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Kalter Schmerz

Kalter Schmerz

Titel: Kalter Schmerz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hanna Jameson
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was dich verdammt noch mal interessiert!«, rief er und musterte mich von oben bis unten. »Nein, nach dir haben sie nicht gefragt. Zufrieden?«
    »Natürlich nicht«, erwiderte ich und senkte die Stimme, bis sie fast besorgt klang. »Wie geht es jetzt weiter? Wollen sie dich anzeigen?«
    »Nein, ich wurde suspendiert. Aber sie haben mir einen Deal angeboten. Eine Anzeige kann ich nur verhindern, wenn ich Namen nenne, Beweismittel rausrücke und noch mehr Beweismittel rausrücke …«
    »Mit wie vielen Leuten hast du sonst noch geredet?«
    »Genug.« Wieder traten ihm Tränen in die Augen, er trank einen Schluck Tee, um mich nicht ansehen zu müssen. »Du hast keine Kinder, du hast keine Ahnung, wie das ist. Ich hab das nur für sie getan, alles, was ich getan habe, war nur für sie.«
    Ich sah auf Brinks herunter, der seinen Ehering am Finger drehte.
    »Irgendwann wirst du es ihr erzählen müssen«, sagte ich.
    »Wie denn?« Erneut hob er die Stimme, sie war schrill. »Wie soll ich ihr das erzählen? Ich habe alle hintergangen, mit denen ich gearbeitet habe, ich habe meine Frau hintergangen, und wofür? Für Geld? Na, über Geld brauche ich mir jedenfalls keine Sorgen mehr zu machen, ich hab ja keins mehr.«
    »Hör mal, reg dich ab.«
    »Sag du mir nicht, dass ich mich abregen soll! Ist ja nicht dein Leben, das den Bach runtergeht!«
    Finster schaute ich zu den Männern in der Ecke hinüber, vergewisserte mich, dass alle so taten, als würden sie nicht lauschen.
    »Kann ich irgendwas für dich tun?«, fragte ich und hoffte, dass er Nein sagte.
    »Lass mich in Ruhe.« Brinks schüttelte den Kopf und stützte das Kinn auf eine Hand. »Lass mich bitte einfach nur in Ruhe.«
    »Hast du sonst noch irgendwas in dem Emma-Dyer-Fall rausgefunden, das ich wissen sollte?«
    Böse sah er mich an und verzog die Lippen. »Du hast überhaupt kein Gewissen, oder? Kein scheiß Gewissen.«
    Ich griente. »Komm mir nicht so. Bei Leuten wie mir weißt du wenigstens, woran du bist.«
    »Was soll das denn heißen?«
    »Zumindest weißt du, auf welcher Seite ich stehe. Was ist mit dir?« Diesmal konnte ich meine Verachtung nicht verhehlen. »Ich verteidige immerhin nicht unser ach so tolles System und lasse mich dann von der Gosse schmieren.«
    »Das habe ich für meine Familie getan – was weißt du schon über Familie?«
    »Schwachsinn!«, sagte ich. Jetzt war mir egal, wer uns hörte. »Ich kenne Leute, die eher zwanzig Jahre einsitzen würden, als ihre Feinde zu verraten, also hock hier nicht rum und tu so, als wärst du besser als die Leute, die du vor Gericht bringst, denn die haben mehr Anstand unter den Fingernägeln als du in deiner gesamten beschissenen Behörde.«
    Brinks schwieg, und ich hasste ihn. Ich hasste ihn, und ich hasste jeden anderen Anzugträger, der auf die Bibel schwor und Integrität und Aufrichtigkeit predigte, obwohl klar war, dass er sich gebückt hatte, dass er sich hatte ficken lassen – von Waffenhändlern, Drogendealern und Auftragskillern –, um immer schön oben zu bleiben.
    Huren, alle miteinander, verfluchte, nutzlose Huren.
    »Dann nehme ich an, dass du dein Geld zurück willst«, höhnte er. »Weil du doch so integer bist.«
    »Behalt das Geld.« Ich stand auf. »Ich glaube, du brauchst es dringender als ich.«
    Ich verließ Brinks und das fettige Café und ging zurück zu meinem Auto.
    Auf der anderen Straßenseite blitzte es.
    Klick klick klick klick klick …
    Das war kein Laden für Touristen.
    Unter meinen Scheibenwischer war ein Zettel geklemmt. Denn ihm gebricht zum Bösen jede Macht. Ich zog ihn heraus, drehte mich um, um besser erkennen zu können, woher das Klicken gekommen war, aber es herrschte zu viel Verkehr, und das Licht war verschwunden.
    Weihnachten rückte näher, und niemand hatte Lichter angebracht.
    Keine Lichter in diesen Fenstern.

14
    »Ja, ich bin bald zu Hause, geh schon mal vor, wir treffen uns später.« Ich legte auf, wendete den Wagen und freute mich schon darauf, den Abend mit Mark zu verbringen und mir den Kopf freizupusten.
    Vor zwei Stunden hatte ich Brinks zurückgelassen, jetzt steckte ich im Feierabendverkehr und konnte den Blick nicht von dem Zettel auf meinem Armaturenbrett abwenden. Schließlich musste ich den Wagen in einer Parkbucht abstellen und mit der U-Bahn zu Edies Club fahren. Eine junge Schwarze in goldenem Neckholder-Kleid ließ mich rein.
    »Edie erwartet mich«, sagte ich.
    »Ich bin nicht ihre scheiß Assistentin, Süßer. Sie ist

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