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Kalter Schmerz

Kalter Schmerz

Titel: Kalter Schmerz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hanna Jameson
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auf und streckte sich, eins achtzig groß und spindeldürr in enger Jeans und Leder. »Hauptsächlich Gelaber. Bisschen Einschüchterung, nichts Schlimmes. Und du?«
    »Weißt du das mit Pat Dyers Tochter?«
    »Nur von deinen SMS und so.«
    »Er bezahlt mich, damit ich die Typen finde, die dahinterstecken.«
    »Ich fand immer, dem müsste mal einer Bescheid stoßen.«
    »Das kannst du laut sagen!« Ich schnaubte verächtlich. »Aber man kann es ihm nicht verübeln. Sie war seine einzige Tochter, und wenn du gesehen hättest, was diese Typen mit ihr veranstaltet haben … Echt schlimm. Schlimm, dass seine Frau das sehen musste.«
    »Clare, nicht?«
    »Ja, Clare.« Ihr Name fühlte sich auf meiner Zunge anders an als andere Namen.
    »Kann mich schwach an sie erinnern. Sehr hübsch.« Mark runzelte die Stirn. »Gut in ihrem Job. Weißt du, dass sie Model ist?«
    »Echt?«
    »Beeindruckende Frau … unglaubliche Präsenz.« Sein Blick ruhte auf mir wie eine Liebkosung. »Du hast mir gefehlt.«
    »Du mir auch.« Ich verdrehte die Augen. »Aber nicht nur mir. Jedes Mal, wenn ich nach Hause kam, war eine neue Nachricht von diesem Calvin-Klein-Model auf dem AB … weiß den Namen von dem Typen nicht mehr.«
    »Lance? Muss mich mal bei ihm melden. Er war … dynamisch.«
    »Ich weiß. Ich hab nebenan versucht zu schlafen, schon vergessen?«
    Mit kokettem Grinsen breitete Mark die Arme aus.
    Ich sah getrocknetes Blut unter zwei seiner Fingernägel und legte den Kopf schief.
    »Schon wieder im Dienst?«
    Mark folgte meinem Blick, untersuchte seine Hand undkratzte die Flecken mit dem Daumennagel ab. Seine Finger waren mit Tätowierungen versehen, die meisten russisch. Unter seinem T-Shirt waren noch viele weitere versteckt, und fast jedes Mal, wenn er aus dem Ausland zurückkam, entdeckte ich eine neue.
    »Ach, das … Projektentwickler in der First-Class-Lounge. Hat einer der Stewardessen den Finger gezeigt.« Er grinste. »Könnte sein, dass ich ihn nach der Landung noch mal auf der Toilette getroffen habe.«
    Ich schüttelte den Kopf. »Das heißt, er wird nächstes Mal freundlicher sein?«
    »Tja, sans Finger bleibt ihm wohl nichts anderes übrig.« Mark kicherte in sich hinein.
    »Mann, du kannst es echt nicht lassen, was? Armer Wichser. Was hast du damit gemacht?«
    »Was?«
    »Was soll das heißen: was?« Ich schniefte. »Mit dem Finger!«
    »Ah.« Er sah verwirrt aus. »Weiß ich gar nicht mehr, ich hatte so einige Bloody Marys. Vielleicht hab ich … Nein, ich glaube, den hab ich auf der Toilette liegen lassen.«
    Er hatte nie des Geldes wegen gearbeitet, so wie ich. Mark übernahm die Jobs, weil sie ihm Spaß brachten. So wie andere Menschen wussten, dass sie in Musik oder Sport begabt waren, wusste er, dass er das Talent besaß, anderen Schmerzen zuzufügen und ihnen das Leben zu nehmen.
    »Ich wollte dich eigentlich heute anrufen wegen eines Gefallens«, sagte ich, während Mark seine Fingernägel auf weitere Spuren untersuchte.
    »Und zwar?«
    »Ich dachte, du könntest vielleicht rausfinden, wo ein bestimmter Typ wohnt.«
    Er lehnte sich gegen die Arbeitsfläche und stemmte sichhoch, bis er mit verschränkten Beinen auf dem Granit saß. »Kommt drauf an, wie gerissen er ist. Name?«
    »Kyle Browning. Ich würde dich normalerweise nicht um so eine Kleinigkeit bitten, aber ich habe nicht die Zeit, alle anderen Quellen anzuzapfen, bevor ich an die großen Kanonen gehe. Ich muss den Typ schnell finden.«
    »Und ich bin deine große Kanone, ja? Fühle mich geehrt.«
    »Ja, genau das bist du«, sagte ich feixend. »Hast du den Namen schon mal gehört, Kyle Browning?«
    »Nein, er ist anscheinend nicht gerissen genug, um auf der großen Skala aufzutauchen. Wahrscheinlich arbeitet er für jemand Wichtigeren.«
    »Meinst du, das kannst du schnell herausfinden?«
    »Für dich habe ich das allerspätestens bis morgen raus. Ich rufe ein paar Leute an und dann, wer weiß? Ich … In einer Tüte! Ich hab ihn auf dem Gepäckband liegen lassen!« Mark schlug sich vor den Kopf und strahlte. »Bei der Gepäckausgabe, da ist er. Fährt immer im Kreis herum in einer alten Kameratasche …«
    Ich kniff mir in die Nasenwurzel und versuchte, nicht zu lachen.
    »Ach, komm, lass uns rausgehen!«, sagte er und rutschte von der Arbeitsfläche. »Meine innere Uhr will ordentlich durcheinander gebracht werden.«
    Camden war voll, wie Insekten liefen die Menschen von einem Club zum nächsten über kaputte Pflastersteine voller Rotze und grauer

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