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Kalter Schmerz

Kalter Schmerz

Titel: Kalter Schmerz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hanna Jameson
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war.
    »Und, was ist passiert?«, fragte ich erneut, da ich glaubte, er hätte den grenzenlosen Drang, darüber zu sprechen.
    »Ich hätte gedacht, es würde lauter werden«, sagte er, ohne mich anzusehen. »Wenn man geht, Schluss macht … Ich dachte, es würde laut, aber sie hat überhaupt nicht geschrien, keine Szene gemacht. Das ist einer der Gründe, warum ich sie so liebte … so liebe. Sie ist keine, die einen Aufstand macht, ein Drama aufführt und dir in einem guten Restaurant den Wein ins Gesicht schüttet, solche Sachen halt. Sie hat mich nur gebeten, ihr alles zu erklären … Das habe ich getan. Sie hat ihren Ring abgenommen, ihn weggelegt«, er wies mit der Flasche quer durch den Raum, wo er wohl immer noch lag, »und ist dann einfach gefahren, mit den Kindern zu ihren Eltern.«
    Das klang würdevoll, dachte ich. Doch als ich darüber nachsann, was für eine Frau wohl einen wie ihn heiratete, löste sich die aufkeimende Achtung wieder auf.
    Vom Zustand der Küche ließ sich nicht darauf schließen, dass sich irgendwas an seiner Lebenssituation verändert hatte. Es waren immer noch keine Fotos zu sehen. Überhaupt nichts Persönliches. Damit glich der Raum Brinks, den selbst der scharfsinnigste Mensch bei einer Gegenüberstellung nur mit Schwierigkeiten erkennen würde.
    »Meinst du, sie kommt zurück?«, fragte ich, genervt von meiner Anteilnahme.
    Er schüttelte den Kopf. »Ich hab’s verbockt, Nic. Ich hab’s versaut. So richtig.«
    »Was ist mit den Kindern?«
    »Sie ist ein anständiger Mensch, sie hat es ihnen nicht gesagt. Ich denke, ich werde sie trotzdem sehen können … am … am Wochenende oder so.« Er schniefte und wischte sich mit der Hand übers Gesicht.
    Heul bloß nicht, betete ich. Wag es verdammt noch mal nicht zu heulen, du Schwein.
    »Frauen sind nicht alles«, sagte ich mit einem missratenen Grinsen.
    »Ach ja? Hab dich noch nie von einer reden hören. Nichts für ungut, aber ich hab dich immer für schwul gehalten, Junge.«
    Ich zuckte mit den Schultern und überhörte die Anfeindung.
    »Manchmal … da wünsche ich mir tatsächlich, so wie du zu sein, ist das nicht zum Brüllen?«, sagte er grienend, betrunken.
    »Ach, ja?«
    »Jung, Single, keine Verantwortung … Vielleicht ist es nur die fehlende Verantwortung. Versteh mich nicht falsch, ich fand das gut, einen richtigen Beruf zu haben, verheiratet zu sein, ich liebe meine Kinder mehr als alles andere, du hast keine Ahnung, wie sehr ich meine Kinder liebe, aber … Tja, man will immer das, was man nicht hat.«
    »Ich will keine Kinder.«
    »Kein vernünftiger Mensch will welche«, stimmte er mir zu. »Aber wenn du erst mal welche hast, willst du sie gegen nichts mehr tauschen.«
    »Ist zu viel Theater.«
    »Ist es, wenn man es noch nicht kennt.«
    Da ich keine Lust mehr hatte zu stehen, setzte ich mich zu ihm an den Tisch.
    »Weißt du jemanden bei euch, den ich anhauen könnte?«, fragte ich.
    »Ein paar. Ich kann dir ein, zwei Namen nennen.« Er grinste wieder. »Oder du machst es einfach so, wie du’s bei mir gemacht hast, hm? Ganz jung an Land ziehen.«
    Wenn er sprach, sog er seine Wangen nach innen, sie wurden hohl. Sein Hemd hatte Flecken. Ohne nachzudenken, überprüfte ich, ob der Reißverschluss meiner Jacke geschlossen war, damit er das Blut auf meinen Klamotten nicht sah.
    »Kommst du vorwärts mit dieser Emma Dyer?«, fragte er.
    »Ein bisschen. Du?«
    »Nicht richtig. Ist manchmal schwieriger, wenn man sich an die Gesetze halten muss. Wir haben den Taxifahrer übrigens laufen lassen, wenn du das meinst.«
    »Es war nicht der Taxifahrer«, sagte ich.
    »Ja, danke, das haben wir auch schon gemerkt.«
    Ich runzelte die Stirn. »Du hast mal gesagt, es waren keine Drogen im Spiel?«
    »Nein, nichts. Auch kein Alkohol.«
    Noch ein Grund, warum Matts Geschichte nicht aufging. Zugekokst bis unter die Schädeldecke , hatte er gesagt …
    Das mit Meds tat mir leid. Seit ich von seinem Tod erfahren hatte, war ich öfter, als ich erwartet hätte, in Gedanken bei ihm gewesen. Langsam begann ich, Matt Masters zu hassen, ein abgrundtiefer Hass, den ich in den Adern spüren konnte. Das konnte nur etwas Gutes bedeuten.
    »Und, warum wolltest du mich unbedingt sehen?«, fragte ich. »Am Telefon hörtest du dich … ganz schön heftig an.«
    »Tja …« Immer noch sprach er mit seinem Bier, und langsam ging mir das auf die Nerven. »Ich musste mit dir reden, ja, über das alles.«
    »Aha?«
    »Meine Abteilung hat einen Tipp

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