Kalter Tee und heiße Kuesse
nachdenken. Während er einschlief, dachte er an Lenas rotes Kleid und daran, wie wie ihn alles, was darunter war, erregt hatte.
„Guten Morgen!“ Charlotte stand mit gewohnt guter Laune in Lenas Büro und knallte lautstark die Tür zu. Lena drehte sich um. „Oh Gott, wie siehst du denn aus?“ Charlotte kam näher.
„Wie soll ich denn aussehen?“ Lena unterdrückte ein Husten. Sie hatte sich eine Erkältung eingefangen, was auch sonst.
„Um ehrlich zu sein, wie der Tod auf Beinen. Was hast du gemacht? Bist du nackt durch den Park gerannt?“
„So ähnlich.“
„Wie, so ähnlich?“ Lauernd kam Charlotte näher. „Sofort erzählst du mir, was los ist. Auf der Stelle!“
„Ich war mit einem Mann verabredet und habe vergessen, meine Schuhe anzuziehen, und auf dem Heimweg wurde mir ein klein wenig kalt. Und jetzt lass mich, ich muss arbeiten.“
„Oh nein.“ Charlotte schüttelte den Kopf. „So einfach geht das nicht. Mit welchem Mann? Und warum ohne Schuhe?“
„Mit Schuhen hätte sie nur halb so reizend ausgesehen“, kam es von der Tür. Lena und Charlotte wirbelten herum. Da stand Magnus und lächelte. Im Gegensatz zu Lena sah er blendend aus. Wie das blühende Leben. Levi’s-Jeans, hellblaues Hemd und eine dreiviertellange Lederjacke, die superedel wirkte. Und ich schau aus, als wäre ich gerade aus meinem eigenen Grab geklettert, dachte Lena genervt und drehte sich von ihm weg, weil sie husten musste.
„Also ich verstehe gar nichts mehr.“ Charlotte blickte abwechselnd Magnus und Lena an. „Wer sind Sie überhaupt?“
Magnus kam näher und reichte ihr die Hand. „Magnus Reichenbach“, sagte er freundlich. „Wir haben uns noch nicht kennengelernt, ich bin erst seit gestern hier. Probeweise. Ich werde mit Frau Sanders zusammenarbeiten.“
„Das wird sich noch herausstellen.“ Lena drehte sich zu ihm. „Vielleicht findet Frau Melchior Ihren Vorschlag ja gar nicht gut.“
Magnus lächelte entwaffnend. „Doch, das tut sie. Ich komme gerade von ihr, um Sie zu holen. Ich war vor einer Viertelstunde schon mal hier, aber Sie waren noch nicht im Büro.“
Lena hatte verschlafen, aber das musste sie ihm ja nicht auf die Nase binden. Außerdem regte sie sich gerade fürchterlich auf.
„Wie kommen Sie dazu, ohne mein Einverständnis zu Frau Melchior zu gehen?“, fuhr sie Magnus an.
„Es war doch meine Idee“, rechtfertigte er sich. „Und was ist daran eigentlich so schlimm? Gestern Abend fanden Sie die Idee noch gut.“
„Das habe ich so nicht gesagt.“ Lena kam in Fahrt. „Wir wollten zusammen diese Kampagne vorschlagen. Das sollte ein Gemeinschaftsprojekt werden, wenn es überhaupt zustande kommt. Machen Sie das immer so, ja?“
Nun wirkte Magnus ganz bestürzt. „Ich glaube, Sie verstehen da etwas komplett falsch.“ Er hob beide Hände. „Ich habe selbstverständlich gesagt, dass die Idee von uns beiden kommt und wir das gemeinsam leiten wollen.“
„Darum geht es doch gar nicht“, ein erneuter Hustenanfall schüttelte Lena. Sie suchte verzweifelt nach einem Taschentuch, fand aber keines und musste notgedrungen Magnus’ Stofftaschentuch mit eingesticktem Monogramm annehmen. „Es geht darum, dass ich nicht übergangen werden will. Wir hätten uns vorher absprechen müssen. Sie können nicht einfach davon ausgehen, dass es mir recht sein könnte, den ganzen Tag lang mit Hunden zusammen zu sein, deren Cholesterinspiegel jenseits von Gut und Böse liegt. Das meine ich.“
„Ich habe es nur nett gemeint.“ Magnus biss sich auf die Lippe. „Ich dachte, das sei so weit klar.“
„Nichts ist klar, gar nichts!“ Jetzt schrie Lena fast. Sie war völlig überfordert mit der Situation. Magnus sollte doch bitte einfach gehen. Und Charlotte auch. Die schaute verwirrt zwischen den beiden hin und her und kapierte momentan gar nichts.
„Welche Idee denn?“, fragte sie dann.
„Nichts von Bedeutung“, Lena winkte ab und sortierte einige Unterlagen. Dann ging sie zur Tür. „Können wir jetzt bitte gehen? Frau Melchior wartet ja offensichtlich auf uns.“ Mit diesen Worten ließ sie Charlotte und Magnus stehen und verließ kurzerhand selbst das Büro.
„Guten Morgen, Frau Sanders. Kaffee, Tee oder lieber Saft?“ Lena glaubte nicht, was sie da eben gehört hatte. Seit wann bot Johanna Melchior ihren Mitarbeitern Getränke an? Selbst Gästen bot sie nie etwas an.
„Setzen Sie sich. Ach, da ist ja Magnus. So, dann können wir ja anfangen. Also, Frau Sanders, Herr
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