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Kalter Tee und heiße Kuesse

Kalter Tee und heiße Kuesse

Titel: Kalter Tee und heiße Kuesse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emma van Harten
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venezianischer Spiegel mit verschnörkeltem Goldrahmen. Auf der Fensterbank wuchs ein Efeu vor sich hin, und überall standen Kerzen. Vom Flohmarkt hatte sie den alten Kronleuchter aus der Jahrhundertwende, dessen Licht man dimmen konnte. Und natürlich besaß sie flauschige, riesengroße Handtücher, farblich passend zu den Kacheln. Wenn es nach Lena ginge, würde sie in ihrem Badezimmer wohnen. Fabrizio kam herein. „Brauchst du was? Soll ich dir noch einen Pfefferminztee machen? Wenn du fertig bist, wird Fieber gemessen.“
    Lena nickte. Sie war wohlig müde. „Ein Tee wäre fein. Mit Honig. In meiner Lieblingstasse.“
    Fabrizio nickte. „Weiß ich doch. Die mit den Rosen drauf. Mach ich gleich. Und denk nicht mehr an dieses Ekelpaket. Den werden wir gemeinsam in Schach halten.“ Dann ging er und setzte Wasser auf.
    Lena genoss es, nichts zu tun, war glücklich, dass jemand da war, der sich um sie kümmerte, und tauchte so tief unters Wasser, dass nur noch ihre Nase rausguckte.
    Während Fabrizio wartete, bis das Wasser endlich kochte, sah er interessiert auf den kleinen Fernseher. Es lief eine Sendung über bayerische Schlösser, und gerade ging es um König Ludwig. Fabrizio liebte Schlösser und Burgen. Für ihn gab es nichts Schöneres als Wochenendfahrten mit Schloss- und Burgbesichtigungen. Er war so froh, dass er Lena zur Freundin hatte, die machte seinen Spleen nämlich mit, ohne zu murren. Wie schön, dass er sie kennengelernt hatte. Er schüttelte den Kopf. Dieser Magnus Reichenbach würde es mit ihm zu tun bekommen, wenn er Lena noch einmal demütigen sollte. Na ja, er würde ihn ja bald treffen.
    Es klingelte an der Tür. Fabrizio schaute auf die Uhr. Halb acht. Ob Frau Kleemann, Lenas vergessliche Nachbarin, mal wieder ihren Schlüssel in der Wohnung gelassen hatte? Er lief in den Flur und öffnete. Das Einzige, was er erblickte, war ein riesengroßer Rosenstrauß mit dunkelroten Blüten. Das sind Baccara-Rosen, dachte er mechanisch. Die waren bestimmt teuer. Das Nächste, was er sah, war eine Hand, die den Strauß hielt.
    „Guten Abend“, erklang eine männliche Stimme hinter dem Rosenstrauß. „Den wollte ich nur abgeben.“ Aha. Ein Fleurop-Bote. Da wollte sich dieser Magnus also doch noch richtig entschuldigen. Als ob das, was er getan hatte, mit einem Rosenstrauß zu entschuldigen wäre! Fabrizio trat zur Seite und ließ den Boten eintreten. Dann kramte er in der Tasche seiner schwarzen Jeanshose nach Trinkgeld und nahm den Strauß in Empfang. Der Bote schaute etwas verwirrt, als er Fabrizio sah. „Wohnt hier nicht Lena Sanders?“, fragte er.
    Fabrizio nickte. „Doch, doch. Aber sie ist krank. Und ich habe ihr eine Suppe gekocht. Hier, bitte.“ Er drückte dem Boten zwei Euro in die Hand und überlegte gleichzeitig, ob er schwul war. Hilf Himmel, sah der gut aus. Diese Augen. Dieser sensible und gleichzeitig erotische Zug um den Mund. Das dichte, dunkle Haar. Vielleicht sollte er ihm seine Karte geben. Mit Sicherheit hatte er auch einen knackigen Hintern. Wenn alle Fleurop-Boten so aussahen, würde er sofort anfangen, sich selbst Blumen schicken zu lassen.
    „Das scheint ein Irrtum zu sein“, meinte der Bote und gab Fabrizio das Geldstück zurück. „Ich bin von keiner Blumenfirma. Mein Name ist Magnus Reichenbach. Frau Sanders ist eine Kollegin von mir, und ich würde ihr den Strauß gern persönlich überreichen.“
    DAS war das Ekelpaket Magnus? Den hatte sich Fabrizio nun wirklich ganz anders vorgestellt. Bestimmt nicht so … sympathisch. Er war völlig überfordert mit der Situation.
    „Ja … ja. Wollen Sie vielleicht kurz reinkommen? Die Blumen müssten ja auch ins Wasser“, meinte er und schloss die Wohnungstür. „Wollen Sie vielleicht auch eine Tasse Tee? Oder ein Glas Wein?“
    Magnus folgte Fabrizio in Lenas Küche. „Gern ein Glas Wein“, nickte er freundlich. „Und wer sind Sie?“
    „Ein alter Freund.“ Fabrizio suchte in den Einbauschränken nach einer passenden Vase.
    „Dürfte ich mir wohl kurz die Hände waschen?“, fragte Magnus.
    „Natürlich, natürlich, zweite Tür rechts“, Fabrizio wedelte mit der Hand Richtung Flur. Magnus nickte und folgte der angezeigten Richtung. Er öffnete die Tür und sah direkt in die Augen von Lena, die splitternackt vor ihm stand und eine Flasche in der Hand hielt, die sie offenbar gerade zuschrauben wollte. Entsetzt schaute sie ihn an, unfähig, nach einem Handtuch zu greifen. Auch er stand einfach nur da und konnte

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