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Kalter Schmerz

Kalter Schmerz

Titel: Kalter Schmerz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hanna Jameson
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Aber Sie scheinen immer hier zu sein, wenn er nicht da ist.« Sie wies auf mein Feuerzeug, und ich zündete ihr den Zigarettenstummel wieder an.
    »Kommen Sie aus Schottland?«
    »O Gott, das ist Ihnen aufgefallen?« Diesmal lächelte sie richtig. »Hab versucht, den Akzent loszuwerden, als ich hier runterzog … ich dachte, er wäre so gut wie weg.«
    »Meine Mutter kommt aus Aberdeen«, erklärte ich, ohne zu wissen, warum ich ihr das erzählte. »Mein Vater stammt aus Florenz, ein echter Italiener.«
    »So braun kurz vor Weihnachten, dafür muss es ja eine Erklärung geben.«
    »Na ja, viel italienischer werde ich aber nicht. Die große Nase, die dunkle Haut … und ich bin ein ziemlich guter Koch.« Mit der Fingerspitze berührte ich das auffälligste Merkmal in meinem Gesicht und zuckte zurück, als ich den blauen Fleck auf meiner Wange streifte, noch frisch von Matts Faust.
    »Es ist gefährlich, nicht? Jedes Mal, wenn Sie herkommen, haben Sie was Neues …« Sie wies mit dem Kopf darauf.
    Meine Hand tastete erneut nach dem blauen Fleck. »Dabei ging’s nicht um Emma, es ging um …«
    »Einen anderen Job.«
    Ich schluckte und versuchte, nicht rot zu werden. »Ich …«
    »Schon gut.«
    »Nein, ich … ich denke nicht so darüber.« Die Worte drängten sich in meiner Kehle, ich stotterte. »Ich bin nicht … Ich sehe das hier nicht als Job. Es geht um einen Menschen, das weiß ich. Es gibt keine Stechuhr oder so was.«
    Ich nahm einen langen Zug, wollte unbedingt den Mund halten. Es war verwirrend, wie sehr sie mich verunsicherte, wie ein nur wenige Sekunden währender Blick aus diesen Augen mein Hirn knirschend zum Halten brachte.
    Sie sagte nichts weiter, rauchte einfach ihre Zigarette zu Ende und legte mein Jackett ab.
    »Ich muss wieder reingehen, die gute Gastgeberin spielen. Kommen Sie mit? Wenn Sie Glück haben, erzählt Ihnen meine Mutter ihre gesamte Lebensgeschichte.«
    Ich holte die nächste Marlboro heraus und klopfte damit auf die Stufe. »Ich denke, ich bleibe noch ein bisschen hier.«
    »Würde ich auch gerne.« Clare erhob sich. »Danke für das Jackett.«
    Als sie ins Haus ging, zündete ich mir die Zigarette an.
    Ich versuchte, Brinks anzurufen, doch es meldete sich niemand.
    Mein Jackett roch nach Qualm und Parfüm.
    Ich öffnete die Augen, und die Decke hing zu tief über mir. Ich streckte den Arm aus und ertastete grobes Holz und Splitter, zu nah, so nah, dass ich Verwesung und feuchte Erde riechen konnte, der Geruch stach mir in der Nase, schwere Luft verstopfte meine Lunge.
    Licht fiel nur in winzigen, drahtähnlichen Strahlen ein.
    Ich drückte mich hoch, aber konnte mich nicht bewegen. Es war zu heiß, stickig …
    »Hey! Hallo?«
    Ich versuchte zu treten, konnte meine Knie jedoch nicht beugen. Ich saß fest, der Länge nach ausgestreckt, zitternd, stemmte mich gegen das Holz, bis ich von oben gedämpfte Stimmen hörte.
    » Noch sei zynisch in Bezug auf die Liebe, denn auch angesichts von Dürre und Entzauberung ist sie doch ewig wie das Gras. «
    »Hallo? He, ist da jemand? Ich bin hier unten!«
    » Darum lebe in Frieden mit Gott, wie auch immer du ihn dir vorstellst … «
    »Nein, nein, stopp! Wartet, ich bin nicht tot!«, rief ich aus und schlug in meinem Gefängnis um mich.
    » … bewahre den Frieden deiner Seele. Trotz allem Schwindel, aller Schinderei und zerbrochener Träume … «
    Zu eng, zu heiß, erstickend, verwesend …
    Neben mir atmete jemand in einen Inhalator, ein kaltes, zischendes Geräusch.
    Doch wenn ein dringlich Los dich führt zu seinem Schatten …
    Mit einem dumpfen Geräusch schlug ein Erdklumpen auf den Deckel, blendete das letzte Licht aus. Ich schaute zur Seite, und Emma Dyer lag neben mir, ein sauberes Einschussloch in der Stirn, aus den aufgeschlitzten Handgelenken pumpte das Blut.
    »Lasst mich raus! Bitte!«
    » … ist diese Welt doch wunderschön. Sei fröhlich. Strebe nach dem Glück. «
    Sie sah mich an, lächelte mit blutunterlaufenen Augen.
    »Nic?«
    »Ich bin nicht tot, ich bin nicht tot, ich bin verdammt noch mal nicht tot!«
    Neben meinem Ohr ein zischendes Ausatmen …
    »Nic!«
    Es dauerte einen Moment, bis ich merkte, dass es Mark war, mit dem ich rang. Ich sah ihm in die Augen, und dann tauchte der Rest meines Schlafzimmers auf. Meine Haut war feucht vor Schweiß, meine Muskeln vor Panik angespannt, aber es war nicht wirklich passiert.
    »Oh, Scheiße …« Ich ließ mich aufs Kopfkissen zurückfallen, schlug die Hände vors

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