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Kalter Tod

Kalter Tod

Titel: Kalter Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Connelly
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Kanadier am Aussichtspunkt oben gesehen und gehört hatte, und gemeinsam hatten sie beschlossen, Mitford vorerst unter Verschluss zu halten. Zumindest bis zu der Konferenz um 9 Uhr, bei der die Bundesbehörden Farbe bekennen mussten. Wenn FBI und Konsorten das LAPD weiterhin in die Ermittlungen einbeziehen wollten, würde sich das bei dieser Besprechung zeigen. Dann hieße es Quidproquo. Bosch würde die Aussagen des Zeugen nur für eine Beteiligung am Ermittlungsverfahren herausrücken.
    Bis dahin wollte Gandle ein weiteres Update in die Befehlskette der Polizei einspeisen. Angesichts der jüngsten Erkenntnis, dass bei den Ermittlungen das Wort Allah aufgetaucht war, war es seine Pflicht, dafür zu sorgen, dass die zunehmende Brisanz des Falls nach oben durchdrang.
    Mit seinem frisch gefüllten Kaffeebecher kehrte Bosch an seinen Schreibtisch zurück und machte sich daran, die Beweismittel durchzugehen, die am Tatort des Mordes und in dem Haus gefunden worden waren, in dem Alicia Kent festgehalten worden war, während ihr Mann tat, was ihre Peiniger von ihm verlangten.
    Das meiste von dem, was am Schauplatz des Mordes gefunden worden war, kannte er bereits. Er begann, Stanley Kents persönliche Dinge aus den Beweismitteltüten zu nehmen und sich anzusehen. Da sie inzwischen von der Spurensicherung untersucht und analysiert worden waren, konnte er sie unbedenklich anfassen.
    Der erste Gegenstand war das BlackBerry des Physikers. Bosch war nicht sehr versiert im Umgang mit Computern und anderen elektronischen Geräten und war sich dessen sehr wohl bewusst. Mit seinem eigenen Handy kam er inzwischen einigermaßen zurecht, aber es war ein einfaches Modell, mit dem man Telefongespräche führen und empfangen und Telefonnummern speichern konnte und sonst nichts – soweit er wusste. Das hieß, er stand auf verlorenem Posten, als er sich an dem komplizierten Gerät zu schaffen machte.
    »Harry, soll ich Ihnen damit helfen?«
    Bosch schaute auf und sah, wie Ferras ihn anlächelte. Bosch war sein mangelndes technisches Geschick peinlich, aber es ging nicht so weit, dass er keine Hilfe angenommen hätte. Das hätte sein persönliches Manko zu etwas Schlimmerem gemacht.
    »Wissen Sie, wie man so ein Ding bedient?«
    »Klar.«
    »Es hat doch auch E-Mail, oder?«
    »Sollte es jedenfalls.«
    Bosch musste aufstehen, um Ferras das Gerät über ihre Schreibtische hinweg zu reichen.
    »Gestern Abend gegen sechs bekam Kent von seiner Frau eine E-Mail, die als dringend gekennzeichnet war. Der Mail war das Foto von ihr angehängt, auf dem sie gefesselt auf dem Bett liegt. Könnten Sie diese Mail vielleicht aufrufen und dann sehen, ob Sie sie zusammen mit dem Foto ausdrucken können. Ich würde mir das Foto gern noch mal ansehen, aber möglichst größer als auf diesem kleinen Display hier.«
    Während Bosch noch redete, hatte sich Ferras bereits an dem BlackBerry zu schaffen gemacht.
    »Kein Problem«, sagte er. »Dazu brauche ich die E-Mail nur an meine Adresse weiterzuleiten. Dann kann ich sie öffnen und ausdrucken.«
    Ferras begann mit den Daumen auf der winzigen Tastatur des Handys zu tippen.
    Für Bosch sah es wie ein Kinderspielzeug aus. So ähnlich wie die Geräte, mit denen er die Kids immer im Flugzeug spielen gesehen hatte. Er konnte nicht verstehen, warum sich die Leute immer so fieberhaft an ihren Handys zu schaffen machten. Er war sicher, das war eine Art Warnung, ein Zeichen für den Verfall der Kultur oder der Menschheit, aber genauer konnte er nicht in Worte fassen, was er dabei empfand. Die digitale Welt wurde immer als riesiger Fortschritt angepriesen, aber er war diesbezüglich nach wie vor skeptisch.
    »So, ich habe sie gefunden und gesendet«, sagte Ferras. »Wahrscheinlich kommt sie in ein paar Minuten an, dann drucke ich sie aus. Sonst noch was?«
    »Lässt sich darauf auch ablesen, wen er angerufen hat und von wem er angerufen wurde?«
    Ferras antwortete nicht. Er drückte auf verschiedene Tasten des Telefons.
    »Wie weit möchten Sie zurückgehen?«, fragte er.
    »Vorerst vielleicht bis gestern Mittag«, antwortete Bosch.
    »Okay, Harry, das sind die Daten. Soll ich Ihnen zeigen, wie man das Teil hier bedient, oder soll ich Ihnen einfach die Nummern sagen?«
    Bosch stand auf und ging um die zwei Schreibtische herum, sodass er über die Schulter seines Partners auf das kleine Display sehen konnte.
    »Geben Sie mir erst mal einfach nur einen groben Überblick«, sagte er. »Genauer können wir uns dann später

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