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Kalter Schmerz

Kalter Schmerz

Titel: Kalter Schmerz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hanna Jameson
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Mädels mit ihren Typen. Aber darüber sprich mal besser mit Matt. Ich glaube, Matt war der Letzte, der mit ihm geredet hat. Er meinte, Meds hätte sich oben einen Schuss gesetzt, aber seitdem hab ich ihn nicht mehr gesehen.«
    »Matt?«
    »Ja. Matt kam vorbei. Er wollte ein paar Sachen abholen und fragte, ob Meds da wäre. Ging nach oben, kam wieder runter und meinte, Meds würde sich einen Schuss setzen und … Na ja, der Rest ist Geschichte. Eins von den Mädels ist dann hoch, und da hatte der Blödmann echt losgelegt und sich ’ne Überdosis verpasst. Wahrscheinlich weil er das noch nie gemacht hatte – zu viel Schiss wegen seinen Spritzen und dem Blutzucker und so.«
    Dieses dreckige, verlogene Schwein. Ich sah ihn noch vor mir, wie er auf die Uhr blickte, seine Opfernummer abzog und mir die ganze verdammte Zeit frech ins Gesicht log … Ich hatte Meds gesagt, er solle nicht erzählen, dass er mit mir gesprochen hatte, aber er hatte nicht wissen können, in welche Gefahr er sich selbst damit brachte.
    »Ist traurig«, sagte sie und zog an ihrer Zigarette.
    »Weißt du, wo Matt jetzt ist?«
    »Kein Schimmer. Wie gesagt, hab ihn seitdem nicht mehr gesehen. Wahrscheinlich weiß er es noch nicht mal.«
    »Verdammt …«
    »Ist mit dir alles in Ordnung? Wirklich ganz schön traurig, was?«
    »Ich … Nein. Ja, das ist ziemlich traurig.« Ich war hungrig, durstig, müde, mir war übel …
    »Du siehst nicht schlecht aus«, sagte sie, rutschte vom Sofa auf den Boden und bereitete im Schneidersitz mehrere Lines Koks vor. » Nic . Willst du auch was?«
    »Nein, danke.«
    »Tut mir leid, hab nichts Stärkeres da. Das sind die Reste von Kyle.«
    »Nein, ich meine …«
    Sie schaute zu mir auf, während sie das Pulver auf einem angelaufenen Handspiegel in Linien anordnete. Sie hatte einen kurzen brünetten Haaransatz, und es schien ihr auf liebenswerte Art nicht bewusst zu sein, dass ihre Brustwarzen durch die Löcher im Netzstoff stachen.
    »Ach, scheiß drauf«, sagte ich, legte meine Tasche hin und setzte mich neben sie auf den Boden.
    Sie lächelte.
    Meine Scheinheiligkeit schmeckte bitter, aber es fühlte sich besser an, als es allen recht machen zu wollen.
    Mit einer geübten Bewegung sniefte sie zwei Lines und reichte mir den Spiegel. Ich schaute darauf und versuchte, nicht daran zu denken, was Harriet jetzt wohl sagen würde. Daisy stand auf und ging an mir vorbei zu einem ramponierten CD-Player in der Ecke.
    »Magst du Nirvana?«, fragte sie.
    Ich sniefte die anderen beiden Lines und verzog das Gesicht, als sie auf meiner Nasenschleimhaut brannten. »Sind in Ordnung …«
    »› Grandma, take me home‹ , ha!« Sie stellte die CD an, und als sie sich wieder zu mir setzen wollte, ließ sie sich unbeholfen auf meinen Schoß fallen. »Ach, und das hier, das kostet dich zweihundert. Hast du ein Problem damit?«
    Sie wog kaum mehr als fünfzig Kilo. Keine Ahnung, mit wie vielen Typen sie schon geschlafen hatte.
    »Nee, kein Problem.«
    »Cool.«
    Ein paar Minuten später begann das Koks zu wirken, wir waren nackt und fickten auf dem Wohnzimmerboden. Als sie auf Händen und Knien vor mir hockte, entdeckte ich, dass sie einen Spatz in den Nacken tätowiert hatte. Sie legte sich auf den Rücken, spreizte die Beine, und auf ihrem Becken prangte ein Herz. Es war nichts hineingeschrieben, nur ein schlichtes Herz.
    Daisy war ein schöner Name.
    Nachdem ich auf ihre Brust hatte kommen dürfen, sie es abgewischt hatte, und wir noch mal zwei Lines gesnieft hatten, erzählte sie mir, dass ihre Mutter in eine neue Psychiatrie verlegt worden war. Außerdem erzählte sie, dass sie mal gewusst hatte, wo Matts Eltern wohnten, und dass man normale Stadttauben dadurch von Waldtauben unterscheiden konnte, dass die Waldtaube schwerer gebaut war und einen weißen Ring um den Hals hatte.
    »Den bekommt sie aber erst später … Es ist fast so, als müsste sie sich ihn verdienen. Das sind sozusagen die Priester der Vogelwelt«, sagte Daisy und lachte vor sich hin, während ich neben ihr lag und versuchte, alles zu vergessen, was vor und nach meiner Fahrt zu diesem Haus passiert war. »Ich würde gerne ein Vogel sein, weißt du, falls wir nach unserem Tod wieder zurückkommen. Mein Vater hat früher jeden Tag Vogelfutter ausgestreut … Es kamen Finken und Krähen und so, er hat es nicht ein Mal vergessen. Ha, wir waren ihm immer scheißegal, aber wie besoffen er auch war, die Vögel hat er keinen einzigen Tag vergessen. Selbst wenn sie ihm

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