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Kalter Schmerz

Kalter Schmerz

Titel: Kalter Schmerz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hanna Jameson
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oben.«
    Ich blinzelte. »Ähm … ’tschuldigung.«
    Sie lächelte und wies mit dem Kopf auf die Betontreppe, die auf beiden Seiten von violetten Neonstreifen beleuchtet wurde. Die Clubetage und die Tische vor der weiten schwarz-grauen Bühnenfläche waren leer. Von den freiliegenden Kupferrohren unter der Decke hingen an roten Kabeln Lampen tief über den Tischen. Rote Samtbänke an den Wänden ließen den Raum kleiner erscheinen, und der Bereich um die Bar leuchtete indirekt, weil die mit Strasssteinen verzierte Theke das Lampenlicht reflektierte. Alles passte. Hätte es nicht dürfen, tat es aber. Der Laden war stylish, trotz Edies Neigung zum Kitsch. Er besaß alles, was für Menschen attraktiv war, die es sich leisten konnten, hierherzukommen.
    Ich ließ die Schwarze unten zurück und ging die Treppe hinauf zu Edies Büro.
    Es kam nicht oft vor, dass sie hier war, da dies nur einer ihrervielen Läden war. Im Vergleich zu anderen Clubs wusste ich, dass die Mädchen, die hier arbeiteten, Edie mochten und achteten. Sie würde es nie zulassen, wenn eine von ihnen ungerecht behandelt würde oder wenn Ronnie oder Noel ihre Position ausnutzen würden, so wie es andere Clubmanager gerne taten.
    Ich klopfte an. »Edie?«
    »Komm rein.«
    Als ich die Tür öffnete, saß sie hinter ihrem Schreibtisch, trug einen schwarzen Gymnastikanzug und nicht viel mehr.
    »Nic, Schätzchen.« Lächelnd stand sie auf.
    Etwas Großes, Weißes kam auf mich zugeflogen. Ich duckte mich.
    Verdammte Scheiße!
    »Hey, Edie, was soll der Scheiß?« Ich wich zur Seite aus, schaute auf den Boden und sah, dass einer ihrer monströsen Plateauschuhe in der Tür lag.
    »Komm mir bloß nicht so!« Sie schoss um den Schreibtisch herum.
    »Edie, warte! Warte!«
    Sie schlug mit dem anderen Schuh nach mir.
    »Herrgott noch mal!«
    Ich packte sie am Handgelenk, und sie boxte mir mit aller Kraft in die Magengrube.
    »Edie, hör auf!«
    Ich griff nach ihrem anderen Arm und schubste sie rückwärts, quer durchs Büro, bis sie vor ihrem Schreibtisch stehen blieb. Zum ersten Mal überhaupt sah sie für einen Sekundenbruchteil verängstigt aus, und ich spürte, wie ein Beben durch ihren Körper ging. Dann war es abgeklungen. Ihre Fingernägel gruben sich in meine Hände.
    »Reg dich verdammt noch mal ab!«
    Meine Rippen schmerzten, es fühlte sich an, als hätte ich eine Prellung. Mich wunderte, dass tatsächlich Kraft in diesen Muskeln steckte.
    »Wie kannst du es wagen …«
    »Ich hab keine Ahnung, wovon du redest!«
    Sie wehrte sich, wollte mir vors Schienbein treten.
    »Verdammt noch mal, reg dich ab!«, fuhr ich sie an und verstärkte den Griff um ihre Handgelenke.
    »Ich bin ruhig!« Sie lockerte ihre Fäuste, zeigte mir ihre Handflächen. »Ich bin ruhig.«
    Unsicher, ob ich ihr vertrauen konnte, ließ ich sie los und machte schnell einen Schritt zurück. Edie sah zu Boden, und ich nutzte die kurze Ruhepause, um mit klopfendem Herzen meine Rippen abzutasten.
    »Ich bin ruhig«, wiederholte sie, zu sich selbst.
    Ich hob ihren Schuh vom Boden auf. Ohne Absätze war sie mindestens sieben Zentimeter kleiner.
    »Die sind ja total heftig«, sagte ich, als ich ihn ihr zurückgab. »Wo hast du die gekauft? In so einem Keller, du weißt schon … wo es auch diese Sadomasomasken gibt?«
    »Die habe ich extra anfertigen lassen.«
    »Davon bekomme ich blaue Flecken, weißt du das?«
    »Wie ein Pfirsich.« Edie nahm eine E-Zigarette vom Schreibtisch und zog mehrmals leicht daran. »Komm mir nicht so, Nic. Nicht heute.«
    »Ehrlich, ich habe keine Ahnung, um was es geht.«
    Sie zupfte ihre Sachen zurecht. Ihre Schultern waren angespannt, so als sei sie noch unentschieden, ob sie weiterwüten wollte oder nicht. Edies Launen kamen und gingen mit einem Tempo, das jeden Mann, mit dem ich je gearbeitet hatte, in den Schatten stellte. Selbst jetzt wusste ich nicht, ob ich es überleben würde, sie zu bumsen, oder ob es mir seltsam vorgekommen wäre, von einer Frau auf diese Weise benutzt zu werden.
    »Ich hatte ein paar Fotos in der Post«, sagte sie. »Fotos von dir, auf denen du mit jemandem sprichst. Klingelt es?«
    Ich spürte ein nagendes Gefühl der Angst. »Ähm … mit wem? Ich habe keinen Schimmer, ehrlich, keinen blassen Schimmer.«
    Mit grimmigem Lächeln ging sie um den Schreibtisch herum und nahm einen Stapel Fotos aus der Schublade. Sie legte sie auf den Tisch und schob sie zu mir herüber.
    Ich brauchte nicht näher heranzugehen, um zu wissen, was sie

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