verhaltens.«
    Ich registrierte durchaus, dass er ihren Ruf schon wieder schützte. Er konnte es nicht ertragen, wenn jemand schlecht von ihr dachte.
    »Wie habt ihr euch kennengelernt?«, fragte ich.
    Er lächelte. »Sie hat mich in einem Pub angesprochen. Sie war mit lauter Models unterwegs oder was die waren, und als die anderen gingen, setzte sie sich einfach zu mir und sagte, sie würde bleiben und noch etwas trinken. Wahnsinnig jung, gerade zwanzig. Ich war rund zehn Jahre älter als sie, aber ich war so was von verknallt … Wie auch nicht?«
    »Bist du wieder zu Hause eingezogen?«
    »Ich glaube, sie braucht noch ein bisschen Zeit.« Er schaute auf seine Hände. »Sie kann so verdammt anstrengend sein, trotzdem wüsste ich nicht, was ich ohne sie machen soll.«
    »Meinst du, du kommst klar? Wenn das hier vorbei ist, meine ich?« Ich hielt an einer Ampel kurz vor Clapham.
    »Weiß nicht. Ich weiß nicht, ob sie überhaupt mal richtig in Ordnung