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Kalter Schmerz

Kalter Schmerz

Titel: Kalter Schmerz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hanna Jameson
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Unterarm. Was da stand, konnte ich nicht erkennen, aber ich wollte es auch gar nicht mehr wissen.
    »Kannst du das Radio anmachen?«, rief ich.
    Augenblicklich schallte Blondies »Call Me« durchs Haus, und mir fiel auf, dass Jenny Hillier gelogen hatte.

8
    Elf Uhr morgens.
    Kein Schlaf.
    An der Küchenspüle spritzte ich mir kaltes Wasser ins Gesicht und wählte die Nummer von Jenny Hillier. Erst vor einer Stunde war ich bei Mackie aufgebrochen, erschöpft und in frischen Klamotten aus dem Kofferraum meines Wagens.
    »Hallo?«
    »Spreche ich mit Jenny?«
    »Ja, wer ist da?«
    Ich holte Luft. »Hallo, ich heiße Nic Caruana. Sie kennen mich nicht, ich habe Ihre Nummer von Emmas Mutter Clare.«
    Es entstand eine Pause, in der sie verarbeitete, was ich gesagt hatte.
    »Okay, und um was geht’s?«
    »Emmas Vater Pat hat mich gebeten, ob ich helfen könnte herauszufinden, was mit Emma passiert ist, und Sie wollten sich doch an dem Tag mit ihr treffen, nicht?«
    Sie klang argwöhnisch. »Sind Sie von der Polizei?«
    »Nein, ich bin nicht von der Polizei, ich bin eine Art Privatermittler. Ich würde Ihnen nur gerne ein paar Fragen zu dem stellen, was passiert ist.«
    »Ich habe sie nicht gesehen.« Jetzt war leichte Panik in ihrer Stimme zu hören.
    Ich sprach einfühlsamer. »Das weiß ich, ich weiß. Ich muss es nur ganz genau wissen, damit ich Pat Dyer helfen kann. Sie wissen doch, die Polizei ist nicht gerade sehr freigiebig mit ihren Erkenntnissen, deshalb muss ich noch mal ganz von vorne anfangen.«
    Ich vermutete, dass sie als Jugendliche aus der Mittelschicht modischerweise eine gesellschaftskritische Einstellung hatte.
    »Tja … wenn es hilft, ist es kein Problem für mich.«
    Ich ging ins Wohnzimmer und nahm die Zeichnung von Emma in die Hand. »Haben Sie heute Zeit?«
    Wieder eine Pause, aufgeladen mit Argwohn.
    »Wir können uns treffen, wo es für Sie am praktischsten ist«, sagte ich und faltete das Blatt zweimal. »In einem Café? Einer Kneipe? Wo Sie wollen.«
    Sie wirkte beruhigt, weil ich öffentliche Treffpunkte genannt hatte, und dachte kurz nach.
    »Hm, ich bin später unterwegs am Leicester Square mit ein paar Freunden, also … wie wär’s gegenüber von Häagen-Dazs, kennen Sie das? Ich bin ein paar Stunden weg und muss um fünf zu Hause sein … meine Mum, wissen Sie, seit der … dieser Sache.«
    »Ja, sicher, das ist in Ordnung. Ich kann gegen vier Uhr da sein.«
    »Ja, das müsste hinkommen.«
    Ich steckte das Bild in die Tasche. »Super. Ich trage ein rotes Hemd und eine schwarze Jacke, daran können Sie mich erkennen.«
    »Gut, okay.«
    »Danke, Jenny, Sie sind eine große Hilfe.«
    Ich legte das Handy beiseite und musterte meine Hände, trocken und aufgerissen von den Chemikalien. Mir kam in den Sinn, Edie Franco anzurufen, ich entschied mich aber dagegen. Zwar hatte ich das Gefühl, meinen zweiten Auftrag zu vernachlässigen, ich wollte jedoch nicht noch mehr zum Nachdenken haben.
    Zehn Minuten stand ich frierend am Leicester Square und sah mir die Leute an. Eine Gruppe Hare-Krishna-Mönche ging in verblassten Gewändern vorbei. Ich hatte sie schon oft gesehen, sie wirkten immer so zufrieden. Es musste schön sein, das ganze Leben etwas anderem als dem eigenen sinnlosen Überleben zu widmen, sich von der Schwere des Selbstzweifels und den großen Fragen des Lebens zu befreien.
    »Ähm, Mr …?«
    Ich drehte mich um und hatte ein junges Mädchen vor mir, das einen Jeansrock und darunter eine Leggings trug. Sie hatte die Hände in die Taschen ihres Mantels gestopft, wahrscheinlich umklammerte sie irgendeine Art von Alarmmechanismus.
    »Ja. Hallo, Jenny.« Ich lächelte. »Ich bin Nic. Wollen wir ein Stückchen laufen?«
    Ich wies mit dem Kinn den Weg, und wir gingen im ersterbenden Licht los.
    »Sie sind also Privatdetektiv, ja?« Jenny musterte mich mit aller Forschheit der Jugend von oben bis unten. »Ich dachte, Sie wären größer.«
    »Tja, wir tragen auch nicht alle Trenchcoat.«
    »Und Sie arbeiten nicht mit der Polizei zusammen?«
    »Nein, mache ich nicht gerne. Ich vertraue denen nicht, um ehrlich zu sein«, sagte ich und verdrehte die Augen. »Pat ebenso wenig, deshalb hat er mich engagiert.«
    Sie nickte. »Gut, also: Was wollen Sie wissen?«
    »Wie lange haben Sie auf Emma gewartet, bevor Sie gingen?«
    »Hm, so um die zwanzig Minuten.«
    »Haben Sie versucht, Sie anzurufen?«
    »Ja, aber ich kam nicht durch.«
    »Ausgeschaltet?«
    »Ja.«
    Ich schaute geradeaus. Nichts als

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