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Kalter Schmerz

Kalter Schmerz

Titel: Kalter Schmerz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hanna Jameson
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wir sonst anrufen sollen. Sie meinte, wir sollten nicht ihrem Mann oder so Bescheid sagen, wir sollten Nic anrufen, deshalb …«
    »Was ist los?«
    »Es tut mir total leid. Wir waren feiern, im Club und … wir haben viel getrunken, ein bisschen was eingeworfen, und Clare ist richtig schlecht drauf, sie ist echt ziemlich abgefüllt. Sie muss wirklich abgeholt werden …«
    Ich sah auf die Uhr. »Wie heißen Sie?«
    »Ähm, Steph.«
    »Wo sind Sie?«
    »Im West End. Der Laden heißt Gecko, den kennen Sie doch, oder?«
    »Nein, aber … den finde ich schon. Können Sie draußen warten oder so?«
    »Ja, ja. Gott, danke! Das tut mir echt total leid!«
    »Schon gut. Dauert ungefähr … Ach, ich bin gleich da.«
    Ich legte auf.
    Manchmal beruhigte mich Gewalt. Das gefiel mir nicht, aber ich hatte nur selten eine Wahl. Mark hätte mir gesagt, ich solle mir keine Gedanken machen, es sei normal, Spaß an etwas zuhaben, was zu tun man sich selbst ausgesucht hatte. Meistens hatte er recht. Vielleicht lag es gar nicht an mir? Vielleicht war es der Rest der Welt, der die falschen Vorstellungen hatte?
    Ich ging weiter zu meinem Wagen und stellte mir vor, wie die Türken neben ihrem toten Bruder aufwachten und durchdrehten. Ich sah alles wie durch einen Weichzeichner. Ob es mir gefiel oder nicht, ich fühlte mich ruhiger.

23
    Ich brauchte fast eine halbe Stunde, bis ich am Club war, der Großteil der Zeit ging mit der Suche nach einem Parkplatz drauf. Am Ende beschloss ich, es drauf ankommen zu lassen, und stellte den Wagen gegenüber dem Laden ab, den Clares Freundin mir genannt hatte: Gecko.
    Die Leute standen Schlange, selbst um diese Uhrzeit. Es war schon länger her, dass ich so bemitleidenswerte Gestalten gesehen hatte, spärlich bekleidet und zitternd.
    Sie hatte gesagt, sie würden draußen warten.
    »Nic?«
    Ich drehte mich nach rechts, und eine Brünette in einem tief ausgeschnittenen rosa Kleid wankte mir auf lächerlich hohen Absätzen entgegen. Sie war ungemein groß und hübsch, wirkte dabei offen und verfügbar.
    »Ja?«
    »Haben wir miteinander telefoniert?«
    »Nehme ich an. Sind Sie Steph?«
    »Oh, Gott sei Dank.« Sie fasste mich am Arm und führte mich mit unsicheren Schritten weg vom Club. »Wir wussten nicht, was wir tun sollten, wen wir anrufen sollten … Ich meine, keine von uns kann sie tragen, und wir konnten kein Taxi kriegen … Wir wollten sie auch nicht da drin lassen.«
    »Was ist denn passiert?«
    »Wir waren feiern und haben sie eingeladen, weil, na ja, sie macht gerade eine harte Zeit durch, und wir dachten, sie könnte ein bisschen Spaß gebrauchen.«
    »Aha …«
    Steph redete schnell, ihre Pupillen waren geweitet.
    »Wir haben ein paar Tabletten eingeworfen, das war dämlich, klar, aber ich kenne den Typen, und es gab noch nie irgendwelche Probleme … Wir wussten nicht, wen wir anrufen sollen. Sie hat nur gesagt, wir sollen Nic anrufen, und das haben wir getan. Ich meine, ich weiß, dass sie verheiratet ist, klar, aber sie meinte, Pat wäre festgenommen oder so.«
    Wir bogen um die Ecke, gegenüber einer Schlange von Taxis stand eine Bank, darauf zwei Frauengestalten. Eine von ihnen war ebenfalls brünett, trug ein blaues Kleid und hatte so viel Verstand gehabt, etwas Warmes überzuziehen. Neben ihr lag, zugedeckt mit einem Mantel und mit dem Kopf auf dem Schoß ihrer Freundin, Clare.
    »Wieso haben Sie keinen Krankenwagen gerufen?«, fuhr ich Steph an.
    »Wir … ähm …« Sie tauschte einen betretenen Blick mit der anderen Frau aus. »Das kommt von den Tabletten.«
    Clare bewegte sich, ein Schuh rutschte herunter. Ihre Beine waren nackt und wurden nicht vom Mantel bedeckt.
    »Scheißdreck«, murmelte ich und kauerte mich hin. »Clare, kannst du mich hören?«
    »Ich weiß nicht, ob sie schlecht auf das E reagiert hat oder einfach nur sturzbesoffen ist«, sagte eine ihrer Freundinnen. »Wir haben das schon öfter gemacht, und sie hat es immer gut vertragen.«
    »Ja, danke, das ist eine große Hilfe«, erwiderte ich, ohne sie anzusehen. »Clare, ich bin’s, Nic. Kannst du mich hören?«
    Sie versuchte, die Augen zu öffnen, und murmelte etwas; ihr Pony klebte an ihrer verschwitzten Stirn.
    »Mannomann …« Ich verdrehte die Augen.
    Die beiden Frauen beobachteten mich, erwarteten, dass ich ihr Problem beseitigte.
    »Hören Sie zu, ich bringe sie nach Hause«, sagte ich. »Kann sie überhaupt noch gehen?«
    »Hm … nicht so richtig.«
    »Okay.« Ich trat zurück, die Hände in den

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