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Kalter Süden

Kalter Süden

Titel: Kalter Süden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Liza Marklund
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würde.
    Sie verpasste den Bus und musste sich im Eingang zur Hantverkargatan 32 vor dem einsetzenden Regen unterstellen. Sie schaute hinauf in den Torbogen über ihrem Kopf. Hier hatten Thomas und sie einige Jahre gewohnt. Wie unwirklich kam ihr das vor, als hätte sie darüber gelesen oder es in einem Film gesehen.
    Er hatte sich nach der Nacht an der Costa del Sol nicht mehr bei ihr gemeldet.
    Er hatte gesagt, er würde anrufen, ich rufe dich an war das Letzte, was er sagte, als er sie am Flughafen absetzte, und dabei hatte er ausgesehen, als meinte er es ehrlich. Aber das war wohl nicht der Fall.
    Sie hatte ihn auch nicht angerufen. Stattdessen hatte sie Kalle ein Handy gekauft und ihm beigebracht, es zu laden, damit sie nicht immer die Festnetznummer in der Grev Turegatan anrufen musste, wenn sie den Kindern gute Nacht sagen wollte.
    Sie vermisste die beiden schon wieder, obwohl sie über Pfingsten bei ihr gewesen waren und sie die Kleinen gerade erst zur Schule und in den Kindergarten gebracht hatte.
    Niklas Linde hatte sich ebenso wenig gerührt, aber das hatte sie auch nicht erwartet.
    Nicht einmal Jimmy Halenius hatte angerufen, aber das lag sicher an dem Massenausbruch aus der Haftanstalt Österåker, der weitreichende politische Konsequenzen nach sich gezogen hatte. Sämtliche Oppositionsparteien forderten natürlich den Rücktritt des Justizministers – gerade so, als hätte er die Gefängnismauern höchstpersönlich mit dem Bulldozer durchbrochen Aber wie üblich schien er mit ein paar eleganten Ernennungen und einer großen Portion politischem Naturtalent die Wogen glätten zu können.
    Der Bus kam, und sie stieg als Letzte ein. Bis zur Gjörwellsgatan musste sie stehen.
    Tore, der Hausmeister, steuerte auf sie zu, als sie gerade das Gebäude betrat.
    »Du hast nicht wieder vollgetankt, als du das letzte Mal den Redaktionswagen benutzt hast«, sagte er und baute sich breitbeinig vor ihr auf.
    Ihr Handy klingelte, sie fischte es am Kabel des Headsets aus der Tasche und schaute aufs Display. Die Nummer war ihr unbekannt.
    »Du glaubst wohl, dass ich dein Mädchen für alles bin und nichts anderes zu tun habe, als hinter dir herzuputzen«, schimpfte er.
    »Hallo«, sagte Annika in den Hörer.
    »Annika? Hallo, hier ist Polly!«
    Sie hatte die helle Stimme eines kleinen Mädchens. Annika schloss die Augen und versuchte, den aufgebrachten Hausmeister zu ignorieren. Polly. Polly Sandmann, Suzettes Freundin. Sie hatte ihre Stimme noch nie gehört, sie hatten einander immer nur geschrieben.
    »Hallo«, antwortete sie, wandte sich ab und ging in Richtung Redaktion davon. »Wie geht es dir?«
    »Auf einen Wagen aus dieser Hausmeisterei kannst du in Zukunft lange warten!«, schrie Tore ihr nach.
    »Sie haben geschrieben, dass ich anrufen soll, wenn Suzette sich meldet«, sagte Polly.
    Annika blieb stehen. Patrik entdeckte sie, sprang vom Newsdesk auf und kam mit einem Haufen Zettel in der Hand auf sie zugelaufen.
    »Hat sie sich gemeldet?«, fragte Annika.
    »Ja, als Herr Gunnar Larsson«, sagte Polly. »Diesmal hat sie auch etwas geschrieben.«
    » PK in Skeppsbron in einer Dreiviertelstunde«, rief Patrik und hielt ihr einen Computerausdruck hin. »Du fährst sofort los und nimmst Steven mit.«
    »Was?« Annika zog sich den Knopf aus dem Ohr. »Wer ist denn Steven?«
    »Filip Andersson ist freigesprochen worden. Steven ist unser neuer Foto-Springer.«
    »Hallo?«, kam es aus dem Kopfhörer.
    Annika steckte sich den Knopf wieder ins Ohr.
    »Können wir uns treffen?«, fragte sie. »Bring deinen Laptop mit, oder einen Ausdruck von Suzettes Mail. Wo bist du gegen Mittag?«
    Polly nannte ein Café in der Drottninggatan, von dem Annika noch nie gehört hatte, demnach musste es total hip sein. Ein großer, sehr junger Mann, der viele Kameras in großen Taschen bei sich hatte, kam auf sie zugestürzt.
    »Tag. Ich bin Steven.«
    Sie ließ das Handy in die Tasche fallen und schüttelte dem neuen Fotografen die Hand.
    »Wir sollten wohl sofort los«, sagte Annika und warf einen Blick auf die Meldung der Presseagentur, die Patrik ihr in die Hand gedrückt hatte. Skeppsbron 28 , also in Gamla Stan, da parkte sie am besten unten am Kai.
    »Ich habe keinen Führerschein«, sagte Steven.
    Wie sympathisch, dachte Annika und machte sich auf den Weg zur Hausmeisterei.
    »Vergiss es«, rief Tore, als er sie kommen sah. »Du lernst gefälligst erst mal tanken, bevor du hier wieder auftauchst.«
    »Dein Job ist das Tanken, meiner

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