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Kalter Tee und heiße Kuesse

Kalter Tee und heiße Kuesse

Titel: Kalter Tee und heiße Kuesse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emma van Harten
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sofort los und besorgte eins. Fabrizio machte auch gern Sonntagsausflüge, bei denen man Tretboot fahren und in Landgasthöfen mittagessen konnte. Er liebte Kreuzsticharbeiten, und seine ganze Wohnung war voll mit Stickbildern. „Dabei kann ich so richtig mein geschundenes Ich verwöhnen“ war einer seiner Lieblingssätze. Fabrizio hieß auch nicht Fabrizio, sondern Ulrich, verbat sich aber, mit diesem Namen angesprochen zu werden, und reagierte nicht darauf. Er strafte die Leute nur mit einem, wie er meinte, bitterbösen Blick.
    Zusammen mit Magnus verließ Lena das Büro von Johanna Melchior. Schweigend liefen sie die zwei Türen weiter.
    „Frau Sanders“, fing Magnus an. „Frau Sanders, wegen gestern …“
    Lena öffnete die Tür zu ihrem Büro. „Sie meinen wegen heute Nacht“, unterbrach sie ihn barsch. Er zuckte mit den Schultern. „Ja, also wegen heute Nacht, also, Sie dürfen nicht glauben, dass ich das böse gemeint habe.“
    Lena hob eine Augenbraue. „Natürlich nicht. Das war doch auch ganz normal. Man lässt Frauen ohne Schuhe grundsätzlich nach Mitternacht alleine nach Hause gehen“, erwiderte sie zuckersüß. „Das bin ich gar nicht anders gewohnt. Machen Sie sich deswegen bitte keine Sorgen. Ach so, und herzlichen Glückwunsch zu diesem gelungenen Claim. So etwas Kreatives habe ich in meinem ganzen Leben noch nicht gehört. Und wo wir gerade bei kreativen Ideen sind: Vielleicht könnten Sie mir sagen, wie wir bis spätestens morgen drei Hundebesitzer mit fetten Hunden finden, die bereit sind, zwölf Stunden am Tag zur Verfügung zu stehen – und deren Hunde dieses bescheuerte Hundefutter auch noch gern fressen. Ich für meinen Teil gehe jetzt gleich nach Hause, bevor ich eine Lungenentzündung bekomme. Nein, danke, Sie müssen mich nicht begleiten. Kümmern Sie sich lieber um die tolle Kampagne.“ Sie nahm ihre Jacke, ging zur Tür und ließ einen sprachlosen Magnus zurück. Er roch gut. Er roch verdammt gut. Magnus Reichenbach soll der Teufel holen, dachte sie. Und dann musste sie daran denken, wie er sie geküsst hatte.

5. KAPITEL
    Auf dem Nachhauseweg ging Lena in den Supermarkt, kaufte sich frische Pasta und Hackfleisch und beschloss, heute Abend ausnahmsweise mal nicht auf Kalorien zu achten. Sie würde sich sofort ihren Pyjama anziehen, kochen und dabei in der Küche den Fernsehapparat laufen lassen. Sollte das Telefon klingeln, würde sie nicht drangehen. Lediglich sie selbst würde einen Anruf tätigen, und zwar bei Fabrizio. Hoffentlich hatte er kurzfristig Zeit für diese Aktion, sonst müsste sie Ben oder Joachim anrufen, und auf die beiden hatte sie nun wirklich überhaupt keine Lust. Zu Hause angekommen, sah sie, dass das Lämpchen an ihrem Anrufbeantworter blinkte. Wenn das jetzt Herr Reichenbach war, würde sie selbstverständlich nicht zurückrufen. Sie drückte auf Wiedergabe. Anruf eins war von ihrer besten Freundin Frauke aus Kiel, die meinte, man müsse sich bald mal wieder sehen und so weiter und so fort, und Anruf zwei war Fabrizio: „ Ciao, bella , du, mich hat eben so ein durchgeknallter Typ angerufen“, ging es näselnd los, „Markus Freienbach oder so. Er meinte, er hätte einen Job für mich und ich solle dicke Hunde knipsen und Hundehalter. Ob die Hundehalter auch dick sind, hat er nicht gesagt. Jedenfalls meinte er, das sei mit dir abgesprochen. Stimmt das? Ruf mich doch mal an, mir geht’s gar nicht gut. Migräne. Muss ich noch mehr sagen? Und mein Ficus ist eingegangen, ich sag dir, ich drehe noch durch. Dabei hab ich ihn regelmäßig gedüngt, auch im Winter. Also meine Schöne, ich freue mich darauf, deine Stimme zu hören. Bin zu Hause. Ciao, ciao !“
    Wie konnte Magnus es wagen, einfach bei Fabrizio anzurufen? Jetzt wurde es ihr wirklich langsam zu bunt. Wütend wählte sie die Nummer der Agenturzentrale. Aber Magnus war schon weg. „Er ist, glaube ich, mit der Melchior essen gegangen“, zwitscherte Martina, die Telefonistin. „Die beiden scheinen sich ja gut zu verstehen.“
    „Danke“, brachte Lena heraus. Dann rief sie Fabrizio an. Und ihr Kopf wurde immer heißer.
    Eine halbe Stunde später klingelte es an der Tür, und nachdem Lena geöffnet hatte, sah sie nichts außer Tüten.
    „Geh zur Seite, schnell, sonst fällt mir alles hin.“ Fabrizio stolperte in ihre Wohnung, rannte in die Küche und ließ seine Einkäufe ruckartig auf den alten Holztisch fallen. „Was machst du denn für Sachen!“ Er hielt seinen Handrücken an Lenas

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