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Kalter Schmerz

Kalter Schmerz

Titel: Kalter Schmerz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hanna Jameson
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schaute Brinks wieder aus dem Fenster. Ihn anzusehen, war, als warte man auf den Einsatz der Totenstarre.
    »Willst du einen Tee?«, fragte ich.
    »Fick dich.«
    Er stand auf und ging.
    Der Mann hinter der Theke brachte noch einen Becher.
    Ich lächelte ihn an und holte die Fotos heraus, mit der Bildseite nach unten. Als ich überzeugt war, dass sie außer mir niemand sehen konnte, drehte ich eins nach dem anderen um und betrachtete sie bis ins kleinste Detail.
    Eine ihrer Hände hatte sich von einer Pepsi-Dose gelöst. Kein einziger Fingernagel war abgebrochen, doch Emmas Brust war nach innen gewölbt, eingefallen, als wäre jemand mehrmals draufgetreten. Ihr Gesicht sah genauso aus, der Hals war eine rote Masse. Das fehlende Blut und die Position ihres Körpers gaben mir zu denken. Bei einem Kopfschuss hätte ich einfach mehr Blut erwartet.
    Das Ganze wirkte übereilt, amateurhaft und chaotisch. Warum hatte der Mörder beispielsweise ihre Kleidung nicht entsorgt? Warum ließ er die Tote an einer so leicht zugänglichen Stelle liegen? Sie war lediglich durch mehrere Müllsäcke und einen Container vor Blicken vom Ende der Gasse geschützt. Das Mädchen war dort so gleichgültig abgelegt worden, als hätte jemand alte Batterien entsorgt.
    Mein Handy klingelte, ich schob die Fotos zurück in den Umschlag.
    »Ja?«
    »Passt es gerade?« Pat klang umgänglicher als noch vor einem Tag.
    »Doch, geht.«
    »Können Sie rüberkommen?«
    »Ist es nicht vielleicht ein bisschen zu früh, um …«
    »Wofür?«
    Schweigen.
    Ich knickte ein. »Wann passt es am besten?«
    »Egal. Ich bin da.«
    Kurz wich meine Abneigung dem Mitleid.
    »Gut, ich komme in zwei Stunden.«
    So schnell hatte ich keinen Anruf erwartet. Das Leugnen setzte normalerweise nicht so früh ein, doch Pat schien mir die Sorte Mensch zu sein, die mit Vollgas durchs Leben raste und sich im Falle eines Unglücks mit Terminen ablenkte und manisch die Tage im Kalender abhakte.
    Ich steckte die Mappe in die Tasche, um sie mir später anzusehen, und bedauerte, dass ich mein Handy nicht abgestellt und mich von Edie hatte nach Hause bringen lassen.

5
    Pat öffnete die Tür mit einem Glas in der Hand und Stoppeln im Gesicht.
    Ich nahm an, die klare Flüssigkeit war kein Wasser. »Sie wollen reden?«
    »Ja … ja, kommen Sie rein.«
    Die Luft im Haus war schwer und heiß. Pat ging in die geräumige Küche und schenkte sich nach. Seinen Anzug hatte er noch nicht ausgezogen; er war zerknittert und roch stark nach Qualm.
    Ich stellte meine Tasche an der Tür ab und folgte ihm.
    »Auch was?«, fragte er.
    »Bisschen früh für mich, danke.«
    »Sie haben bestimmt die ganzen Berichte und so gesehen … bei Ihrem Job …?« Graue Augen blitzten über den Glasrand. »Haben Sie die Fotos gesehen?«
    »Ein paar. Die meisten hab ich noch nicht bekommen.«
    »Aber Sie haben die Fotos gesehen?«
    Ich wusste, was er dachte. Kein Vater würde je wollen, dass ein anderer Mann seine Tochter so sah.
    »Es tut mir leid«, sagte ich.
    »Oh, wie nett«, höhnte er. »Das habe ich mich immer bei Typen wie euch gefragt. Macht es eigentlich Spaß, so was anzugucken?«
    Ich antwortete nicht, doch in meiner Brust zog es sich zusammen.
    Er rieb sich die Augen, versuchte, das Bild seiner Tochter wegzureiben.
    »Wie geht es Ihrer Frau?«, erkundigte ich mich, die Frage hatte mir wie ein Bleigewicht auf der Zunge gelegen.
    »Oben.« Er beantwortete die Frage nicht, sondern schenkte sich nach, leerte das Glas und goss es wieder voll. »Haben Sie gesehen, was er mit ihr gemacht hat?«
    »Ich weiß, das ist krank.«
    »Der verfluchte Wichser hat sie angefasst … mein kleines Mädchen …« Er trank das Glas aus und füllte es erneut mit zitternden Händen. »Ich will, dass Sie ihn finden. Ich zahle alles, ich will nur, dass Sie ihn finden.«
    Mitleid oder Trost blieben mir im Hals stecken. Es würde nicht helfen.
    »Kaffee?«, fragte ich, um die Stimmung zu entschärfen.
    Er nickte, nestelte an einer Kerbe in der Kante des Esstischs.
    Ich stellte den Wasserkocher an und öffnete das Fenster, um frische Luft hereinzulassen. Wut und Furcht umklammerten meine Glieder wie eine Zwangsjacke.
    »Wissen Sie, ob Emma einen Freund hatte?« Ich öffnete Schranktüren, suchte nach Zucker.
    »Mit Danny war Schluss.«
    »Das heißt, sie hatte keinen Neuen?«
    »Nein …« Er schüttelte den Kopf, knibbelte an einem Splitter. »Das hätte sie erzählt.«
    »Wie heißt ihre Freundin?«
    »Sie wollte sich mit Jenny

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