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Kalter Schmerz

Kalter Schmerz

Titel: Kalter Schmerz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hanna Jameson
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woher sie tatsächlich stammten. Es ging mich nichts an.
    Ich behielt die Hände unter dem Tisch.
    »Witzigerweise war es ihre Mutter, die mir das erzählt hat.« Mark belauerte meinen Gesichtsausdruck, als würde er mich vernehmen. »Sie sagte, sie wolle Clare schon seit Jahren da rausholen, aber sie könne sie nicht überreden. Offenbar musste sie sogar einmal ins Krankenhaus, da hat er …«
    »Warum erzählst du mir das?«
    So etwas Ähnliches wie Bestätigung flackerte über Marks Gesicht.
    »Verdammt noch mal.« Ich stand auf. »Ich geh jetzt ins Bett.«
    »Ich wusste ja nicht, dass es für dich so ein heikles Thema ist.«
    »Ach, leck mich!« Ich wandte mich ab, wohl wissend, dass ich mich verraten hatte. »Du versuchst nur, mich zu manipulieren.«
    »Ich hab aber recht.« Immer noch am Tisch sitzend, hob er fragend die Augenbrauen. »Stimmt’s?«
    »Gute Nacht.«
    Ich kehrte in mein Schlafzimmer zurück und versuchte, wieder einzuschlafen. Jedes Mal, wenn ich die Augen zumachte, sah ich den Sarg von innen oder die blauen Flecken an Clares Handgelenken, die Narben. Immer wieder setzte ich mich auf, überzeugt, dass mir jemand ins Ohr atmete.

13
    Ich wartete in meinem Auto, trank O-Saft aus der Dose und hörte Radio 2, bis ich Pat gegen acht Uhr morgens aus dem Haus kommen sah. Da jetzt Dezember war, hatten sie im Radio mit der durchgängigen Weihnachtslieder-Bombardierung begonnen.
    Als ich am Morgen aufgebrochen war, hatte Mark im Wohnzimmer Sit-ups zur Musik von Shakin’ Stevens gemacht. Keiner von uns hatte noch einmal das Gespräch der vergangenen Nacht erwähnt. Wie die meisten Paare, die lange Zeit zusammenleben, redeten wir nicht über Streitigkeiten, obwohl wir anders als die meisten Paare, die lange Zeit zusammenleben, uns so gut wie nie richtig stritten.
    Ich sah auf die Uhr. Es war nicht Pat, den ich sehen wollte – war es nie gewesen.
    Nach weiteren zehn Minuten stieg ich aus dem Wagen in den Nieselregen und ging zum Nachbarhaus, achtete dabei auf Anzeichen von Bewegung in den Fenstern. Es war schöner als das der Dyers, geschmückt mit prächtigen Blumenampeln und einem witzigen Schild an der Tür, auf dem stand: Piekfeine Wohnung, Schuhe ausziehen.
    Nachdem ich geklopft hatte, passierte so lange nichts, dass ich schon vermutete, es sei niemand da, aber als ich gerade verschwinden wollte, ging hinter mir die Haustür auf.
    Eine blonde Frau von Mitte vierzig beäugte mich ohne ein Wort der Begrüßung. Sie war ganz in Weiß gekleidet. Attraktiv, aber unaufdringlich, wie ein Schmuckstück.
    »Tag, ich bin DCI Terracciano.« Es war ein Name, der fast genauso lange mit meiner Familie verbunden war wie Caruana.»Ich untersuche einen kleinen Zwischenfall im Nachbarhaus, im Zusammenhang mit Ihrem Nachbarn Pat Dyer.«
    Blasse Augen musterten mich von oben bis unten, sie zog ein weißes Tuch enger um die Schultern. »Ja?«
    »Kennen Sie die Dyers gut?«
    »Wir wechseln hin und wieder ein paar Worte.«
    »Dürfte ich Ihnen vielleicht einige Fragen stellen?«
    »Mein Mann ist arbeiten.«
    »Ich spreche genauso gerne mit Ihnen.« Lächelnd zeigte ich ihr einen Ausweis, der offiziell genug aussah, um Menschen zu überzeugen, die nur wenig Erfahrung mit dem Gesetz hatten. »Nur ein paar Fragen.«
    Ich wusste, sie würde nicht Nein sagen. Ich war gut angezogen. Die Menschen waren zu höflich und leicht zu beeinflussen, um Nein zu sagen.
    »Gut, kommen Sie rein.«
    Das Haus roch nach blumigem Lufterfrischer, Teppiche und Wände waren weiß. Auf manchen Fotos im Wohnzimmer waren zwei Kinder zu sehen; blond wie die Mutter. Kein Hinweis auf ihren Mann.
    »Setzen Sie sich doch«, sagte sie. »Möchten Sie eine Tasse Tee oder was anderes?«
    »Ja, bitte, ähm, Mrs …?«
    »Garwood, Sara Garwood.«
    Sie ging in die Küche. Ich merkte, dass die Lilien am Fenster den Blumenduft verbreiteten. Es war nett, in einem Haus zu sitzen und das Gefühl zu haben, etwas darin sei tatsächlich am Leben.
    Sara kehrte mit einer Tasse Tee zurück, setzte sich aufs Sofa, die Arme immer noch vor der Brust verschränkt, und sah mich an einer Haarsträhne vorbei an.
    »Wie ist noch mal Ihr Name?«
    »Anthony.« Das war sowohl der Name meines Bruders wie der meines Vaters. » DCI Anthony Terracciano.«
    »Und was wollen Sie wissen?«
    »Sehen Sie Pat Dyer oft, abgesehen vom gelegentlichen Grüßen?«
    »Nein, nicht oft. Er lebt sehr zurückgezogen.« Sie schlug die Beine übereinander, ich sah blasse Haut, die aussah, als würde sie

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