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Kalter Schmerz

Kalter Schmerz

Titel: Kalter Schmerz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hanna Jameson
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treffen, Jenny Hillier.«
    »Haben Sie was dagegen, wenn ich mit ihr spreche, nur ein paar Fragen stelle?«
    Er zuckte mit den Schultern. Sein Finger blutete. »Klar, ich kann Ihnen die Nummer geben.«
    Ich nickte und drückte den Kaffee durch.
    »Schwarz«, sagte Pat. »Einfach schwarz.«
    »Soll ich einen nach oben bringen?«
    »Wenn Sie wollen. Sie wird nicht mit Ihnen sprechen.« Es schien ihm egal zu sein.
    Ich blieb stehen, in jeder Hand eine Kaffeetasse.
    »Ich werde ihn finden«, sagte ich. »Ich will nicht mehr als zwanzig Riesen, aber ich finde ihn.«
    »Bringen Sie ihn nicht um.« Mit leeren Augen sah Pat von seinem Kaffee auf. »Bringen Sie ihn nicht um, bevor ich ihn gesehen habe. Ich will ihn leiden sehen, ich will ihn verdammt noch mal bluten sehen.«
    »Ich weiß.« Wieder blickte ich kurz nach oben und wies auf den Kaffee. »Ich gehe nur eben …«
    Er winkte ab, verlor offenbar das Interesse an dem, was ich tat.
    Ich verließ die Küche und ging hoch; von sämtlichen Wänden strahlten mich Bilder an. Alle Türen waren geschlossen, bis auf eine, die angelehnt war. Dahinter brannte kein Licht. Ich stieß sie mit der Schulter auf. Clare saß auf dem Boden neben dem Bett, die Knie an die Brust gezogen, und schaute streng zu mir hoch.
    »’tschuldigung … ähm, ich bin’s. Bringe nur einen Kaffee.«
    Sie nahm mich nicht zur Kenntnis, wandte den Blick wieder ab. Sie trug dieselbe Kleidung, wirkte darunter aber dünner. Immer noch das graue Cocktailkleid und die Strickjacke, immer noch für eine verpasste gesellschaftliche Verpflichtung angezogen.
    »Kann ich Ihnen noch was bringen?« Ich trat ins Zimmer. »Etwas zu essen?«
    Ihre Wangen glänzten vor Tränen, die blauen Augen waren rot unterlaufen.
    Diesmal konnte ich sie nicht in den Arm nehmen, nicht wie zuvor, deshalb setzte ich mich neben sie, imitierte ihre Haltung. Einige Minuten vergingen, ehe ich merkte, wie kalt es war. Ich hielt ihr den Kaffee vors Gesicht.
    »Sie sollten sich aufwärmen«, sagte ich.
    Da ich die Hand nicht wegzog, nahm sie irgendwann die Tasse, ohne mich anzusehen, und stellte sie auf ihren Knien ab. Als sie sich das Haar hinters Ohr schob, bemerkte ich neben den alten Narben einen neuen blauen Fleck an ihrem Handgelenk.
    Ich stand auf, ging wieder nach unten und sah, dass meine Tasche nicht mehr neben der Tür stand, wo ich sie zurückgelassen hatte. Ich starrte die Fußmatte an, als würde sie dort gleich wieder auftauchen, und ging in Gedanken durch, wie ich sie hatte aus der Hand gleiten lassen.
    Mir fielen die Fotos ein, ich drehte mich um. Pat saß am Küchentisch. Als ich näher kam, erkannte ich die Bilder, ausgebreitet zu einer Collage aus Blut und Wunden. Pat beugte sich darüber, sah viel zu genau hin, die Augen direkt über dem Hochglanzdruck, über den Mülltüten, dem Blut und der nackten Haut.
    Meine Tasche stand an den Fuß seines Stuhls gelehnt.
    Als er meine Schritte hörte, umfasste seine Hand das Glas noch fester.
    »Hey!« Ich griff nach den Fotos.
    Er packte mich am T-Shirt, sein Glas fiel zu Boden.
    »Hey, was ?«, knurrte er.
    Ich schlug seinen Arm gegen die Granitplatte und drehte ihn ihm auf den Rücken. Pat war zwar größer, aber mein Vorteil war, dass er Alkohol getrunken hatte.
    »Fassen Sie mich nie wieder an!«
    »Leck mich!«, zischte er durch zusammengebissene Zähne.
    Mein Herz klopfte. »Wagen Siees bloß nicht, mich noch einmal anzufassen!«
    »Mach ich nicht! Verschwinde!« Pat entwand mir seinen Arm, taumelte. Er schlug die Hand vor den Mund und kotzte eine dunkelgraue Mischung aus Wodka und Galle in die Spüle.
    Ich suchte die Fotos zusammen und schnappte mir meine Tasche.
    Pat lehnte sich gegen die Arbeitsfläche, die Faust vor den Mund gepresst, die Augen auf das Fenster gerichtet. Er bebte.
    »Es … tut mir leid«, sagte ich.
    Es dauerte eine Weile, bis er sprach.
    »Alles mein Fehler«, erwiderte er.
    Ich saß im Audi am Straßenrand und blies Zigarettenqualm aus dem Fenster, in Richtung von Edies Haus. Das Gebäude war ein stilisierter, kalkulierter Vorstoß der Moderne, ähnlich wie die Frau selbst. Es bestand nur aus Glas und rechten Winkeln, so modern, dass es fast schon ironisch wirkte.
    Zumindest war es mal ihr Haus gewesen. Ich bezweifelte, dass sie noch dort wohnte. Ich wusste nicht, um welche Uhrzeit Sidney normalerweise heimkam, aber ich hatte an diesem Nachmittag nichts Besseres vor. Er mochte unterwegs sein, irgendwohin mit seinem Sohn, vielleicht Verwandte besuchen

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