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Kalter Schmerz

Kalter Schmerz

Titel: Kalter Schmerz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hanna Jameson
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stieg über die Jugendlichen, um nach oben zu gehen. Ich stolperte über den zerschlissenen Teppich auf dem oberen Treppenabsatz und spähte mit langem Hals durch die erste Tür.
    »Kyle?«
    Ein zerzauster Blondschopf hob sich aus einem Doppelbett, Wimperntusche unter den Augen verschmiert. Die Rothaarige daneben rührte sich ebenfalls und warf einen Blick in meine Richtung, dann zog sie sich ein Kissen über den Kopf.
    »Äh, was?«, murmelte die Blondine.
    »Kyle Browning?«
    »Wer?« Sie blinzelte den Schlaf aus ihren Augen und grinste mit glasigem Blick. »Wow, warst du gestern auch da? Hab dich gar nicht gesehen, du bist ja heiß …«
    »Ähm …« Ich wusste nicht, was ich darauf sagen sollte. »Danke.«
    »Komm zu uns!« Das Mädchen drehte sich auf den Rücken.
    »Nein, danke, ich suche jemanden.«
    Ich entfernte mich rückwärts aus der Tür, und die Rothaarige hob noch einmal das Gesicht von der Matratze. Ich schätzte, dass die beiden zusammen höchstens dreißig waren.
    »Kyle?«, fragte sie.
    Ich ging noch mal zurück. »Ja, weißt du, wo er ist?«
    Hinter ihr drehte sich die Blondine auf die Seite. Mit einer Hand spielte sie an ihrem BH-Träger, die andere war zwischen ihren Beinen.
    »Ja … im anderen Zimmer. Wahrscheinlich auf’m Trip.«
    »Danke.«
    Die Blonde winkte mir neckisch zu, als ich über den Flur zur anderen Tür ging.
    Ich trat sie auf.
    »Was soll der Scheiß?«
    Ein junger Typ mit fein geschnittenem Gesicht und langen Haaren zog den Reißverschluss seiner Jeans hoch.
    Eins der nackten Mädchen im Bett kreischte und raffte die Bettdecke hoch bis zur Brust. Das andere starrte mich an. Eine Nadel steckte in ihrem Unterarm, sie hatte einen Gürtel zwischen den Zähnen und war entweder zu entsetzt oder zu breit, um zu reagieren.
    »Kyle?«
    Als ich seinen Namen aussprach, schoss sein Blick nach rechts und links.
    »Wer … wer bist du, verdammt noch mal?«, sagte er wütend.
    »Ich bin wegen Emma Dyer hier.«
    Ich beobachtete, wie das ansprechbarere Mädchen etwas vom Nachttisch wischte, das wie ein Schachtel Tabletten aussah. Kaum hatte ich den Blick von Kyle abgewendet …
    Ich wich der Faust aus, die auf meinen Kopf zukam, und trat ihm gegen das Schienbein. Dann wollte ich ihn erneut treten, wurde jedoch von hinten gepackt. Der Schrei dicht an meinemOhr und der stechende Schmerz im Nacken ließen den Raum verschwimmen. Wer auch immer mir auf dem Rücken hing, war überraschend leicht. Erst als ich die Person herunterwarf und mich umdrehte, um ihr einen Hieb zu verpassen, merkte ich, dass es eins der Mädchen war.
    Sie bestand nur aus Rippen und nach hinten gekämmten Haaren.
    Ich wandte den Blick von ihr ab, doch das Zimmer war leer, abgesehen von dem anderen Mädchen, das gegen das Kopfteil gesackt war. Der Gürtel fiel ihr aus dem Mund, und sie hatte den Kopf auf die Schulter gelegt. Auf dem Becken, wo die Knochen vorstanden, hatte sie eine Tätowierung in Form eines Herzens. Ihr Blick traf meinen mit einem Ausdruck, der besagte: Mir doch scheißegal. Einmal war ich ins Zimmer gekommen, als Harriet sich gerade einen Schuss setzte, und ihr Gesicht hatte genauso ausgesehen.
    Unten schlug eine Tür zu.
    Stinksauer sah ich das Mädchen auf dem Boden an.
    »Bist du ’n Bulle?«, fragte sie bebend, einen Arm vor der Brust. »Die Drogen sind nämlich nicht von ihm.«
    »Ich bin nicht von der Polizei, zu deinem Glück.«
    »Oh …«
    Sie schwankte leicht nach hinten und sah zur Tür hinüber. Mir kam der Gedanke, sie könnte glauben, dass ich sie vergewaltigen wollte, und ich verzog das Gesicht bei der Vorstellung. Sie war hübsch, aber auf eine völlig geschmacklose Art, als könne man sich etwas bei ihr einfangen. Die Innenseiten ihrer Arme waren übersät mit gelben Flecken.
    »Leck mich.« Ich hob eine Hand, um ihren Körper nicht sehen zu müssen, und verließ das Zimmer. »Hoffe, der Scheißkerl ist es wert.«
    Auf dem Weg nach unten traf ich auf den Jungen, der michreingelassen hatte, er tigerte durch den Flur und trank Tee aus einem angeschlagenen weißen Becher.
    »Oh, hi!«, sagte er. »Hast du Kyle gefunden?«
    Ich widerstand dem Drang, ihm den Tee über den Kopf zu kippen, und setzte mich auf den Fuß der Treppe. Mein Brummschädel war wieder da.
    »Nein … er ist abgehauen.«
    »Oh, Scheiße.« Der Junge nickte.
    Ich versuchte gar nicht, meinen Ärger zu verbergen. »Allerdings, Scheiße .«
    »Willst du einen Tee, Mann? Du siehst fertig aus.«
    Ich wollte etwas Gemeines

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