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Kalter Tod

Kalter Tod

Titel: Kalter Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Connelly
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Bosch begann seinen jungen Partner zwar gerade erst kennenzulernen, aber dass er seine Frau sehr liebte, wusste er bereits. Unter der Glasauflage seines Schreibtischs hatte Ferras eine Collage aus Fotos seiner besseren Hälfte. Bosch hatte unter der Glasplatte auf seiner Seite ihres gemeinsamen Arbeitsplatzes Fotos von Mordopfern, nach deren Mördern er noch suchte.
    »Drucken Sie mir das aus«, sagte Bosch. »Und vergrößern Sie es, wenn das möglich ist. Und nur zu, spielen Sie ruhig weiter mit dem Handy da rum. Sehen Sie, was Sie sonst noch finden.«
    Bosch kehrte auf seine Seite zurück und setzte sich. Ferras druckte die E-Mail und das Foto auf einem Farbdrucker aus, der im hinteren Teil des Bereitschaftsraums stand. Er ging den Ausdruck holen und brachte ihn Bosch.
    Bosch hatte bereits seine Lesebrille auf, aber er zog aus einer Schreibtischschublade auch noch ein rechteckiges Vergrößerungsglas, das er gekauft hatte, als er merkte, dass seine Brille für ganz kleine Sachen nicht mehr ausreichte.
    Er benutzte das Vergrößerungsglas nie, wenn viele Detectives im Bereitschaftsraum waren. Er wollte den anderen nichts geben, womit sie ihn aufziehen konnten – auch wenn es nur zum Spaß war.
    Er legte den Ausdruck auf seinen Schreibtisch und beugte sich mit dem Vergrößerungsglas darüber. Zuerst studierte er, wie Kents Frau Arme und Beine auf den Rücken gefesselt worden waren. Die Täter hatten insgesamt sechs Kabelbinder verwendet. Sie hatten jeweils einen um jedes Hand- und Fußgelenk angebracht, dann einen, um die Fußgelenke miteinander zu verbinden, und schließlich den letzten, um die Schlingen um die Handgelenke an der um die Fußgelenke festzumachen.
    Bosch fand, das war eine ziemlich komplizierte Methode, die Frau zu fesseln. Er hätte es jedenfalls nicht so gemacht, wenn er einer Frau, die sich möglicherweise auch noch heftig wehrte, Arme und Beine auf den Rücken hätte binden wollen. Er hätte weniger Kabelbinder verwendet und wäre einfacher und schneller vorgegangen.
    Er war nicht sicher, was das bedeutete, oder ob es überhaupt etwas bedeutete. Vielleicht hatte sich Alicia Kent gar nicht gewehrt, und als Gegenleistung für ihre Fügsamkeit hatten die zwei Männer mehr Kabelbinder als nötig verwendet, damit es für sie weniger unbequem war, gefesselt auf dem Bett zu liegen. Bosch fand, dass ihre Arme und Beine infolge der Art, wie sie gefesselt worden war, nicht so stark nach hinten gezogen wurden, wie das möglich gewesen wäre.
    Bei dem Gedanken an die Aufschürfungen an Alicia Kents Handgelenken wurde Bosch jedoch bewusst, dass es für sie trotzdem alles andere als angenehm gewesen sein musste, so lange nackt und gefesselt auf dem Bett zu liegen. Er gelangte zu der Einsicht, dass das Einzige, was er nach dem Studium des Fotos sicher wusste, war, dass er noch einmal mit Alicia Kent sprechen müsste, um alles, was passiert war, genauer mit ihr durchzugehen.
    Er schrieb die ihre Fesselung betreffenden Fragen auf eine neue Seite seines Blocks. Den Rest der Seite wollte er dazu verwenden, sich weitere Fragen an sie zu notieren.
    Sonst fiel ihm beim Betrachten des Fotos zunächst nichts mehr ein. Er legte das Vergrößerungsglas beiseite und begann, den Bericht der Spurensicherung vom Tatort des Mordes zu überfliegen. Da auch hier nichts seine Aufmerksamkeit erregte, wandte er sich rasch den Berichten und Beweismitteln aus dem Haus der Kents zu. Weil er mit Brenner schon sehr bald von dort zum Saint Agatha’s gefahren war, war er nicht dabei gewesen, als die SID-Techniker nach Spuren suchten, die die zwei Eindringlinge hinterlassen hatten. Er war gespannt, was sie, wenn überhaupt etwas, gefunden hatten.
    Das Ergebnis ihrer Suche war ziemlich mager ausgefallen. Es bestand aus einer einzigen Beweismitteltüte, die die schwarzen Kabelbinder enthielt, mit denen Alicia Kent gefesselt worden war und die Rachel Walling bei ihrer Befreiung durchtrennt hatte.
    »Das ist aber komisch«, sagte Bosch und hielt die durchsichtige Plastiktüte hoch. »Sind das die einzigen Beweise, die sie im Haus der Kents gefunden haben?«
    Ferras schaute auf.
    »Es ist jedenfalls die einzige Tüte, die sie mir gegeben haben. Haben Sie mal ins Beweismittelverzeichnis reingeschaut? Da müsste es eigentlich drinstehen. Vielleicht sind sie noch dabei, Verschiedenes zu analysieren.«
    Bosch sah die Dokumente durch, die Ferras erhalten hatte, und fand schließlich das Beweismittelverzeichnis.
    Jeder Gegenstand, der von der

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